In der vergangenen Woche hat „The Walking Dead“ mit einer frischen Neuerung überraschen können. Diese Woche fehlt dieses Salz in der Suppe leider, so dass wir ein eher wenig zufriedenstellendes Zwischenspiel zu sehen bekommen.
Das beginnt bereits nach wenigen Sekunden als Carol in einer äußerst billig aussehenden Kampfszene zwei Typen ausschaltet, die zuvor geräuschlos Ezekiel haben verschwinden lassen. Dass eine folgende Szene mit Daryl viel zu langgezogen wird, ist noch irgendwie vertretbar, wie kraftvoll der auf ihm liegende Angreifer jedoch mit einem Messer in der Brust voranzuschreiten imstande ist, meiner Meinung nach dann nicht mehr.
„This isn’t gonna be easy.“ – „When is it ever?“ (Carol & Daryl)
Und dann folgen die ersten Szenen mit Yumiko und Pamela, die teilweise wie eine schlechte Telenovela wirken. Das war schon sehr platt, leider auch im Schauspiel. So kann die Politik als noch böseres Böse als die Untoten da draußen, nicht entsprechend wirken.
„They are not my words, just bullshit theater!“ (Yumiko)
Besonders schade empfinde ich die schwache Inszenierung, da wir es hier eigentlich mit einem zentralen Element der Geschichte zu tun haben. Yumiko soll für das Commonwealth gegen Eugene arbeiten, damit ihr Bruder in Sicherheit ist. Es folgt (ganz überraschend…) Aufopferungsbereitschaft auf allen Seiten, die unsere Gruppe in Sachen Loyalität und moralischem Empfinden über das von Pamela geführte Commonwealth stellen soll. Es folgt, was folgen muss: Yumiko entscheidet sich für den richtigen Weg und will Eugene gegen die Anklage des Commonwealths verteidigen. Das könnte ein lustiges Verfahren werden.
Eine richtig gute Szene wurde uns dann doch geboten! Lance in seiner absurden Blutbad-Zelle. Das war war schon Horror pur. Und Sebastian gibt auch endlich endgültig Ruhe. Schön fand ich auch den Moment, in dem man denkt, nach Bad Cop Daryl käme Good Cop Carol, aber die ist noch bad(ass)-er und bedroht Lance mit dem Messer.
Weniger gefallen hat mir dagegen, wie stark psychisch verkorkst Lance bereits dargestellt wird. Hier könnte man der recht kurzen Zeitspanne der Entwicklung entgegenhalten, dass es eben auch eine psychisch fordernde Situation für jemanden ist, der sonst stets andere die Hände für sich dreckig machen lässt. Dass Lance dann jedoch derart schnell wieder in sein normales Ich zurückspringt, empfand ich als nicht ganz konsequent erzählt.
„I just never realized until now, how much it looks like a prison from out here.“ (Lance)
Die Trennung von Daryl war leider auch wieder so ein „wir nehmen uns ganz viel Zeit, zu besprechen, dass wir uns trennen müssen“-Moment, in dem ich mir wünsche, man würde einfach eine kurze hektische Phase an Bildern für sich sprechen lassen. Sinnvoll war die 1-on-1-Time zwischen Carol und Lance aber allemal, um nochmal dessen manipulative Art zeigen zu können und uns alle mitraten zu lassen, ob er das nun wirklich ernst meint, oder Carol nur ins Gewissen reden möchte.
„I know, you heard me!“ – „Yeah, but only cause you wouldn’t shut up…“ (Lance & Carol)
Eine nette Szene später, in der ein Walker seine Haut vom Gesicht gezogen bekommen hat (das sah zwar sehr offenkundig präpariert aber eben auch ganz nice aus!), erhält Lance dann noch eine letzte Chance, zu fliehen. Dass er diese tatsächlich nicht verdient hat, zeigt sein Versuch, das wiedervereinte Daryl-Carol-Duo zu erschießen. Nur gut, dass Carol diese Woche wieder ihre Legolas-Fähigkeit auf höchstem Niveau abfeuern darf (zuvor hatte sie bereits zielgenau die Lücke im Bein einer Trooper-Rüstung in hohem Tempo getroffen…). Ein bisschen schade ist es schon um Lance. Das war ein guter Charakter (mit einem nicht so guten Charakter…). Da hat mir diese Wiesel-hafte Manipulations-Manier sehr gefallen, zumal Josh Hamilton das fantastisch gespielt hat.
Am Ende bekommen wir etwas zu sehen, das wir so vermutlich alle nicht mehr zu sehen dachten: einen fahrenden Zug. Das hätte (zumindest mit einem Außen-Shot…) vermutlich als Spektakel bereits gereicht, aber man muss da unbedingt noch eine meiner Meinung nach komplett unnötige (und auch nicht gänzlich visuell überzeugende) Kamerafahrt durch einen Kartoffelsack einbauen, damit wir Ezekiel schwitzen sehen können. Naja.
Insgesamt war das eher „naja“ für mich. Der grundlegenden Geschichte kann man nicht mal viel vorwerfen. Die hat eine wichtige Brücke geschlagen und vor allem das Brennglas auf die brisante Situation zwischen Pamela und unserer Gruppe gesetzt. Allerdings hat mich die holprige Inszenierung nicht abholen können. Der Moment mit der Wendung in Yumikos Rede war viel zu vorhersehbar, viele Momente davor zu platt abgeliefert und irgendwie fühlt man sich wie im Wartezimmer, um endlich für die eigentliche Explosion der Dramatik aufgerufen zu werden. Vielleicht kommt unsere Nummer dann ja nächste Woche dran, ich fürchte aber, dass wir dann erstmal ein bisschen länger hingehalten werden. Vermutlich mit Teilen der Gerichtsverhandlung und einem Besuch an dem Ort, an dem der Zug Ezekiel und die anderen transportiert.
Bilder: AMC
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