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Back to major crimes

Review: True Detective S03E06 – Hunters in the Dark

22. Februar 2019, 12:14 Uhr
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Man kann schon sagen: Langsam aber sicher nähern wir uns dem Finale. Doch vorher wird die Jagd fortgesetzt. Bis wir die ultimative Verbindung zwischen Staffel eins und drei erkennen?

Superpower

Anhand einer Konversation zwischen Amelia und Wayne in den 80ern, kurz nach dem Woodard Shootout, spüren wir, dass sie sich um ihn sorgt und von ihm wissen möchte, wie er mit seiner Vergangenheit und damit umgeht, dass er auch schon im Krieg Menschen umgebracht hat. Doch er weiß ihr ziemlich überzeugend zu verkaufen, dass er seiner Vergangenheit keine Beachtung schenkt und das für ihn tatsächlich eine große Gabe darstellt.

„Life happens now.“

Wenn wir sein damaliges Verhalten mit dem Wayne der 90er vergleichen, dann sehen wir, dass sich daran nicht viel geändert hat. Doch dem old-Hays fällt genau das in 2015 auf die Füße. Nun ist er an einem Punkt, an dem er sich nach der Wahrheit verzehrt und den Blick nur noch zurück werfen möchte. Und wir erkennen, dass er seine Gedächtnislücken sehr wohl sehr gekonnt zum Einsatz bringen kann. Er steuert die Interview-Situationen mit der Reporterin Elisa geradezu auffällig, versucht vielmehr Informationen von ihr zum Fall zu erhalten, als dass er ihr Aufschluss über Geschehnisse der Vergangenheit gibt. Auch wenn er ertragen muss, dass sie immer wieder darauf zurückkommt, wie viele Fehler bei der Bearbeitung dieses Falls passiert sind. Und sich damit auch ihren Spekulationen stellen muss. Ich finde ja übrigens immer noch nicht ganz abwegig, dass Elisa Julie ist. Das Mädchen auf dem Foto sieht ihr wirklich ähnlich. Und inhaltlich würde es auch irgendwie Sinn machen.

My side

Nach dem gemeinen Ende der letzten Episode, in der die vermeintliche Julie die Polizei anruft und Tom Purcell in den Mittelpunkt der Verdächtigungen rückt, scheint es für die höheren Tiere der Polizei klar: Tom ist der Schuldige. Da sollte man auch gar nicht mehr Zeit verschwenden, sondern die nötigen Schritte einleiten und den Fall nach der Wiederaufnahme nach zehn Jahren nun auch ein für alle mal schließen. Aber West und Hays glauben dieser doch recht überraschend und recht unschlüssig gelegten Spur nicht.

„I don’t know what that call was, but no way we could be that wrong.“
(Roland West)

Sie kommen allerdings nicht über eine erneute Befragung von Tom herum und das ist auch der Moment, an dem dieser schließlich wirklich bricht. Hat er das Loch in den Wandschrank gebohrt? Hat er Julie beim Umziehen und Spielen zugeschaut? Hat er sie jemandem gegeben? Während die Fragen auf ihn einprasseln, versucht West sich selbst seine Betroffenheit nicht anmerken zu lassen. Doch Tom rastet aus. Und hier übertrifft Scoot McNairy sich in seiner Rolle wieder selbst, man leidet mit ihm, hat Angst, dass die Ader auf seiner Stirn gleich platzt. Und man weiß, dass er hier zwar nun als Täter das leichteste Opfer ist, aber dass er es nicht war.

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Doch wie es die mehr als bescheidene Lage will, finden Hays und West sich wenig später dabei wieder, Toms Umfeld ein erneutes Mal zu befragen, seinen Wohnwagen zu durchsuchen, allen noch so unbedeutenden Hinweisen nachzugehen. Was wir dabei erfahren, ist, dass er auch schon vorher viel getrunken, sich nicht sonderlich gut mit anderen verstanden hat und auch öfter in Queer Clubs unterwegs war. Toms Homosexualität war ein Geheimnis, das er wohl selbst versucht hat zu heilen, indem er sich der Kirche zugewandt hat (da die darin bekanntlich richtig gut ist – aktueller Filmtipp zum Thema: „Boy Erased“). Und nun ist es nicht mehr nur der zerbrochene Tom, in dessen Leben so viel schief gelaufen ist, nun ist es auch ein Tom, der nie sein durfte, wer er eigentlich ist und sich seiner selbst geschämt hat. Das Mitgefühl für ihn steigt in dieser Episode minütlich.

Tick-tock

Doch schau an, es kommt noch mehr Dynamik in die Geschichte, als plötzlich ein alter Bekannter und lange Gesuchter wieder auftaucht und sich unbedingt mit den Ermittlern treffen möchte: Dan O’Brien. Offensichtlich Junkie, verlangt viel Geld, um ihnen für den Fall relevante Informationen zu liefern, bevor die „anderen“ Julie finden.

„Look, I got you out here because you lookin‘ for Julie again, that means that right now, there are people tryin‘ to make sure that none of your questions can ever be answered.“ (Dan)
„What people?“ (West)
„People who do not renegotiate.“ (Dan)

Er offenbart, dass seine Beziehung zu Lucy mehr war, als die zwischen Cousin und Cousine. Und er meint zu wissen, dass Lucys Überdosis gestellt war. Also heißt es für Hays und West nun: herausfinden, wo Tom zum Zeitpunkt ihres Todes war. Und nebenbei vielleicht auch das verlangte Geld für Dan auftreiben. Man weiß ja nie.

