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Lasset die Spiele beginnen

Review: „Those About to Die“ – Staffel 1

27. Juli 2024, 20:42 Uhr
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Schwerter klirren, Gebrüll, Kampfszenen, Wagenrennen, das Kolosseum – jeder weiß sofort: wir befinden uns im antiken Rom. Und hier ist auch der Schauplatz des neuesten Machwerks unseres schwäbischen Hollywoodregisseurs Roland Emmerich. „Those About to Die“ ist eine epische Historienserie, die im Jahr 79 n. Chr. im Römischen Reich spielt. Die Serie, kreiert von Robert Rodat und inszeniert von Roland Emmerich, bietet eine Mischung aus Gladiatorenkämpfen, politischen Intrigen und dramatischen persönlichen Geschichten. Mit einem Budget von über 140 Millionen Dollar und einer Starbesetzung, darunter Anthony Hopkins, erzählt sie von Machtkämpfen, Verrat und Überlebenswillen. Aufgeteilt auf zehn Episoden dürfen wir uns seit dem 18. Juli auf Amazon Prime Video eine eigene Meinung darüber bilden, wie gut oder schlecht die Serie nun wirklich ist. Wie üblich schauen wir uns erst einmal die Hauptcharaktere genauer an. Beginnen wir der Hierarchie nach mit dem gottgleichen Kaiser Vespasian.

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Kaiser Vespasian, gespielt von Anthony Hopkins, ist der in die Jahre gekommene Herrscher des Römischen Reiches. Er zeigt starke Anzeichen des Alterns und kämpft darum, Rom zu stabilisieren und seine Nachfolge zu sichern. Dabei muss er zwischen seinen Söhnen Titus und Domitian wählen, was ihn in einen der zentralen Konflikte der Serie bringt. Zur Ablenkung und frei nach dem bekannten Slogan panem et circenses – „Brot und (Zirkus-)Spiele“ plant Vespasian den Bau des Kolosseums, um sein recht aufbrausendes Volk zu unterhalten. Er und seine Politik stehen somit (unfreiwillig) im Mittelpunkt der aufkommenden politischen Intrigen und Machtkämpfe. Wer würde sich besser für diese tragende Rolle eignen als Sir Anthony Hopkins? Dieser gewann seinen ersten Oscar als „Bester Hauptdarsteller“ für seine ikonische Darstellung des Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991). Nun ja, ikonisch lässt sich seine Rolle als Vespasian mit Sicherheit nicht deklarieren, aber trotz seiner 86 Lenze spielt er den Rest der Darsteller locker an die Wand. Schauen wir weiter auf Vespasians Erstgeborenen Titus:

Der militärische Kommandant wird von Tom Hughes dargestellt. Titus wirkt seriös und stoisch wie sein Vater, spielt seine politischen Spiele aber offen. Obwohl er seinem jüngeren Bruder Domitian vertrauen möchte, ist er aufgrund von dessen Stolz und rastloser Natur eher vorsichtig im Umgang mit ihm. Auch Titus spielt also aufgrund seiner Abstammung eine zentrale Rolle innerhalb der gezeigten Machtkämpfe und politischen Intrigen am kaiserlichen Hof. Seine Beziehung zu Domitian ist komplex und spannungsgeladen, geprägt von Rivalität und tiefem Misstrauen. Schauen wir uns seinen Bruder einmal näher an:

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Domitian, der jüngere Sohn von Kaiser Vespasian, wird verkörpert von Jojo Macari. Domitian agiert in seiner Rolle als hochrangiger Politiker hinterhältig und intrigant, ist voller Stolz und Rastlosigkeit und scheinbar stets darauf bedacht, seinen Bruder Titus zu untergraben. Er rivalisiert mit diesem um die Nachfolge des Kaisers und hat viele Pläne in der Hinterhand, um seine Macht zu sichern und seinen Bruder zu verdrängen. Einer der Gegensätze von beiden Brüdern ist es, dass Domitian die Kämpfe in der Arena liebt, verteidigt und fördert, wohingegen gerade sein militärisch geprägter Bruder diese als Verschwendung ablehnt. Natürlich ringen nicht nur die Hochgeborenen um Macht im alten Rom. Auch Emporkömmlinge wollen ein Stück vom Kuchen, als da wäre Tenax, bei dem Domitian einen risiegen Berg Schulden angehäuft hat.

