In Zeiten von Jan Böhmermann, um gleich den Elefanten im Raum mit ins Rampenlicht dieses Beitrages zu holen, muss man schon gewaltig aufpassen, dass man nicht vor den Kadi gezerrt wird wegen Majestätsbeleidigung. Satire darf anscheinend doch nicht alles. Ob es einen vergleichbaren Paragraphen im Vereinigten Königreich gibt, weiß ich nicht und tut auch nichts zur Sache, denn die Produzenten von „The Windsors“ umschiffen die konkrete Majestätsbeleidung gekonnt, indem sie die Königin bisher nicht auftreten lassen. Lediglich ihr Mann Philip schreibt Briefe an seinen Enkel William (Wills), deren Inhalt bei einer Musik CD zu einem Warnhinweis an die Eltern des Käufers führen würde.
Die ersten beiden Folgen der neuen Sitcom „The Windsors“ auf Channel 4 kümmern sich aber ansonsten um eigentlich jedes andere royale Familienmitglied und lässt dabei niemanden gut aussehen. Die jeweils rund 25 Minuten dauernden Folgen sind dabei eine Abfolge von unterhaltsamen Szenen, mehr oder weniger lustigen Dialogen und vor allem der Darstellung der Windsors und ihrer nicht zu übersehenden Dummheit. Die Serie überzeichnet hier meisterhaft die einzelnen Charaktere, spart dabei auch nicht mit leichter Kritik an der royalen Familie und der Monarchie an sich und ist sich für keinen noch so billigen Witz zu schade.
Im Mittelpunkt der Serie stehen vor allem Wills und seine Frau Kate, Wills Bruder Harry, Vater Charles und seine Frau Camilla, des weiteren Fergie, ihr Mann Edward und deren Töchter Eugenie und Beatrice. Und auch Pippa, Kates Schwester darf in diesem Kabinett der Schwachköpfe nicht fehlen.
Während Kate um ihre Position in der Familie und am Hofe ringt, versucht Camilla alles, dass Kates Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt seien werden. Denn sie selbst hat offenbar einen perfiden Plan entwickelt, wie ihr noch nicht geborenes Kind eine neue Dynastie auf dem englischen Thron begründen könnte. Ihr Mann Charles bekommt davon natürlich nichts mit sondern leckt lieber an seinen geliebten Keksen.
William selbst hegt immer noch seinen Traum eines Rettungshubschrauberpiloten, muss seine Zeit aber erst mal mit normalen Jobs verbringen, dies natürlich Undercover mit einem Luigimäßigen Schnäuzer als einzige „Verkleidung“. Diese Art des Zeitvertreibs ist wiederum eine Idee seines Vaters, der wiederum alles daran setzt, dass sein Sohn nicht noch beliebter wird als eh schon und er womöglich doch in der Thronfolge übergangen wird. Und wenn sein Sohn einen Rettungseinsatz nach dem anderen fliegen würde und dabei Menschen rettet, wäre das nicht in Charles Sinne.
Den Platz auf dem Thron der Dummheit und der Hohlbirnen nimmt aber eindeutig Prinz Harry ein, der kann nicht mal lesen und schreiben. Ist aber dennoch Ziel der Begierde von Pippa, die sich auch lieber einen Prinzen angeln würde als wirklich arbeiten zu müssen. So wie ihre Schwester.
Dann hätten wir da noch die beiden Schwestern Eugenie und Beatrice. Die beiden leben auch eher in den Tag hinein sind aber voller Ideen, was sie aus ihrem Leben machen könnten. Es dürfte niemanden wirklich überraschen, dass auch die Thronfolger Nummer 7 und 8 nicht wirklich etwas auf die Reihe bekommen. Das machen sie bislang aber recht sympathisch.
Ich muss zugeben, dass ich in den ersten rund 50 Minuten mehrmals wirklich lachen musste, manchmal war einer der flachen Dialoge hierfür verantwortlich gewesen oder einfach nur die absurde Situation an sich. Und daran kann ich mich bei den letzten Sitcomversuchen amerikanischer oder deutscher Machart gar nicht mehr erinnern. Hier passt wohl am besten der Spruch „das ist schon so schlecht, das ist schon wieder gut“. Klar, eine Art Rahmenhandlung darf man nicht erwarten, wenn man mal Camillas Machtpläne außen vor lässt.
Aber die bisherigen Szenen können schön in ihrer Absurdität und ihrer Parodie überzeugen was dann wiederum an den Schauspielern liegt, die ihr Spiel verstehen und ein gutes Timing besitzen.
Auch die übertrieben gehobene Sprache und das royale Etwas in den Stimmen passen zu den jeweiligen Figuren und zur Serie, insbesondere Hugh Skinner („W1A“, „Les Miserable“) als Wills beherrscht dies ganz besonders und sein Charakter gefällt mir bisher auch am besten. Sein verkniffender Blick wird bestimmt einmal Weltruhm erlangen.
Louise Ford (die im wahren Leben an der Seite von Rowan Atkinson zu finden ist) als Kate kann einem bei dieser Schwiegermutter fast schon leid tun, aber auch sie spielt die leicht naive Kate herzallerliebst.
Für Freunde des gehobenen Humors ist die Serie sehr wahrscheinlich nichts, wer sich aber an der absichtlich übertriebenen Dummheit, an den hier und da billigen Witzen und dem royalen Slapstick nicht stört – wer also Serien wie „A Touch of Cloth“ oder Filme wie „Die nackte Kanone“ liebt – der dürfte auch mit den Windsors seinen Spaß haben.
Bilder: Channel 4
Kommentiere