Nachdem wir zuletzt einige größere Auseinandersetzungen und vor allem Wechselspiele in Puncto Handlungsorte zu sehen bekommen haben, hat uns „The Walking Dead“ diese Woche mal wieder einen Exkurs beschert. Der ist allerdings nicht einfach nur ausgefallene Rahmen-Handlung sondern führt uns inmitten der neuen Gegenspieler-Gruppe. Aber der Reihe nach.
Daryl und Dog sind nach dem Einschreiten der Reapers auf der Flucht. Ein bisschen seltsam wirkte es bereits, wie einfach er aus der Unterzahl-Situation fliehen konnte, da wird – gerade nachdem Daryl eher unnötigerweise den guten alten Eingeweide-Trick angewandt hatte (war überhaupt auch nur ein weiterer Walker diese Folge zu sehen?) – auch schon aufgelöst, weshalb die Reaperin gezögert hatte: Es handelt sich um Leah! Ihr wisst schon, die frühere Hütten-Bekanntschaft von Daryl.
Jetzt gehört Leah also zu den Reapern und bringt Daryl nicht etwa um, sondern in das Hauptquartier der neuen Gruppe. In eine kleine Zelle – da kommen Erinnerungen (und Ohrwürmer) hoch… Unter Waterboarding wird er verhört, kann aber nach und nach das Vertrauen von ihr und anderen gewinnen, indem er so tut, als sei er gar kein wirklicher Teil der feindlichen Gemeinschaft. Mir hat hier vor allem die kleine Sequenz mit der anderen Figur im Gefängnis gefallen. VERSTANDEN!? Ein paar wenige oberflächliche Informationen gibt Daryl dann zwar preis, im Gegenzug erhalten er und wir aber deutlich mehr Insights in die Reaper-Gruppe.
Vor allem bekommen wir deren Anführer vorgestellt. Die Einführung war atmosphärisch schon ziemlich gelungen, vor allem der diese neue Figur umgebende Soundtrack hat sehr gut gepasst.
„God is here. He’s angry. I’m angry. You feel that?!“ (The Pope)
Der Ober-Reaper wird also als „The Pope“ betitelt und hat mich zu Beginn an eine Mischung aus Bob Odenkirk und Steve Ogg erinnert. Vor allem, weil er auch ein bisschen Negan-Rhetorik in seinen Dialogen beherbergt.
Es folgt ein etwas eigenwilliger aber doch recht glaubhaft inszenierter, feuriger Einstellungs-Test, bei dem nicht nur Daryl überzeugen kann, sondern auch die bildliche Inszenierung. Mir hat gefallen, wie die Hütte hinter Daryl weiter in sich zusammenbricht, während er stoisch davor steht um einen „Wer kann die Gegenseite länger obercool anstarren?“-Contest zu bestreiten.
„Are. You. Hungry?“ (The Pope)
Auch gefallen hat mir die Darstellung der Verbrennungen des „Bruders“, der im Lagerfeuer sein Ende fand. Und das, obwohl doch eigentlich alle „Auserwählte“ sein sollten, denen das Feuer nichts anhaben kann…?
Wie das bei Exkurs-Folgen so ist, wird ein bisschen das Tempo rausgenommen, was ja total in Ordnung ist. Ich persönlich brauche nicht jede Folge Zombie-Action, das war schon ganz gut so. Zumal wir uns so auf eine Figur bzw. einen Handlungsstrang konzentrieren und tiefer in Dialoge und vor allem Atmosphäre eintauchen können. Das hat auch größtenteils geklappt, war die Folge doch stringent und stimmig erzählt. Dennoch hat man meine komplette Aufmerksamkeit dann doch in einzelnen Momenten verloren. Auch wirkt der Pope zwar an sich furchterregend impulsiv und (Irr?)Glaubens-gelenkt, aber irgendwie fühlt er sich auch nur wie eine neuerliche Aufführung bereits etliche Male gesehener Gegenspieler an. Ein bisschen habe ich das Gefühl, dass er eh nicht mehr allzu lange eine Rolle spielen wird, so schnell wie wir allgemein in das dann doch kurz währende Mysterium der Reaper eingeführt worden sind. Oder aber, Daryl schafft es, sie irgendwie zu instrumentalisieren für das, was da noch anderweitig auf uns zukommen wird…
Insgesamt war das eine vollkommen solide Folge, die vor allem visuell und atmosphärisch einiges zu bieten hatte. Dennoch war mir das insgesamt zu wenig, um mehr Kronen zu vergeben.
Bilder: amc
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