In der Nacht zu Montag lief in den USA auf AMC das zweite Drittel der finalen Staffel „The Walking Dead“ an. Nachdem die ersten acht Episoden von Season 11 ein erfreulich hohes Niveau und sogar ein paar Highlight-Momente parat hatten, war die Hoffnung groß, dass es so weiter geht – und „No Other Way“ hat diese erfüllen können.
Direkt zu Beginn wird ein Feuerwerk abgefackelt! Okay, eher im wörtlichen Sinne, die zerberstenden Untoten waren wohl eher Effekthascherei und dieser Moment, in dem Maggie vor dem abgeschossenen Reaper flieht, war eher dem Slapstick zuzuordnen. Aber gut, das leicht lädierte Trio versteckt sich vorerst hinter der Speisekammer, was als spannende Ausgangslage schon mal besser taugt.
In Alexandria geht es derweil intensiver zur Sache. Die über die Wohnung reinbrechende Zombie-Horde wird dann doch recht leicht auf der Treppe zurückgehalten, das allgemeine Poltern wirkt aber vor allem in Kombination mit dem im Keller einfallenden Wasser bedrohlich. Einen „Here’s Johnny!“-Moment später wird das Wasser immer mehr und in der Kombination dann doch tatsächlich mal eine Situation, in der Spannung aufkommt und man authentische Gefahr vermittelt bekommt.
Aaron kann sehr beachtlich gut von einem Fenster abspringen, durch das er definitiv nicht gerade erst durchgekrabbelt ist… Und selbst mit seinem Morgenstern-Arm kann er auch noch ziemlich beachtlich ein Abwasserrohr entlang-klettern – Da muss er selber staunen, wie das alles möglich gewesen sein soll…
„God wouldn’t allow you to murder my friends, neither do I.“ (Gabriel)
Nach den kleinen Holprigkeiten zum Start nimmt die Folge aber an Substanz zu. Das beginn mit Daryl, der sich nochmal durch die Grundschule kämpft. Allgemein zeigt sich die Folge Hieb- und Stichfest, wenn man so will. Das führt sich im Kampf des angeschlagenen Trios gegen den selbstsicheren Reaper fort, der mir sehr gefallen hat. Das war eine gelungene Balance aus imposanter Action und einer gewissen Authentizität. Es gab jedenfalls ordentlich was auf die Glocke!
„Well, ding-dang!“ (Negan)
Von bislang 3,5 auf 4 Kronen springt die Folge dann beim Aufeinandertreffen der Reaper und unserer Gruppe. Der Schuss-Moment war tatsächlich überraschend und hat nicht nur im Bein gesessen. Was ein Badass-Moment für Gabriel!
„No Jetson here. Call me Gabriel.“ (Gabriel)
Es sollte aber noch ein Moment folgen, der weitaus intensiver vonstatten geht und weitreichende Folgen besitzt. Zunächst notiere ich mir noch, dass Maggie sich selbst bei Negan vergewissert, wie gehandelt werden soll, was das neu gefundene Vertrauen zwischen den beiden aufzeigt. Doch dann geht sie doch dem Rache-Impuls nach, was letztlich zwar zu einer eindrucksvollen Szene führt, aber vor allem auch zu einer nochmals abgewandelten Sichtweise bei Negan. Sein Bild von Maggie wurde nochmal geschärft, und zwar so sehr, dass er lieber auf Abstand geht und die Gruppe vorerst verlässt.
Allgemein gab es nicht nur aber vor allem bei dieser „Maggie dreht durch“-Szene eine sehr ausgefallene Kameraführung zu bewundern, die neben einigen dynamischen Drehungen vor allem auch eine originelle Ego-Perspektive des Opfers für uns bereitgehalten hat. Auch im späteren Verlauf sind mir neben den mittlerweile erfreulicherweise üblichen Kameraperspektiven bei statischen Shots einige sehr bewegliche Aufnahmen positiv aufgefallen.
Am Ende hat „The Walking Dead“ aber noch einen gehörigen Abschluss für uns parat, der auch nicht schlecht als Midseason-Finale getaugt hätte. Nachdem wir versichert bekommen haben, dass Alden tot ist, geht es für die Gruppe mit Proviant zurück ins verwüstete aber wieder gesicherte Alexandria. Während alles sich über Äpfel und Daryl sich über das Wiedersehen mit Connie freut sowie wir Zuschauer dem Happy-End-Abspann entgegensehen, kommt doch noch Bewegung rein.
Nicht nur erscheint Eugene mit einer Truppe aus dem Common Wealth auf der Türmatte, es geht nach einem kleinen Pläuschchen gar einen ziemlich krassen Schritt weiter. Sechs Monate später sehen wir, wie Maggie wohl der gegebenen Möglichkeit gefolgt ist, in Alexandria zu bleiben, wohingegen Daryll in Sicherheits-Uniform des Common Wealth hinein möchte. Oha…!
„It doesn’t have to be this way.“ – „Yeah. Yeah, it does.“ (Maggie & Daryl)
Am Ende musste ich dann doch auf 4,5 Kronen hoch gehen. Was ein Auftakt! Die ersten Szenen haben mich erst noch etwas zweifeln lassen, da mich nicht alles handwerklich bzw. logisch ersichtlich war. Spätestens aber mit der Maggie-Szene wurde die Folge aber auf ein anderes Niveau gehoben und der Cliffhanger am Ende mag zwar Mittel zum Zweck sein, hat seinen Überraschungseffekt aber vollends auskosten können. Jetzt rattern die Köpfe der Fans, was sich in den nächsten sechs Monaten zutragen könnte, dass es zu dieser auf den ersten Blick brisant erscheinenden Situation kommen kann. Aber wie wir mittlerweile ja alle wissen, sind Teaser zum einen eh nicht immer ganz der kontextuellen Wahrheit verschrieben, vor allem aber haben Figuren wie Daryl es auch drauf, das ein oder andere Täuschungsmanöver zu fahren. Fest steht: Das dürfte eine spannende weitere Staffel werden!
Wie im Abspann zu sehen ist wurde diese Folge übrigens Kameramann Stephen Campbell gewidmet, der „The Walking Dead“ über sieben Staffeln hinweg begleitet hat und am 4. November 2021 im Alter von 65 Jahren verstorben ist.
Bilder: AMC
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