Eigentlich wollte ich den 20. Platz mit den Worten „Dies ist eine meiner Lieblingsfolgen“ einleiten, jedoch sind es eigentlich alle in der Top 25. Trotzdem: Als ich die folgende Voyager Doppelfolge für das Review noch einmal geschaut habe, kam große Freude auf. Warum das so ist, lest ihr weiter unten.
Platz 20: Voyager S04E08/E09 – Year of Hell
Voyager hatte ein klares Ziel: Die Crew will nach Hause kommen. Insofern hat die Serie den Vorteil, dass selbst in sich geschlossene Folgen sehr leicht in diese übergeordnete Story eingebettet werden können, denn jeder Schaden, jeder Feind verlangsamt die Reise und wird vom Zuschauer als Teil des Großen und Ganzen wahrgenommen.
In der Doppelfolge Year of Hell / Ein Jahr der Hölle geht es darum, dass die Voyager ein Stück Weltall durchqueren wird, was von einer freundlich gesinnten Spezies beherrscht wird. Als sich Janeway mit einem Vertreter trifft und sich in angenehmer Atmosphäre unterhält, taucht ein weiteres Schiff auf. Technisch unterlegen, aber dennoch arrogant treten die sogenannten Krenim auf und behaupten, dies sei ihr Gebiet. Während Janeway die Lage deeskalieren will, taucht eine Energiewelle auf, welche die Ereignisse komplett ändert. Statt eines technisch unterlegenen Schiffs steht die Voyager nun einem ebenbürtigen Schiff gegenüber und hat schon beträchtlichen Schaden erlitten – die ersten Ereignisse haben nie stattgefunden.
Trailer zur Doppelfolge
Die Zeit wurde verändert durch ein Zeitschiff, das die Krenim in einer anderen zeitlichen Dimension gebaut haben und von einem genialen Wahnsinnigen geführt wird. Er will die Zeit so ändern, dass sein Volk wieder zu alter Stärke findet und insbesondere eine Kolonie, auf der seine Frau lebte, wieder komplett hergestellt wird. Dazu eliminiert er Asteroiden, Planeten und auch komplette Zivilisationen aus der Zeit. Seit zwei Jahrhunderten geht das nun schon so und das wiederum bringt die Voyager in eine sehr missliche Lage. Der oben erwähnte zeitliche Eingriff führt dazu, dass die Crew ständig in Kämpfe verwickelt ist. Torpedos, die außerhalb der Zeit operieren, durchschlagen die Schilde und führen zu dem im deutschen Titel benannten „Jahr der Hölle“.
Zugegeben, schnell wird klar, dass am Ende eine Art Reset folgen wird. Tuvok erblindet, die Voyager hat extreme Schäden davon getragen, die Hülle löst sich teilweise auf und selbst die Turbolifts funktionieren nicht mehr, so dass die Crew sich durch die kleinen Jeffreys-Röhren quetschen muss. Trotzdem ist diese Folge nicht langweilig, denn der große Gegenspieler auf dem Zeitschiff ist ein würdiger Gegner Janeways. Dazu kommt, dass er eine wichtige moralische Frage aufwirft. Wenn man jemanden aus der Zeit befördert, hat man damit Unrecht getan? Dieses Wesen, diese Aliens haben ja nie existiert. Spannenderweise findet selbst Chakotay diesen Gedanken nicht allzu abwegig, auch wenn er es mehr auf kleinere Eingriffe wie Asteroiden beschränkt. Nachdem er und Tom Paris in Gefangenschaft des verrückten Professors gelangen, spielt er zwar das Spiel, sich mit dem Gegner anzufreunden, aber bald glaubt er auch, dass man die Zeit so manipulieren kann, dass etwas Gutes dabei herauskommt.
Am Ende der Doppelfolge geht es um den direkten Konflikt zwischen Voyager und Zeitschiff, denn die Voyager hat Schilde entwickelt, die das Schiff immun gegen zeitliche Eingriffe machen und damit alles durcheinanderbringen. Annorax will die Voyager eliminieren, um so wieder freies Feld für seine Pläne zu haben.
Es kommt, wie es kommen muss. Er scheitert, da er Chakotay vertraut, aber auch seine eigene Crew nicht mehr mitziehen will. Als am Ende Janeway die fast komplett zerstörte Voyager in das Zeitschiff steuert, führt das zu dem erwarteten Ausgang. Alles wird zurückgesetzt und interessanterweise sind die Krenim in dieser neuen Zeit nett und lassen die Voyager passieren. Im Abspann sieht man dann noch Annorax, den verrückten Professor, wie er wieder glücklich mit seiner Frau zusammenlebt, aber trotzdem noch Gefahr ausstrahlt, denn er arbeitet auch in dieser Zeit an dem Zeitschiff.
Zeit – Zerstörung – Moral
Diese Doppelfolge bietet fast alles, was eine Star Trek erfolgreich macht. Es gibt die wissenschaftliche Fiktion eines Zeitschiffs und Zeitstränge. In einer Sekunde ändert sich komplett die Geschichte des Universums. Aliens werden mächtiger oder schwächer und die Voyager ist mittendrin. Dann die große Zerstörung und damit einhergehend die Bedrohung für unser Helden; der Gegner scheint übermächtig. Mit der wichtigste Aspekt ist – wie so oft in Star Trek – die moralische Komponente. Ist die Änderung der Zeit und damit die Auslöschung von Lebewesen verwerflich oder nicht – denn sie haben ja nie existiert? Insbesondere wenn man es überhaupt nicht mitbekommt, da man sich ja auch nicht an die andere Zeitlinie erinnert. Frei nach dem Motto: Wenn im Wald ein Fenster zerspringt und niemand dabei ist, gibt es dann ein Geräusch?
Es bleibt festzuhalten, dass dies eine der besten Voyager und Star Trek Folgen ist und auch für Zuschauer, die mit Star Trek bislang kaum in Berührung gekommen sind, viel bietet.
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