Mensch oder Roboter – Verstand oder Programmierung? Welche Komponente hier welche bedingt, scheint in Westworld völlig ungewiss zu sein. Glauben wir wirklich zu wissen, was in dieser Welt vor sich geht?
„You got any stories, friend?“ – Old Bill
Zu Beginn der Episode „Contrapasso“ tauchen wir in eine Geschichte aus Dr. Robert Fords Vergangenheit ein. Es geht um einen Windhund, der immer auf der Jagd nach einer Katze war – bis er sie schließlich fangen konnte und in Stücke riss. Es sind die Ruhe und Traurigkeit in der Stimme des Erzählers, die den Zuschauer völlig in seinen Bann ziehen und uns gespannt der Geschichte lauschen lassen. Und dann wäre da noch dieses unterschwellige Gefühl, als würde er mit der Geschichte noch etwas anderes ausdrücken wollen – was jedoch Old Bill, sein treuer, aber bereits ausrangierter Zuhörer nicht merkt.
Dolores hört Stimmen – wieder einmal, immer noch. Gemeinsam mit Logan, William und einem geretteten Roboter macht sie sich auf nach Pariah, einer moralisch extrem zwiespältigen Stadt, die bewusst nicht in der Nähe von Sweetwater liegt, sondern erst erreichbar ist, wenn man sich auf das Abenteuer Westworld so richtig eingelassen hat – oder dazu überredet wurde.
„Pariah… City of outcasts, delinquents, thieves, whores, and murderers.“ – Logan
Die Loops scheinen hier einer anderen, ausgedehnteren Zeitspanne zu unterliegen als in Sweetwater. Außer kleiner Insider-Infos über die Stadt des bevorstehenden Besuchs erzählt Logan außerdem von einer Partnerschaft, die es bei Entstehung des Parks gegeben habe. Einer der Schöpfer habe sich kurz vor Eröffnung selbst umgebracht. Wir wissen längst, dass es sich bei den Partnern um Arnold und Dr. Ford handelt. Doch nicht zuletzt durch die geheimnisvolle Befragung von Dolores durch Dr. Ford in einer späteren Szene bekommen wir das Gefühl vermittelt, dass die Wahrscheinlichkeit besteht, dass der mysteriöse Arnold noch am Leben ist.
„When was your last contact with Arnold?“ – Dr. Ford
„Last contact: 34 years, 42 days, seven hours ago.“ – Dolores
„Yes, Dolores. The day Arnold died. And you have no records of any contact with him since?“ – Dr. Ford
„No.“ – Dolores
„What was the last thing he said to you?“ – Dr. Ford
„He told me I was going to help him.“ – Dolores
„Help him do what?“ – Dr. Ford
„To destroy this place.“ – Dolores
„But you didn’t, did you? You’ve been content… in your little loop. For the most part. I wonder… if you did take on that bigger role for yourself, would you have been the hero… or the villain?“ – Dr. Ford
Und genau das fragen wir uns auch: Ist Dolores die Gute oder die Böse? Hilft sie jemandem, den Park zu zerstören? Die Menschen? Und wenn ja, wäre das in Westworld nun eine gute oder eine schlechte Sache? Nach Fords Verlassen des Raumes jedenfalls spricht sie mit jemandem und beruhigt ihn, keine Informationen preisgegeben zu haben. Hat sie eine ganz spezielle Verbindung zu ihrem Schöfer? Und da wir ja nicht wissen, wie dieser mysteriöse Arnold nach etwa 35 Jahren wohl aussehen mag, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er stets lebt – und wir ihn womöglich sogar schon kennen gelernt haben, gar nicht so gering. Zu einem späteren Zeitpunkt der Serie wird es sicherlich noch eine große Überraschung geben.
Logan, William und Dolores sind also in Pariah, einem wirklich speziellen Ort, an dem sie sich auf einen gefährlichen Deal einlassen. Doch viel interessanter als der Deal, der Überfall, den sie dafür begehen müssen oder das seltsame Vorgehen in Pariah an sich, ist Dolores Entwicklung und ihre Reise – um sich selbst. In einer großen Menge verkleideter Menschen entdeckt sie am Tag der Toten plötzlich sich selbst. Nur eine Illusion, eine Erinnerung oder aber eine Doppelgängerin? Und was ist mit der Begegnung mit der geheimnisvollen Kartenlegerin, die ihr seltsamerweise auch ähnelt und von der sie dann noch die Labyrinth-Karte zieht? Auch nur eine Täuschung ihres Verstandes? Oder viel mehr der Hinweis, dass sie ihr Ziel, das Auffinden des Labyrinths, nicht aus den Augen verlieren darf?
