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Garmonbozia ist wieder da

Review: Twin Peaks S03E03+04

1. Juni 2017, 22:02 Uhr

Weiter geht’s mit der Rückkehr von „Twin Peaks“, und die Folgen 3 und 4 sind noch mehr schwere Kost als die ersten beiden Folgen. David Lynch zitiert weiter munter an vielen Stellen aus seinem Gesamtwerk – eine große Freude für alle Lynch-Fans. Reine Twin Peaks-Fans werden weiterhin ein wenig stutzig sein, wie denn diese Rückkehr jetzt genau zum alten Twin Peaks zurückfindet. Meine Vermutung: gar nicht.

Natürlich kommen wir an einigen Stellen wieder zurück in diese liebenswerte, merkwürdige Stadt. Wir dürfen minutenlang Dr. Jacoby dabei zuschauen, wie er seine neuen Schaufeln goldfarben lackiert. Oder Lucy und Deputy Andy, wie sie ihren Sohn von einer Reise zurückerwarten und ihn dem Sheriff vorstellen. Der Sohn ist 24 Jahre alt und nach Marlon Brando benannt, der am gleichen Tag Geburtstag hat. Im Gespräch mit dem Sheriff mimt er herrlich den alten Brando – die Szene changiert zwischen grotesk und witzig. Apropos Sheriff: Hier haben sich David Lynch und Mark Frost einen tollen Schritt einfallen lassen. Da der alte Darsteller von Sheriff Harry S. Truman, Michael Ontkean, nicht zurückkehren wollte, hat nun Frank Truman die Geschäfte übernommen, gespielt vom Rpbert Forster, der übrigens ursprünglich schon als Besetzung für den Sheriff vorgesehen war.

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Zentral in der Doppelfolge ist allerdings die Rückkehr von Dale Cooper aus der Black Lodge. Er erfährt, dass ein Doppelgänger in der realen Welt unterwegs ist, der erst zurückkehren oder sterben müsse, bevor Cooper flüchten könne. Der Doppelgänger, Mr. C, hat seinerseits einen Klon geschaffen, der ein eigenes Leben führt – und der schließlich wie geplant statt Mr. C in die Black Lodge zurückgeholt wird. Agent Cooper kann zwar entkommen, bekommt aber den Hinweis, dass sein anderer Doppelgänger immer noch in der Welt ist und und einer von beiden sterben muss. Mr. C wiederum erleidet einen Unfall, was das FBI auf seine Spur bringt. Gordon Cole, gespielt von David Lynch selbst, und Albert Rosenfield, gespielt vom mittlerweile verstorbenen Miguel Ferrer, sind aber skeptisch. An ein paar Merkmalen wollen sie erkannt haben, dass etwas nicht stimm mit diesem Cooper. Sie sprechen von der Blauen Rose und Agent Philipp Jeffries, was klare Referenzen zum Twin Peaks-Film sind. Wird David Bowie etwa nochmal in der Jeffries-Rolle zurückkehren?

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Apropos Rückkehr: Ganz nebenbei wird die Schauspielprominenz aus Lynchs Umfeld in die Geschichte integriert. David Duchovny spielt wieder Denise Bryson beim FBI, mittlerweile die Vorgesetzte von Cole. Naomi Watts ist die Ehefrau des Cooper-Klons, dessen Platz jetzt der alte Cooper eingenommen hat – allerdings geistig ziemlich mitgenommen und total verwirrt. Er landet erst in Las Vegas und räumt einen Jackpot nach dem anderen ab – übrigens nicht meine Favoritenstelle der Folge. Das ist mir etwas zu langatmig inszeniert.

Absolut großartig ist hingegen das Intro in die Doppelfolge. Cooper versucht aus einem Metallkasten zu entkommen und durchlebt dabei einige merkwürdige Dinge. Optisch ist das einfach ganz, ganz großartig gemacht – das hat man in einer Unterhaltungsserie wirklich noch nicht gesehen. Einiges erinnert schön an Lynchs Kult-Film „Eraserhead“, anderes sogar an seinen Kurzfilm „The Grandmother“ aus dem Jahre 1970 – einfach ganz groß inszeniert.

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Drumherum gibt’s noch so viel anderes zu entdecken – die vielen Zahlencodes zum Beispiel, die auf Laura Palmers Todeszeit oder die Zeit von Agent Coopers Fluchtmöglichkeit hinweisen, letztere übrigens angezeigt von Ronette Pulaski, die damals beinahe zusammen mit Laura Palmer umgebracht worden wäre. Oder das Garmonbozia, in Twin Peaks Symbol für das Leid der Menschen, in Form von gekochtem Mais. Das kennen wir auch schon aus Film und Serie und wird hier nochmal besonders in Szene gesetzt.

Kyle MacLachlan hatte es in der Promozeit vor dem Serienstart immer wieder gesagt: Twin Peaks wird wieder etwas zeigen, was die Serienwelt noch nicht gesehen hat. Und mindestens mit dem Auftakt der 3. Folge dieser Staffel hat er absolut recht. Das ist schon extrem schwere Kost für eine Unterhaltungsserie. Aber: Lynch-Fans wie mir gefällt’s.

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Donnerstag, 1. Juni 2017, 22:02 Uhr
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