Ich gehe ja mal ganz optimistisch davon aus, dass „Twin Peaks“ nächstes Jahr bei den Emmys abräumen wird. Für mich stellt sich nicht mehr die Frage, ob es einen Emmy gibt, sondern welche(n). Neben „Bester Serie“ und „Beste Regie“ wird für mich eine Kategorie immer konkreter, je länger die Serie dauert: „Bester Nebendarsteller“ für David Lynch.
In Folge 11 liefert er einen großartigen Moment ab, wenn er mit Kollege Albert Rosenfield einen Tatort besichtigt. Hier soll Major Briggs verschwunden sein, und in der Tat gehen auf dem Gelände allerhand merkwürdige Dinge vor. Erst einmal tauchen die dunklen Wesen aus der legendären Folge 8 wieder auf, was einem der Anwesenden gar nicht gut bekommen wird. Verdächtig ist ja, dass auch Diane die Wesen gesehen hat, aber überhaupt nicht eingriff, als sich einer dem Polizeifahrzeug näherte.
Zurück zu David Lynch: Er ermittelt auf dem Gelände und erfasst einen gewissen Bereich, der als Übergang zu fungieren scheint. Großartig, wie zwischen den Perspektiven hin und her gewechselt wird. Aus der Sicht von Gordon Cole sehen wir den großen Wirbel am Himmel, aus der Sicht der anderen steht da nur ein alter Mann, der die Arme zum Himmel streckt – großartig gemacht, auch jener Moment, als Albert eingreift und Cole offensichtlich vor dem Verschwinden rettet.
Der zweite geniale Moment der Folge spielt sich am Double R Diner ab. Nachdem Bobby und Shelley ihrer Tochter (!) den Kopf gewaschen haben, bricht draußen plötzlich eine Schießerei los. Dass es sich um ein Versehen handelt, wird erst später klar, aber die Szene an sich ist einfach großartig inszeniert: Vom Schockmoment der ersten Schüsse über die aufklärende Szene am Van (vor allem die parallele Gleichgültigkeit von Vater und Sohn) bis zu der dauerhupenden Passantin hinter dem Van, die sich dann extrem aufregt und auf ein gewisses Problem auf ihrem Beifahrersitz hinweist – das ist alles ziemlich gut gemacht und geht auch dem Zuschauer ziemlich an die Substanz.
Dazu gibt es auch wieder eine Dougie-Episode, und es scheint, als würde aus ihm in jeder Folge ein bisschen mehr Dale Cooper werden. Zu hoffen wäre es ja, da ich die Dougie-Thematik wie gesagt so gar nicht mag. Dabei war es dieses Mal sogar ganz okay, was aber auch wieder am grandiosen Jim Belushi lag. Das Ende der Folge findet dann im Hotel-Restaurant statt, mit tragender Klaviermusik und einem leckeren Kirschkuchen. So muss es sein.
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