Für den Bruchteil einer Sekunde hätte man diese Woche das Gefühl haben können, dass sich die Dinge ändern. Dass Under The Dome plötzlich realisiert, dass es wichtigere Sachen als die alltäglichen Probleme der Einwohner von Chester’s Mill gibt und ein wenig Bewegung in diese „Wir sitzen unter einer Glasglocke“-Nebensächlichkeit einkehrt. Aber falsch gedacht. Selbst Einflüsse von großen Talenten wie Brian K. Vaughn können die Fadheit der Serie nicht übertünchen, weil sich die Kreativen den Spagat zwischen einer erfolgreichen IP und gutem Storytelling machen müssen.
Das Serienkonzept von Under The Dome diktiert von Natur aus eine gewisse Direktheit mit der die Probleme adressiert werden müssen. Die Stadt ist von der Außenwelt abgeschnitten. Irgendwann werden die Ressourcen ausgehen. Jemand sollte etwas tun. Dies sind keine abstrakten Konzepte, es geht um die direkte Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Trotzdem lässt sich davon in Chester’s Mill nach ein paar Tagen nichts bemerken. Oder nur für die Anfangsphase der Episode, in der zum ersten Mal so etwas wie der Versuch der Kommunikation mit der Außenwelt stattfindet. Das Militär verlässt die Posten rund um den Dome und das Dorf versammelt sich um im Protest Eier gegen die unsichtbare Wand zu werfen und „Don’t leave us“ mit Graffiti zu sprühen. Die Situation wird dann selbstverständlich schnell beendet durch die Polizei und alles ist wieder normal und langweilig.
Währenddessen bricht eine Viruserkrankung im Krankenhaus aus. Das ist dann die Krise der Woche. Immerhin werden hier die Limitationen der Situation erstmals ein wenig erkennbar. Dank dem Episodenschema dürfen wir aber bereits früh erahnen, dass sich all dies nicht wirklich über diese Folge hinaus erstrecken wird. Junior wird dann damit beauftragt die Leute im Zaun zu halten im Krankenhaus und bekommt eine Schrotflinte in die Hand gedrückt, was ich unglaublich finde. Selbst wenn, und ich will es eigentlich auch gar nicht wissen, Junior so viel in der Vorlage benutzt wird, hätte man doch hier bei der Adaption etwas sanfter mit dem Typen umgehen können. Ich bezweifle, dass dieser so radikal von King geschrieben wurde. Der Schauspieler hilft halt auch keinen Strich weiter. Immerhin kommt in seine Storyline am Ende etwas Bewegung als Big Jim seine Freundin im Bunker findet. Wieso war die nochmal da drin? Achja, weil sie nicht sagte, dass sie ihn liebt. Wow. Man könnte meinen, dass die Leute UNTER EINER GLASKUPPEL schlimmere Probleme haben.
Die Storyline der Kids führt uns auch nicht wirklich weiter. Wir wissen nun seit der ersten Episode, dass pinke Sterne in Linien fallen und mehrere Leute unter der Kuppel davon betroffen sind. Dass der kleine anscheinend während seines Anfalls kurzzeitig das Bewusstsein erlangt, vertieft das Mysterium dankenswerterweise ein wenig. Problematisch sind nicht nur die Figuren hier selbst, sondern auch die Schauspieler, die ihrer Rolle nichts abgewinnen können und ihren Text ohne Interpretation und Emotion aussagen. Bis auf Dean Norris und Jeff Fahey, der leider schon früh das Zeitliche segnete, hat die Serie auch keinen einzigen charismatischen Schauspieler. Dass es Figuren gibt, die man nach fünf Minuten bereits hasst und ihren Tod kaum abwarten kann, spricht weder für die Serie noch für die Schauspieler.
Ansonsten ist die Episode zum ersten Mal wirklich auszuhalten. Fernab von gut, aber auch nicht katastrophal. Es besteht weiterhin das Problem, dass Kings Buch wohl für eine gute Miniserie gereicht hätte – was wohl auch geplant war – nun aber wahrscheinlich über mehrere Staffel gestreckt werden muss. Das ist okay, wenn die Daily Soap Aspekte ein wenig mehr mit Aktionen, die den Dome direkt betreffen, verbunden werden würden. In einer meiner Lieblingsserien Jericho war dies so. Dort gab es auch teilweise fürchterliche Soap-Episoden. Aber in der gleichen Episode verließ zum Beispiel ein Charakter die Stadt und erkundete ein Flugzeug, das in der Nähe eine Notlandung machen musste. Oder ein Charakter gab ein Geheimnis preis, das mit dem zentralen Mysterium verbunden war. Es wäre schön, wenn Under The Dome dies auch schaffen würde.
Meine Meinung:
„Dass es Figuren gibt, die man nach fünf Minuten bereits hasst und ihren Tod kaum abwarten kann“ – made my day!