Nachdem wir vergangene Woche einen größeren Einblick in das Leben im Commonwealth erhalten hatten und viele sich fragten, was denn mit Eugene sei, gibt es diese Woche direkt mal eine Eugene-zentrierte Folge, die uns up-to-date und ihn auf eine heiße Fährte bringt.
Zunächst ist alles wie in einer schlechten Rom-Com. Eugene wacht neben Stephanie auf, die gebannt seinen Roman-Script durchliest und es für so super erachtet, dass Eugene ihr einen Schlüssel zu seinem Appartment schenkt. Awww! Alles wirkt allerdings ein bisschen surreal. Zum einen natürlich, weil man nach all den Staffeln nicht mehr gewohnt ist, dass Leute Schlüssel zu Wohnungen haben und diese (kitschiger Anhänger inklusive!) nachmachen können, nein, auch wegen der schmalzigen Romantik-Musik. Aber keine Angst, die rosarote Kitsch-Farbe schmilzt so schnell dahin wie zwei vorschnell gekaufte Eis in der Waffel…
Der Moment war schon ziemlich fies. Aufmerksame Zuschauer:innen dürften bereits geahnt (oder gar gewusst) haben, dass mit der angeblichen Stephanie etwas falsch ist, was nochmal durch eine Szene unterstützt wird, in der sie beim eiligen Zusammenpacken ihrer Sachen gezeigt wird. Im Nachhinein frage ich mich ein bisschen, ob das an dieser Stelle bereits notwendig war, immerhin begibt sich Eugene selbst zunächst auf eine investigative Suche nach der vermeintlich entführten oder zumindest mal verschollenen „Stephanie“. Das hätte für uns Zuschauer:innen ja auch erstmal etwas offener gehalten werden können.
Kurz zu den beiden Nebenplots dieser Folge. Carol wird von Lance zu einem Schmuggler-Camp geführt, was zum einen aufzeigt, dass es dann doch noch einige externe und für die Allgemeinheit verborgene Verbindungen des Commonwealth zur Außenwelt gibt. Nach intensivem Augenkontakt mit einer dortigen Dame bringt Carols Einschätzung Lance letztlich dazu, den Händler einzukassieren. Mal schauen, wo das noch hinführt, insgesamt hätte das für mich aber nicht unbedingt sein müssen diese Folge, zumal Lance so beinahe omnipräsent gewirkt hat in der zweiten Hälfte der Episode.
„It’s nice when your hobby is also an apocalypse skill!“ (Lance)
Deutlich interessanter ist da Connies Erzählstrang, der bzw. die den Ereignissen der vorangegangenen Folge nachgeht. Doch statt investigativen Journalismus zu betreiben, wird ihr von der Chefredakteurin der Zeitung vorgegeben, eine Pressemitteilung zu verwenden und einen kleinen PR-Propaganda-Trip mit dem Militär zu unternehmen.
Dabei lernt sie vor allem, dass Mercer einfach immer verdammt fies dreinschaut und ein ziemlich guter Schädelspalter ist (was für ein Shot!). Aber sie bekommt auch tatsächlich etwas raus von ihm. Zum einen eine recht direkte Aussage, dass da was im Busch ist, zum anderen abends eine Liste mit Namen. Das dürften dann einige der „tausend Gleichgesinnten“ sein, die auch bereits mundtot gemacht worden sind.
Aber zurück zu Eugene! Der funktioniert im Rahmen der gegebenen Umstände, wie er selbst sagt. Meiner Meinung nach sogar nochmals besser, beweist er doch eindrucksvoll, dass er selbst im betrunkenen Zustand noch sehr eloquent unterwegs ist. Die Inszenierung an dieser Stelle hat mir gut gefallen, hatte das Spiel mit Licht und Schatten (das auch später nochmal aufkommt) einen gewissen Film-Noir-Flair, der gut zu seinen detektivischen Aktivitäten gepasst hat. Allgemein war seine Geschichte gut geschnitten, hatte gelungene Tempowechsel und auch stilistisch ordentlich Abwechslung zu bieten.
