Tja, auch in der Folge 6 von „Twin Peaks“ geht’s zunächst mit Cooper alias Dougie weiter. David Lynch und Mark Frost konzentrieren sich sehr auf die Story, die in meinen Augen weiterhin zu langgezogen ist: Wenn Dougie beispielsweise seine Eingebung hat von MIKE, oder wenn er bei seinem Chef sitzt, oder beim Streit mit seiner Frau. Das muss man wirklich straffen. Mein Hoffnungsschimmer: MIKE rät Cooper, aufzuwachen und nicht zu sterben. Vielleicht beschleunigt das etwas den Plot.
Im Gegensatz dazu beschert uns das Autorenduo die Auflösung des möglicherweise größten Geheimnisses neben der Frage, wer Laura Palmers Mörder war: Gibt es Diane wirklich, oder diktiert Cooper nur in sein Diktiergerät, das er Diane nennt? Nein, es gibt sie wirklich, und in dieser Folge bekommen wir sie endlich zu sehen. Albert Rosenfield begibt sich auf die Suche und findet sie in einer Bar. Und gespielt wird sie von – Laura Dern. Großartig besetzt, es werden gleich Erinnerungen an frühere Werke wach, als Laura Dern und Kyle MacLachlan schon für einen anderen Lynch-Streifen zusammen vor der Kamera standen – Blue Velvet.
Zweite großartige Idee: Wir treffen Carl Rodd wieder, gespielt vom großartigen Harry Dean Stanton. Die Figur kennen wir schon aus dem Twin Peaks-Film, er ist Besitzer des Fat Trout Trailer Parks, in dem Teresa Banks einen Wohnwagen besaß und in dem Agent Chester Desmond (gespielt von Chris Isaak) verschwunden war. „Let’s rock“ stand seinerzeit auf dem FBI-Wagen von Desmond nach dessen Verschwinden – ein Zitat, das wir an anderer Stelle im Zusammenhang mit der Black Lodge schonmal gehört haben. Jetzt ist Carl also wieder da, und er macht einen Ausflug nach Twin Peaks. Derweil er im Park sitzt und das Wetter genißet, wiederholt David Lynch eine Szene auf einer Kreuzung, die beinahe exakt so im Twin Peaks-Film zu sehen war – nur dass es hier nicht so gut ausgeht für die Passanten. Carl Rodd sieht vermutlich den Geist oder die Seele des Jungen dahinschweben und kümmert sich um die Mutter. Dann schwenkt Lynch auf einen Strommast, der im Prinzip identisch ist zu dem aus dem Twin Peaks-Film. Scheint also sogar die gleiche Kreuzung zu sein – wunderbar.
Ach, okay, da kann ich dann aus dieser Perspektive doch noch zwei gute Einfälle in Sachen Dougie nennen: Wenn er in dem Bürogebäude ankommt und sich die Aufzugtür öffnet, zeigt uns Lynch einen Dougie, der von Haltung und Perspektive exakt einem Moment aus Lynchs Werk „Eraserhead“ gleicht – toller Verweis auf die Figur Henry Spencer. Dann Naomi Watts als Dougies Ehefrau: Als sie telefoniert, zeigt Lynch sie in exakt der Haltung, wie wir sie so typisch aus dem Film Mulholland Drive kennen. Also diese Zitate und Verweise bleiben wirklich ein großer Spaß. Jede Folge bleibt eine Entdeckungsreise in Lynchs Vergangenheit und Gesamtwerk. Das tröstet ein wenig über die sonst eher hinter den Erwartungen zurückbleibende Folge hinweg.
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