Donuts

Aber wir haben ja noch einen anderen Verdächtigen: Harris James. Und den konnten die beiden mittlerweile auch ausfindig machen. Wo? Überraschenderweise bei Hoyt, da er nämlich in den 90ern schon seit einigen Jahren dort arbeitet. Sehr, sehr interessant. Die einzelnen Enden finden mehr und mehr zueinander. Eine Erklärung, warum die damaligen Zuständigen zwei Tage gebraucht haben, um Julies Rucksack unter Brett Woodards Haus zu finden, hat er nicht und redet sich mit Anspielungen auf die Bibel heraus. Was er aber zu berichten hat, ist, dass er Tom während der Sicherung der Szenerie öfter in der Nähe gesehen hat. Und so führen die Spuren von Harris James auch irgendwie wieder zu Tom. Auch, wenn James an sich ja selbst sehr verdächtig wirkt. Und auch, weil man seine merkwürdige Anspielung auf Hays guten Körper, die zusammen mit seinem Blick fast wie eine kleine Anmache wirkt, nicht ganz einordnen kann.

„I don’t eat donuts.“ (Hays)
„I can tell. You got a good body, Detective.“ (Harris James)

Das Gefühl, dass Hays und West etwas mit James Verschwinden kurze Zeit später zu tun haben, wird stärker. Doch zunächst findet Tom heraus, dass Dan in der Stadt ist und er stattet ihm einen kleinen Besuch ab. Nach wilden Beschimpfungen in beide Richtungen und etlichen Drohungen Toms, Dan diverse Körperteile wegzuschießen, bekommt er schließlich einen Namen, der ihn weiterbringen soll.

„Just a man’s name.“ (Tom)
„All right, you dumbshit.“ (Dan)

Und welchen Namen Dan genannt hat, erfahren wir spätestens, als wir Tom in das Hoyt-Anwesen einbrechen sehen. Und die ganze Inszenierung dieses Endes lässt uns befürchten, dass der kleine Besuch für Tom leider nicht gut ausgehen wird und er geradewegs in eine Falle läuft. Aber immerhin hat er das Mysterium des pinken Raumes geklärt.

TrueDetective_S03E06_pinkroom

Okay. Wir haben in dieser Episode ganz schön viel erfahren. Harris James steckt definitiv irgendwie mit in dieser Geschichte drin und leistet seinen Beitrag dazu, alle Spuren auf Tom zu lenken. Lucy hat sich von mächtigen Menschen bezahlen lassen. Doch wofür? Dass sie nicht ausplaudert, dass Hoyt sie damals vergewaltigt hat? Dass Julie seine Tochter ist? Wir kommen der Auflösung allmählich näher. Dan war zum Teil in diese Machenschaften eingeweiht. Dass er selbst direkt für Wills Tod und Julies Verschwinden verantwortlich ist, wird immer unwahrscheinlicher. Aber er wusste definitiv, was dort vor sich ging.
Amelia arbeitet an einem Sequel zu ihrem Buch, muss sich bei einer öffentlichen Lesung bösen Beschimpfungen von dem einäugigen Mann stellen, der kurzzeitig mal zu den Verdächtigen gehörte und erfährt von einem Mädchen, die in der gleichen Herberge wie einst die mysteriöse „Mary July“ lebte, dass Mädchen in der Gegend schlimme Dinge angetan werden.

Wir haben den Punkt erreicht, an dem ein großer Streit zwischen Hays und West ausbricht, denn Hays will den Fall dieses Mal um alles in der Welt lösen, während West versucht realistisch zu bleiben und sich Pausen zu gönnen. Er spürt, dass Hays zu tief in diesem Fall steckt. Doch zumindest findet dieser bei einer erneuten Inspektion des ehemaligen Purcell Hauses heraus, dass das Loch in der Wand für die Zustellung der kleinen Zettelchen vom einen in den anderen Raum genutzt wurde. Und wenn man sich die Wandbemalung des verwahrlosten Hauses anschaut, finden wir wieder einmal ein paar Anspielungen zur ersten Staffel „True Detective“. Geht es hier um etwas noch viel Größeres, als wir vermuten? Und führt dieser Streit zwischen Hays und West letztendlich dazu, dass die beiden sich schließlich völlig aus den Augen verlieren?

„We don’t stop.“

Ich merke, wie gut es mir gefällt, dass sich die Spannung wöchentlich weiter aufbaut und man sich nicht alle Folgen auf einmal reinwürgt. Die Geschichte ist darauf ausgelegt, darauf, dass wir über die Episoden hinaus mit den Gedanken immer mal wieder bei der Serie sind und unsere Theorien weiterspinnen. Dass wir ganz kleine Häppchen bekommen, die ganz viel anregen. Mir hat diese Episode richtig gut gefallen. Nicht nur, weil sie uns als Zuschauer so viel weiter gebracht hat, sondern vor allem wegen der tollen Kameraführung, die insbesondere in der finalen Szene mit Tom beeindruckt. Hunters in the Dark.

Bilder: HBO

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