„I should have known! The conspiracy goes deeper than I thought…“ (Eugene)
Erst verschwindet Stephanie, dann wird auch noch eine Lasagne vermisst – das bringt Eugene dann zu konkreten Ermittlungen auf Basis eines Missions-Boards, das an die gute alte „Conspiracy“-Szene aus „It’s Always Sunny in Philadelphia“ erinnert hat. Dass Eugene ein guter Detektiv sein würde, ist jetzt keine sonderliche Überraschung. Dass er im Duo mit Princess eine derartige Team-Chemia aufbauen könnte, dagegen schon eher. Aber das hat sehr gut gepasst! Nur doof, dass es aufmerksame Nachbar:innen gibt…
„I don’t wanna get in trouble, Eugene. I got a little job, I got a little bed, I might get a little cat…“ (Princess)
Eugene-Darsteller Josh McDermitt hat insgesamt und vor allem hinten raus in der Folge einen verdammt guten Job gemacht, aber auch Lance-Darsteller Josh Hamilton ist in dieser Folge hervorzuheben. Sein klares und konsequentes Spiel hat nicht nur die verwobene Funktion seiner Figur hervorragend zu zeichnen gewusst, vor allem diese Abgebrühtheit am Ende der Folge wurde wunderbar kühl dargestellt.
„I’m gonna make sure that everybody knows, who and what you are!“ – „Okay.“ (Eugene & Lance)
Insgesamt hat das Produktionsteam es wunderbar geschafft, dass einem Eugene richtig leid tut. Die emotionale Achterbahnfahrt wurde nicht nur schauspielerisch sondern auch bildlich gut inszeniert. Etliche gute Aufnahmen waren zu sehen, vor allem die Szenen seiner schattigen Nachstellungen haben mir gut gefallen (auch wenn da finde ich noch mehr Potenzial zur Silhouetten-Ausnutzung im Gegenlicht drin gewesen wäre, aber vielleicht hätte ein zu sehr in die artsy-Richtung gehender Stil auch nicht gepasst…).
Am Ende kommt auch für Eugene das raus, was wir uns bereits dachten. Alles war ein Spiel, das beendet wurde, bevor es zu ernst würde. Also, die Liebesgeschichte. Insgesamt wurde klar gestellt, dass man alles getan hat, um die Alexandria-Gruppe lokalisieren zu können. Wer vergangene Woche noch irritiert ob der zwei „Stephanies“ war, weiß jetzt, dass die eine gar nicht so heißt und Iron Maiden eigentlich hasst.
Am Ende schaut dann aber die echte Stephanie vorbei. Das war schon ganz charmant gemacht mit den Funk-Kürzeln, die sie und Eugene bei ihrer Kommunikation verwandt hatten. Allerdings frage ich mich auch, wie die falsche Stephanie sich all das zuvor draufgeschafft hat, um nie dabei aufzufallen, dass sie eigentlich gar nicht selbst am Funkgerät gesessen hatte…
Das war schon ziemlich andere Kost als sonst bei „The Walking Dead“. Vermutlich hat man die kleinen Nebenhandlungs-Ausflüge auch eingebaut, damit die Action-hungrigen Fans auf ihre Walker-Kosten kommen. Insgesamt kann ich daher auch verstehen, wenn einige die Folge nicht allzu hoch bewerten, weil sie eben doch sehr von der Norm der Serie abweicht. Ich fand das hier aber im Gegensatz zur letzten Folge deutlich stimmiger erzählt. Die Schmuggler hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht, aber die Connie-Geschichte bringt die übergeordnete Handlung genauso voran wie die Eugene-Offenbarung am Ende. Das passt also mit Hinblick auf die letzten Folgen dieses Staffel-Drittels eigentlich ganz gut. Insgesamt hat man in dieser Folge eine ganz gute Mischung aus Abwechslung und Handlungs-Nähe hinbekommen, finde ich.
Bilder: AMC
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