Blauer Draht, roter Draht – welcher ist es nochmal, um die Bombe zu entschärfen? So einfach, wie’s einem in Serien und Filmen vorgemacht wird, ist es ganz offensichtlich nicht. Mit wäre es danke Rot-Grün-Sehschwäche eh egal – den Job des Bombenentschärfers könnte ich eh nicht machen. Lana Washington hat sich dieser Arbeit allerdings verschrieben, und rückt in der ITV-Serie „Trigger Point“ in den Mittelpunkt einer sechsteiligen Serie, die bereits um eine 2. Staffel verlängert ist (mehr zur Serie gibt es hier). Aktuell ist die Serie im ZDF und in der ZDFmediathek zu sehen – und beginnt unheimlich stark, lässt aber am Ende auch deutlich nach.
Zumindest die erste Folge ist aber spannungstechnisch und dramaturgisch ein echtes Highlight. Produziert von Jed Mercurio, der auch für das tolle „Bodyguard“ verantwortlich war, geschrieben von Daniel Brierley, inszeniert von Gilles Bannier, zieht einen die Auftaktfolge direkt in den Bann. Lana Washington, gespielt von „Line of Duty“-Star Vicky McClure, fährt mit ihrem Partner Joel Nutkins, zu einem Bombenalarm – sie bilden das Entschärfungskommando und müssen sich mit einem Fund mitten in einer dichtbewohnten Hochhaussiedlung beschäftigen. Die komplette Folge handelt von dieser Entschärfung – wir lernenLana und Nutkins besser kennen, sind dicht bei der Arbeit dabei, die Spannung überträgt sich schnell von den Protagonist:innen zu uns Zuschauer:innen. Die Folge hält sogar einen mehr als überraschenden Cliffhanger bereit, als mit Nutins bereits am Ende der Auftaktfolge eine der beiden Hauptfiguren aus dem Spiel genommen wird.
Lana macht sich in den nächsten Folgen alleine ans Werk – es gilt, den Täter zu finden, der Nutkins auf dem gewissen hat. Und sie will mit ihrem Team die Bombenserie an sich stoppen, die immer mehr Menschenleben fordert. Auch in Folge 2 und 3 ist die Entschärfungsprozedur wieder spannend erzählt, mit ungewöhnlichen Perspektiven und einer starken Leistung von Vicky McClure. Dann verwässert sich die Handlung allerdings leider so ein bisschen. Die eigentliche Erzählung – die Begleitung von einem Entschärfungskommando bei der Arbeit, wandelt sich zu einem Politthriller, bei dem wir auf einmal extremistischen und Terroristischen Organisationen auf der Spur sind. Es gibt Spannungen im Entschärfungsteam, möglicherweise sogar einen Maulwurf innerhalb der Polizei – dazu kommen diverse private Spannungen in Lanas Leben.
Profitieren kann „Trigger Point“ davon leider nicht, im Gegenteil: Es geht wirr zu, als Zuschauer:in verliert man irgendwann den Überblick, welche Organisationen und Protagonisten denn nun eigentlich im Spiel sind. Am Ende weiß man auch gar nicht mehr, wer jetzt in welcher Art und Weise Lana gegenüber eingestellt ist. Man schaut rätselnd den letzten Minuten zu und fragt sich, warum das jetzt alles passiert und wieso es jetzt auf einmal um eine Veteranengeschichte aus der Vergangenheit geht. Auch die Auflösung der Zahlencodes ist dann doch recht plötzlich und mal so gar nicht schlüssig hergeleitet – man wähnt sich schon in einer der typischen „Drei ???“-Folgen, die irgendwie zu einer Auflösung kommen müssen und wofür praktisch jedes Mittel recht ist.
Das ist dann wirklich schade, weil die Auftaktfolge einfach so klasse ist und weil mir auch die Idee gefallen hat, mal einem Entschärfungskommando bei der Arbeit zuzusehen. Polithriller haben wir schon genug gesehen, hier hätte man mal etwas anderes erzählen können. Die Chance hat man leider liegengelassen, aber es gibt ja noch eine 2. Chance – die nächste Staffel soll noch dieses Jahr zumindest in Großbritannien erscheinen.
Bilder: ITV
Aktuell 20.6.2023 ist in der ZDF Mediathek nix zu sehen!
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