Fühlt es sich an, als wäre die letzte Staffel „The Walking Dead“ doch gerade erst gestartet, da macht sie auch bereits eine Pause. Immerhin aber nur eine statt DER Midseason-Pause, ist die letzte Season der Serie doch gedrittelt. Für den Abschluss des durchaus gelungenen ersten Achter-Teiles hat man sich handlungsseitig mal wieder etwas konzentriert – auf einen Kampf und den Grund, wofür es sich zu kämpfen gilt.
Alles beginnt mit den gehordeten Walker, die bei den Reapern erscheinen. Ein ausgesandter Rattenfänger wird überwältigt und mit persönlich gefällt, dass man sich der Whisperer-Taktik bedient hat.
Im Wechsel bekommen wir auch Alexandria zu sehen, wo ein fieser Sturm herrscht. Die Mühle brennt, Solarpanele sind kaputt und die Schutzwand ist eingebrochen. Letzteres führt zu ungewollter Walker-Nähe, was durch einen ausgesandten Reparatur-Trupp gelöst werden soll. Mir gefällt, dass die Darstellung aber weiterhin bei den vermeidlich Schutzlosen bleibt. Nachdem Virgil ziemlich leicht zum Bleiben überredet werden konnte, beweist sich Judith als patente Beruhigerin und Rosita schaltet mal eben den Badass-Modus an. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände landen letztlich die Kinder im zuflutenden Keller gefangen – hallo Cliffhanger!
Einige angespannte Momente gibt es auch bei Daryl. Zunächst noch im Kleinen, doch über die Folge hinweg wird es im drastischer. Die Geheimagenten-Position kann dieses Mal dann doch noch ordentlich entfaltet werden.
„How strong is that gate?“ – „Strong enough. They won’t get that far though.“ (Daryl & Pope)
Maggie und Gabriel brechen durch das doch eigentlich nicht so notwendige Tor, um an die Nahrungsmittel zu gelangen. Die Art, wie da trotz aufkommender Explosionen weiter mit marschiert worden ist, empfand ich als etwas blauäugig bis unnötig, aber gut, vielleicht gab es keinen anderen Weg und es geht letztlich um das eigene Überleben. Und hier zeigt sich auch die besondere Bedeutung dieser Folge: Familie und der Schutz eben jener. Auf allen Seiten. Denn auch Pope und seine Leute sind „Familie“. Nur setzt Pope seine Beziehung zu Gott und vor allem seinen Zwist mit Maggie (die er meiner Meinung nach etwas zu sehr wertschätzt, dafür, dass er kaum etwas über sie weiß…?) über die eigenen Leute. So hat Daryl dann doch etwas Glück, dass Pope gewillt ist, eine Feuerwerks-Raketen-Abschuss-Anlage auf die eigenen Leute zu richten.
„The lord speaks through me! You don’t question the lord, you don’t question me!“ (Pope)
Seine Beichte erfüllt zumindest kurzfristig ihren Zweck. Leah bringt Pope um und sich selbst als neue Anführerin in Stellung – und auch wenn sie Daryl nicht direkt verrät oder gar selbst verfolgt, setzt sie ihre Familie und Aussicht auf eine leitende Position über die Beziehung zu Daryl und mögliche Neu-Familie.
„Pope is dead. Dixon murdered him. He’s with the enemy.“ (Leah)
„Es geht nicht um Zombies, sondern um die Menschen“ hat Showrunnerin Angela Kang im Behind-the-Scenes-Video zur Folge „For Blood“ erneut betont. Vor allem geht es um den Schutz der eigenen Leute. Diese Motivation ist einleuchtend, emotionalisiert und schafft eine authentische Grundlage für allerlei gefährliche Vorhaben und drastische Durchführungen. Insgesamt muss ich sagen, dass mir die ganze Pope-Geschichte etwas zu klein bzw. aufgeblasen vorkam. Aber vielleicht ist es auch ganz gut, dass nicht jede:r Gegenspieler:in über mehrere Staffeln hinweg gigantische Handlungsstränge erhält. Letztlich haben wir ja auch nicht mehr viel Zeit und das Common Wealth wirkt noch immer als lediglich angerissen. Aber noch sind die Reaper ja nicht endgültig Geschichte. Ich kann mir vorstellen, dass Leah in gewisser Weise davon absieht, einen totalen Rachefeldzug zu starten – wer weiß, vielleicht kann man sich ja sogar irgendwann zusammenraufen. Gemeinsame Feinde und so, man kennt das…
Insgesamt hat mir dieses erste Drittel der finalen Staffel „The Walking Dead“ erstaunlich gut gefallen. Man hat es geschafft, wieder eine gewisse Kontinuität zu erreichen, eine Spannung, die über einzelne Momente hinausgeht. Die Serie hat vermutlich nie besser ausgesehen, war selten so stimmig zusammengestellt und man hat es größtenteils geschafft, die Handlungsstränge parallel aufrecht zu erhalten und überall relevante Geschichten zu erzählen. Jetzt heißt es aber erstmal warten. Episode Neun wird erst am 20. Februar 2022 erscheinen.
Bilder: amc
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