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Nach 22 Episoden der laaaangsamen Einleitung kommt dann doch endlich Bewegung in das „große Serienfinale“ von „The Walking Dead“. Wie so oft bei solchen Hinauszögerungen, fühlt sich das Pacing dann hektisch und überworfen an. So auch in dieser vorletzten Folge an einigen Stellen.

Zeitlich seltsam wirkt da zum Beispiel die Waffensammlung zu Beginn. Eigentlich eine nette Idee, vor allem im Zusammenspielt mit dem Abschluss(?) des über die letzten Folgen verteilten Voiceover-Monologes von Judith. Das hat man schön visuell zusammengeführt, aber man darf zumindest mal anzweifeln, dass die Waffen jemals in dieser Art angesammelt worden wären, vor allem in der gegebenen Phase, waren einzelne Waffen doch kurz zuvor noch außerhalb der Holzbox mitgeführt.

„My mom Michonne tried to hang up her sword. My dad Rick was searching for mercy. And me? Well, I guess, I’m a Grimes, too.“ (Judith)

Auch wirkt es ein bisschen komisch, dass alle Personen (bis auf vereinzelte Auswärtige) wieder im rückeroberten Alexandria zusammengekommen sind. Ist natürlich möglich, fühlt sich aber wie ein kleiner Zeitsprung an, während die Gruppe um Aaron und Lydia seit Stunden fleißig mit den Walkern umherstreift. Der längere Shot zu Beginn hat mir allerdings gefallen, der hätte gerne noch länger sein dürfen, aber die Choreographie mit derart vielen Beteiligten dürfte fordernd gewesen sein.

„Together, you and I, we get this done!“ – „We are not a ‚we‘!“ (Negan & Maggie)

Vor allem zu Beginn konnte man sich auch noch die Zeit nehmen, ein paar gewichtige Dialoge einzufügen. Vor allem das kurze (und von Maggie mit angehörte) Gespräch zwischen Negan und Ezekiel sei hier hervorzuheben. Der „Yeah“-Moment mit Mercer am Funkgerät war mir dann doch zu übertrieben (auch musikalisch) inszeniert, vor allem, nachdem er bereits seine starke Zeile zum Ende der letzten Folge hatte und es sich so wie eine Doppelung angefühlt hat.

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„Is that your faith talking?“ – „In you, yes.“ (Rosita & Gabriel)

Pamela setzt ihren Notfall-Ablunkungs-Plan „B17“ in Gang, so dass mehrere Herden zu einer vermeintlichen Super-Herde zusammengefügt und gen Commonwealth gelenkt werden. Hier hätte ich mir etwas mehr visuellen Bombast gewünscht, da mir der stetige Anschnitt einer angeblichen Superherde nicht all zu gefährlich aussah. Die kleinen Grüppchen zu Beginn wirkten gar so überschaubar, dass ich mich frage, ob man zwischen all den mittlerweile stark verwesten Walkern unsere sich Versteckenden nicht recht schnell hätte erspähen können? Vermutlich denken die Trooper aber gar nicht erst an diese Möglichkeit.

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Einen wirklich überraschenden Moment gab es diese Folge dann sogar auch noch als Lydia in den Arm gebissen wird. Endlich! Hier hat mir vor allem auch die Inszenierung gefallen, die das Augenmerk auf die Trennung der Gruppe gelegt hatte, um dann ohne große Effekthascherei den Biss einzubringen. So sollte das sein. Auch hat es endlich mal wieder ein zumindestens als B-Cast-Mitglied zu bezeichnenden Charakter getroffen, auch wenn die Verwundung nicht tödlich endet. Fraglich empfand ich hier lediglich, dass man ihren Arm in der Luft behält, statt auf etwas drauf zu legen. Und müssten die Walker nicht mit der Herde „fortgeschwemmt“ werden, statt sich derart lang auf den Wohnwagen zu fokussieren?

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Jerrys „See you on the other side“ hatte verdammt viel Abschied inne, das riecht mir nach Foreshadowing. Dass Mercers „Stop the dead before it’s too late“ die Zukunft skizzieren würde, war in dem Moment direkt klar. Die Involvierung von Mercer hat mir grundsätzlich gefallen, vor allem empfand ich smart, Pamela eine andere Person auf ihn ansetzen zu lassen. Das hat für zusätzliche Spannung geführt, auch wenn meiner Meinung nach das alles recht kurz und eintönig ausgenutzt worden ist. Das hätte man bereits früher und subtiler einleiten können. Letztlich sorgt dieses paranoide Spielchen dafür, dass wir Pamelas Gespür für Gefahr und Hinterlist aufgezeigt bekommen, sieht sie doch den vermeintlich harmlosen Wachen-Abzug vom Tunnelsystem als das, was es eigentlich ist.

