Nach dem Ende der letzten Folge „The Walking Dead“ war im Grunde genommen klar, was uns diese Woche erwarten würde. Zumindest inhaltlich. In Sachen Gestaltung hat man aber durchaus überraschen können, denn die allgemein diese Staffel deutlich spürbare Annäherung zum Horror-Genre wurde nochmals intensiviert.
Connie lebt. Dieser Satz hat vermutlich nie wirklichen Twist-Charakter gehabt, aber jetzt haben wir Gewissheit. Gemeinsam mit einem Mann versteckt sie sich in einer alten Villa, die das ideale Horror-Set abgeben soll. Für erste Jump-Scare-Momente sorgen die Bilder im Kopf, die Connie beim schließen der schlaflosen Augen zu sehen bekommt. Der wahre Alptraum sollte aber erst noch folgen.
„Well, don’t you look delightful.“ (Connie)
Kurzer Sprung zum B-Plot, der atmosphärisch komplett anders gelagert ist. Statt aufwühlendem Horror gibt es stahlharte Spannung und Dramatik. Daryl muss das ihn bekannte Gruppenmitglied foltern und beim Besuch des Safehouses Zeit gewinnen um die Gruppe um Maggie vorwarnen bzw. entkommen lassen zu können. Trotz einiger Momente, in denen die Loyalitätsfrage gestellt wird oder auch das Versteck der Gruppe aufzufliegen droht, wirkte der Wechsel stets eher wie ein fluffiger Moment des Durchatmens für uns Zuschauer:innen.
Dann im Horror-Haus beginnt die Geschichte erst so richtig. Stark sind hier aber vor allem zwei Aspekte: Zum einen, dass wir Szenen, in denen Connie alleine unterwegs ist, erneut ohne Ton zu hören bekommen. Das versetzt uns nicht nur größtenteils authentisch in ihre persönliche Situation, sondern schafft so auch gekonnt großes Potenzial für Sound- und Überraschungs-Momente, die noch intensiver wirken können. Hinzu kommt das großartige Schauspiel von Lauren Ridloff, die vor allem den aufgebrachten Angstzustand vortrefflich hat rüberbringen können.
Ach ja, und dann wäre da noch Gollum! In mehrfacher Ausführung… So richtig hat mich die Ausrichtung dieser Geschichte jetzt nicht ganz abholen können, das wirkte eher wie ein recht plumper Horror-Streifen, aber die Bewegungen der zu Kreaturen verkommenen Menschen hat spätestens dann einen eindringlichen Effekt erhalten, als Connie hinter der Wand stand und durch ein Guckloch mit ansehen musste, wie ihr Bekannter angegriffen wird. Kurz darauf kam aber auch einer der Momente zum Vorschein, die nicht ganz perfekt umgesetzt worden war, als die Wand zunächst gar nicht zu öffnen sein soll und dann in Sekundenschnelle ein Meter-hohes Loch entsteht. Aber gut, amerikanische Bauweisen und so.
Ein bisschen klischeehaft wird dann auch das Ende. Kelly sucht erst einzeln nach ihr und findet eine kleine Camp-Stelle und dann – nach Erweiterung des Suchtrupps – auch in allerbester Kavalerie-Art das Horrorhaus. Na, das ist aber auch ein zufälliges Glück gewesen…
Die ganz großen Überraschungen blieben für mich zwar aus, denn dass Connie noch lebt und letztlich überlebt, dürften wir alle erwartet haben. Aber dazwischen bekommen wir eine angenehme Abwechslung zum sonstigen „The Walking Dead“-Plot zu sehen. Die Inszenierung war stimmig, die Atmosphäre dicht und packend und selbst der B-Plot hatte ordentlich Spannung parat, konnte aber doch auch kontrastreiche Abwechslung bieten. Wobei ich mir auch gut vorstellen kann, dass die Haus-Geschichte eine eigenstehende Exkurs-Geschichte hätte abgeben können. Ein paar kleinere Schwächen in der Erzählung gab es zwar noch, aber mir gefällt weiterhin sehr gut, dass die Serie sich ihrer eigentlich ursprünglichen Horror-Ausrichtung vermehrt anzunehmen wagt. Und alleine die „stummen“ Szenen waren absolutes TV-Gold! Allgemein ist sehr erfreulich, wie stabil und hochwertig sich „The Walking Dead“ aktuell zeigt!
Bilder: amc
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