Doch was hat es dann damit auf sich, dass wir nicht nur einmal das Gefühl vermittelt bekommen, dass es manche Figuren doppelt gibt? Denn da wäre noch Lawrence, der Gefangene vom „Mann in Schwarz“, der in Pariah als El Lazo gehandelt wird. Der Beweis, dass wir vielleicht nicht nur eine Zeitebene verfolgen, sondern uns eine Geschichte erzählt wird, deren Anfang und deren „Gegenwart“ wir sehen? Gäbe es weitere Beweise für diese Theorie?
Da wäre der „Man in Black“, dessen richtigen Namen wir nicht kennen und von dem wir nur wissen, dass er schon seit mehr als 30 Jahren den Park besucht, dass er „an old friend“ von Dolores und dass er auf der Suche nach dem Labyrinth ist. Angenommen, Williams, Logans und Dolores Reise wäre der Erzählstrang aus der Vergangenheit, wäre es dann nicht sogar möglich, dass William oder Logan der junge MiB sein könnten? Zuerst dachte ich, wenn dann könnte nur Logan derjenige sein: dunkler Hut, ein deutlicher Hang zu Gewalt und Skrupellosigkeit. Doch bei genauerem Hinsehen würde es viel mehr Sinn ergeben, wenn William der MiB wäre, zumindest müsste es sonst eine gute Erklärung dafür geben, dass sich die Augenfarbe von Logan im Laufe der Zeit von Braun in Blau verändert hat.
Für die Theorie verschiedener Zeitebenen spräche zudem ein altes Themenpark-Logo bei Ankunft von William in Westworld, das im Erzählstrang von Dr. Ford und dem MiB ein anderes, moderneres ist. Bis jetzt gab es noch kein Aufeinandertreffen von William und dem MiB. Und wenn man bei manchen Szenen genauer hinsieht und hinhört, erkennt man, dass der Zuschauer hier durch geschickten Schnitt ganz einfach hinter’s Licht geführt worden sein kann: So ist es durchaus möglich und sogar ziemlich wahrscheinlich, dass manche Szenen nicht linear in der Weise abgelaufen sind, wie wir sie zu sehen bekommen haben.
Am liebsten würde ich nun alle fünf Episoden noch einmal schauen und nach weiteren Hinweisen für die Theorie verschiedener Zeitebenen suchen. Andererseits finde ich es total spannend, die Geschichte mit dieser Idee im Kopf nach und nach weiterzuverfolgen. Denn ist es tatsächlich der Fall, dass wir hier eine Geschichte mit mehreren Zeitebenen sehen und ist William wirklich der Mann in Schwarz, so ist doch die größte Frage nun: Wie ist es dazu gekommen, dass William zum Man in Black geworden ist? Ist er wirklich der schwarze Mann, der Dolores Leid angetan hat (genau genommen haben wir das nämlich nie gesehen)? Und welche Intention steckt nun hinter seiner Suche nach dem Labyrinth? Hängt diese mit Dolores‘ Suche zusammen? Und apropos Dolores: Hat sie über die Jahre hinweg in Westworld gelernt, ihre Programmierung zu kontrollieren und ihre Kontrolleure zu manipulieren?
Fragen über Fragen. Doch eines steht definitiv fest: Es ist nichts, wie es scheint. Wir merken deutlich, dass die Schöpfer von Westworld dieses Universum nicht nur von Episode 1 bis 10, sondern viel größer gedacht haben. Und ich freu mich drauf – vor allem, wenn der musikalische Einsatz so grandios bleibt, wie bis jetzt.
„Find me.“
Bilder: HBO
Die Idee finde ich ganz nett, glaube aber zumindest nicht daran, dass wir hier ein und die selbe (menschliche) Figur in junge und alt zu sehen bekommen. Das passt für mich dann doch an zu vielen Ecken und Enden nicht, schon alleine, weile die Roboter doch eine derartige Entwicklung vernommen haben sollen und (zumindest für uns) in beiden Szenarien identisch aussehen. Ich glaube eher an Duplikate und vielleicht leicht versetzte Erzählstränge – aber keine 30 Jahre. :)
Ich find die Theorie der non-linearen Erzählweise total spannend. Ob William nun tatsächlich der Mann in Schwarz ist oder Arnold oder ein Klon ist für mich gar nicht so wichtig. Ich finde es eher interessant zu sehen, wie die Serie diese Theorien ermöglicht und uns als Zuschauer ziemlich zu blenden scheint. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht – und glaube, dass wir auf die Auflösung mancher Fragen noch sehr lange warten müssen.
Das stimmt, bin wie gesagt auch Fan solcher Gedankengänge und finde es gut, wenn Serien einen zum Grübeln bringen, von daher Zeitebenen ja, Man in Black-These nein. :)
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