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Ab jetzt gerät mir vieles zu durcheinander und in der Abfolge nicht stimmig dargestellt. Pamela eilt an die „Front“, nimmt selbst ein Gewehr in die Hand und schießt auf Judith, die sich in einem ultra-langsam anfühlenden Moment schützend vor Maggie wirft. Ne, das hätte man anders schneiden sollen. Außerdem wirkte mir das zu künstlich inszeniert, wie sie herbei eilt, einen Schuss abgibt, mit dem sie ein Kind trifft, nur, damit wir sehen können, wie sehr sie das emotional mitnimmt. Schlimmer fand ich aber den Klischee-Moment, in dem Pamela nicht nur ein trotziges „You did this!“ in eine laufende Schießerei schreit, sondern in Schockstarre über einen längeren Zeitraum auf dem Präsentierteller steht, aber niemand sie erschießt. Mehrmals wird vorab betont, dass sie sterben muss, aber dann bekommen wir Carol zu sehen, die erstmal die neben Pamela stehenden Wachen ausschaltet. Oh man…

Ein bisschen bin ich auch davon genervt, welchen Stellenwert die Climber einnehmen. Einer hat ein Auto erklommen und Fahrer getötet, die wohl mal wieder nicht an diese Möglichkeit gedacht haben (oder sich allgemein nicht umdrehen oder in Spiegel schauen…). Ich fange jetzt auch nicht nochmal darüber an, wie absolut schutzlos diese „Rüstung“ von denen zu sein scheint… Nein, die Climber können nicht nur ein bisschen greifen, sondern bei „Ninja Warrior“ mitmachen, wie es bei der Mauer-Szene erscheint!

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Man hat sie zwar bereits in Folge 19 dieser Staffel eingeführt, aber das ist mir zu spät, um als angeblich rare Anomalie plötzlich überall zu sein und Wunderdinge vollbringen zu können. Vor allem dann, wenn und wo die Erzählung sie gerade braucht.

Aber gut, jetzt haben wir den Salat. Oder eher Pamela, die an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen muss. Sie gefährdet tausende Leute, um sich „das System“ zu schützen, aber eben auch, um die Walker dorthin zu führen, wo unsere Gruppe unterwegs ist. Mir ist nicht ganz klar, ob das so geplant war oder einfach nur ein (für sie) angenehmes Nebenprojekt des Selbstschutzes darstellt. Auch ist mir nicht ganz klar, wieso Carol sagt, man solle die Gasse freihalten, aber unsere große und Kampf-erprobte Gruppe schafft das gerade so lange, um Daryl mit Judith einen Rick-und-Cooooaarrl-Gedächtnis-Moment vom Beginn der Serie haben zu lassen.

„Daddy?“ (Judith)

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Endlich passiert etwas! Und doch macht es mich wütend, wie viel hier weiterhin rumgeeiert wird. An sich haben viele Elemente ihren Sinn und Zweck, aber das Zusammenspiel fühlt sich zu konstruiert und schlecht getimed an, wie ich finde. Das war keineswegs eine schlechte Folge, vielleicht sogar die beste dieses (bisherigen) Staffeldrittels. Und doch fehlt es mir an Eindringlichkeit. Die meiste Zeit über fühle ich wenig, weil mir die Gefahr nicht ernst genug erscheint. Zudem hat die viel zu lange und langsame Einleitung dazu geführt, dass man jetzt ein überspieltes Chaos abliefern muss, in dem nicht genug Zeit für die Darstellung wichtiger Entwicklungen genommen werden kann.

Ehrlich gesagt habe ich etwas Angst um das Finale. Vielleicht habe ich mich (bzw. wurde ich) emotional zu sehr von den Figuren entfernt, um wirklich tief in das Geschehen gezogen und mitfiebern zu können. Aber es fehlt mir an Tragweite, an Tiefe und Dichte. Auf dem Papier ist vieles nett arrangiert, die Umsetzung lässt aber zu wünschen übrig. Und irgendwie meint man bereits zu wissen, was da nächste Folge passieren wird. Pamela stirbt, unsere Gruppe kommt da unbeschadet durch und nach 20 Minuten Action gibt es noch einen Zeitsprung und eine viel zu lange „alles ist jetzt anders und gut und wir gestalten eine tolle Zukunft für unsere Kinder“-Emotions-Wulst zeigt uns die genesene Judith, die kurz vor Schluss einen Funkspruch von Rick erhält. Oder so. Vermutlich gibt es noch einen Quoten-Toten, den man vom Rollennamen her kennt, damit die Fans sich nicht drüber aufregen können, dass alle Hauptfiguren überlebt haben. Ganz vielleicht traut man sich sogar, was Großes. Aber selbst dann fürchte ich, dass es mich nicht mehr wirklich schockieren können wird.

Bilder: AMC

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Montag, 14. November 2022, 11:39 Uhr
ReviewThe Walking Dead
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