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Iwan Rheon spielt diesen als einen „Self-Made-Man“, der sich von ganz unten, den Straßen Roms, bis in die „Elite“ des Untergrunds hochgearbeitet hat. Tenax betreibt ein großes Wettbüro und organisiert auch so manches Arenaspektakel. Er ist manipulativ und clever, besitzt jedoch auch verborgene Intelligenz und, tief drinnen und gut versteckt, ein Quäntchen Freundlichkeit. Sein Charakter soll wohl an den einst von Iwan verkörperten Ramsay Bolton aus „Game of Thrones“ erinnern, jedoch mit mehr Tiefe – was gründlich schief geht. Die nötige Kaltschnäuzigkeit für seine Position nimmt man ihm einfach nicht ab. Doch dazu später mehr. Tenax strebt als Plebejer nach größerer Macht und Einfluss innerhalb der „echten“ römischen Elite. Er pflegt eine Freundschaft mit dem berühmten Wagenlenker Scorpus.

Dieser „Superstar“ des Circus Maximus, der angeblich über 2.000 Wagenrennen gewonnen haben soll, wird von Dimitri Leonidas verkörpert. Socrpus ist nicht nur ein enger Freund von Tenax, sondern auch, wie es sich für einen echten Star gehört, kein Kostverächter, wenn es um leibliche Freuden geht. So findet man ihn ständig mit einer oder eher mehreren Frauen im Bett und reichlich Wein im Blut wieder. Er ist charismatisch und neigt dazu, in der dritten Person von sich zu sprechen. Um in Rom akzeptiert zu werden, hat er eine lange Odyssee hinter sich, um sich im hochkompetitiven und gefährlichen Umfeld der Wagenlenker ständig als Nummer eins behaupten zu können. Seine Karriere schwankt immer wieder bedrohlich, da er sich aus bekannten Gründen eher seinen Trieben hingibt als sich auf den Sport zu konzentrieren. Um es dabei ein wenig einfacher zu haben, unterstützt er seinen Freund Tenax auch bei der Manipulation von Wagenrennen, um dessen Gewinn zu fördern.

Abseits der Ränke um die Thronfolge und der Spielmanipulationen in der ewigen Stadt gibt es einen weiteren Schauplatz: die Provinz Numidien im Norden Afrikas, wo regelmäßig Gefangene gemacht werden, um sie als Sklaven nach Rom zu verkaufen. Darunter auch Kwame, Aula und Jula, die heranwachsenden Kinder von Cala, dargestellt von Sara Martins. Diese gelangt schließlich nach Rom, um die drei aus der Sklaverei zu retten. Kwame ist dort als Gladiator in Ausbildung und die beiden Töchter Aula und Jula aufgrund einer Straftat gelandet. Dabei tut Cala alles in ihrer Macht stehende, um ihre Sprösslinge zu retten. Um ihre Ziele zu erreichen, knüpft sie neue Beziehungen und gründet Allianzen (sogar mit Tenax), schreckt aber auch nicht vor der Anwendung von brutaler Gewalt zurück. Sprechen wir von Gewalt, so kommen wir zu Kwame.

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Moe Hashim gibt den Gladiator Kwame, den Sohn von Cala. Wir lernen ihn als Löwenjäger kennen, der aufgrund seines Mutes und seiner Gewandtheit nach Rom verschleppt und zum Gladiator ausgebildet wird. Kwame entwickelt eine tiefe Bindung zu seinen Gladiator-Kumpels, insbesondere zu Viggo. Sein Hauptziel ist die Wiedervereinigung mit seiner Mutter und seinen Geschwistern. Kwame symbolisiert sowohl Emotionalität, wenn es um die Familie geht, als auch die Brutalität und das Überleben im römischen Gladiatorenleben.

Ich muss zugeben, die ersten zwei, drei Folgen lang geht es ziemlich drunter und drüber, neue Charaktere werden eingeführt, miteinander verknüpft, erste Intrigen gesponnen, Verwicklungen gezeigt, Probleme aufgeworfen. Dabei war es wirklich schwer, den Überblick zu behalten. Lässt man sich darauf ein, wird man doch farbenprächtig und auch ganz gut unterhalten. Ich vergebe:

Die Serie nutzt durchaus visuell beeindruckende Sets und opulente, realitätsnah gestaltete Kostüme. Dafür wirken zahlreiche CGI-Effekte ziemlich oft recht künstlich und auch billig, man denke nur an die Löwenszenen am Anfang. Heutzutage sollte bei diesem Budget schon um einiges mehr geboten sein, um bei vergleichbar großen Produktionen mithalten zu können. „Those About to Die“ versucht angestrengt, den Erfolg von „Game of Thrones“ zu wiederholen, was bereits am ähnlich aufgebauten Intro der Serie erkennbar ist. Leider scheitert dieser Versuch jedoch neben der schlechten Effekte an den gezeigten, wenig komplexen, sehr bemühten Intrigenspielen und verwirrenden Charaktereinführungen und der fehlenden eigenen Handschrift. Trotz überladener Handlung und flacher Charakterentwicklung bietet die Serie trotzdem recht spannende Actionsequenzen und zeigt die Grausamkeit und das Überleben im römischen Gladiatorenleben eindrucksvoll.

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Der eine oder andere mag wohl die in diesem Zusammenhang gezeigte, oftmals recht explizite, Darstellung von Gewalt und Sex als schockierend empfinden. Wobei man aber sich selbst eingestehen muss, dass es wohl in einer Arena, in der Menschen mit „scharfen“ und echten Waffen um ihr Leben kämpfen, nicht ohne abgetrennten Gliedmaßen und Blutvergießen zugehen kann. In den Arenen sind entsprechend neben Kämpfen Mensch gegen Mensch auch solche gegen Löwen und Krokodile zu sehen, welche bekanntlich ihrer Natur nach mit Menschen nicht zimperlich umgehen. Zur damaligen Zeit waren zudem öffentliche Hinrichtungen und Folter noch „zeitgemäß“, weswegen auch solche Bilder gelegentlich gezeigt werden. Einer der herausragenden und zu erwähnenden Recken in der Arena ist Flamma, verkörpert durch Martyn Ford, auch bekannt als “The Nightmare”. Dieser ist als britischer Bodybuilder und Schauspieler dank seiner Masse und Größe von über 2 Metern medial sehr präsent. Bekannt dürften seine Auftritte in “Undisputed IV” (2016), “Kingsman: The Golden Circle” (2017) und “Fast & Furious 9“ sein. Flamma zählt im Übrigen wie auch viele der anderen Charaktere zu den historisch überlieferten Echtcharakteren der damaligen Zeit.

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Es werden aber nicht nur sehr muskulöse, sondern auch sehr attraktive Männer gezeigt, nicht zuletzt Xenon, Emilio Sakraya. Dieser ist als „wahrer Adonis“ mit Sixpack der gefühlte, eigentliche Held der Wagenlenker bei den Rennen in der Arena. Sakraya ist übrigens ein deutscher Darsteller, den wir aus „60 Minuten“ und „Rheingold“ kennen dürften. Nicht vergessen werden darf, dass selbst die Wagenrennen ihren Tribut forderten und so gibt es Szenen mit umgestürzten Wagen und von Pferden zertrampelten Fahrern. Neben Blut und Gewalt finden wir auch eine große Portion Sex, der im römischen Reich auch eine große spielte. Allgemein treffen wir häufig auf Darstellungen expliziter Handlungen und dementsprechend verbale Äußerungen. Mir blieb vor allem die Szene im Gedächtnis, in der sie sich Feilbietende beim Fang von Freiern in sehr vulgärem Vokabular übertrumpfen wollen, wer nun am „engsten“ sei. Genauer muss ich darauf jetzt wohl nicht mehr eingehen.

Abseits der Spiele soll ja auch die damalige Politik beleuchtet werden und letztendlich wurde die Serie ja mit dem großen Anthony Hopkins als Vespasian beworben. Leider sind dessen Auftritte sehr begrenzt, was die Erwartungen mancher Zuschauer enttäuschen könnte.
Insgesamt bietet „Those About to Die“ eine zunächst recht unübersichtliche, aber nicht ausschließlich langweilige Unterhaltung für Fans historischer Dramen. Die Serie zeigt die Brutalität und das Überleben im Römischen Reich auf eindrucksvolle Weise, obwohl sie keinesfalls die Tiefe und Komplexität erreicht, die man von einem solchen Epos erwarten könnte. Für diejenigen, die sich für das antike Rom und seine brutalen Spiele interessieren, bietet die Serie dennoch ein sehenswertes Spektakel.

Eigentlich könnte man die Serie als Popcornkino bezeichnen, das ideale Abendunterhaltung nach einem arbeitsreichen Tag bietet, ohne sein Gehirn übermäßig anzustrengen. Eigentlich. Denn dafür sind es dann doch zu viele kleine Handlungsstränge und „wichtige“ Personen, die man auf dem Schirm haben muss. Blöderweise fällt es einem jedoch schwer, sich diese zu merken, da sie einfach zu oberflächlich und in meinen Augen zu substanzlos sind, um mit ihnen mitzufiebern oder sich mit ihnen zu identifizieren.

Einige Infos noch zur Abrundung der Review: Die Dreharbeiten erstreckten sich über 230 Tage in Rom, die Handlung basiert teilweise auf dem gleichnamigen Buch von Daniel P. Mannix, wobei dieses allgemein, auch in Sachen historischer Genauigkeit, manchmal spekulativer oder übertriebener dargestellt wird. Egal wie gut oder schlecht es dem einen oder anderen von uns gefallen haben mag, es wird höchstwahrscheinlich eine zweite Staffel von „Those about to Die“ geben. Wann diese ausgestrahlt wird und inwiefern sich Verbesserungen oder Veränderungen zur ersten Staffel ergeben, werden wir dann sehen.

Bilder: Amazon Prime Video

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Samstag, 27. Juli 2024, 20:42 Uhr
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