In meinem Kopf plane ich der Folge schon ein durchschnittliches Ranking zu verpassen. Drei, vielleicht dreieinhalb Kronen, mal sehen, es kommt ja noch ein bisschen was. Das waren meine Gedanken zum Start von Folge sieben. Alles in Ordnung, aber hier fesselt mich noch nichts so richtig. Und dann sind die ersten zehn Minuten vorbei und die Folge nimmt so richtig an Fahrt auf. Nicht so schnell urteilen heißt es wohl für mich.
William und Dolores befinden sich noch immer im Zug auf dem Weg nach – na, wer weiß schon, wohin genau? William öffnet ihr sein Herz und muss ihr gleichzeitig gestehen, dass eigentlich zuhause, in der richtigen Welt, jemand auf ihn wartet: seine Verlobte. Dolores ist zutiefst verletzt und verlässt den Wagon. So richtig weg kann sie ja nicht und vom Zug springen ist im Ghost Nation Territory vielleicht nicht gerade die beste Idee. William kann sein gefangenes Selbst dann sowieso schnell überwinden, sodass es noch richtig romantisch wird zwischen den beiden. Zwar nur für einen kurzen Moment, denn sie werden von einem, besser gesagt zwei, Überfällen unterbrochen. Doch es scheint, als wären sie ihrem „happy place“ schon sehr nah.
„The only thing I had when I was a kid were books. I used to live in them. I used to go to sleep dreaming I’d wake up inside one of them ‚cause they had meaning. This place, this is like I woke up inside one of those stories.“ – William
„I don’t wanna be in a story.“ – Dolores
Maeve startet ihren Tag im Park wie immer, nur dass sie nicht ist wie immer. Selbstbewusst lässt sie die Klavierklänge im Mariposa Saloon erstummen und als Clementine ihren üblichen Text aufsagt, versucht Maeve den Loop durch Fragen zu unterbrechen. Doch der wird bereits von jemand anderem unterbrochen. Alles steht still, kein Host bewegt sich – außer Maeve. Und schon kommen die Gestalten aus ihren Träumen in den Saloon und wollen sie holen. Sie. Nicht Maeve, wie wir und auch sie zunächst vermutet hätten, sondern die unschuldige Clementine.
Wie wir nämlich wenig später herausfinden, ist sie Teil einer kleinen Show – einer Show des Boards und von Theresa, um zu verdeutlichen, dass die Hosts außer Kontrolle geraten, dass Ford und seine Mitarbeiter die Geschehnisse nicht mehr im Griff haben und dass Ford sich als logische Konsequenz zur Ruhe setzen sollte.
„But the gods … they require a blood sacrifice. We need to demonstrate just how dangerous Ford’s creations can be. […] We need someone thoroughly unexpected.“ – Charlotte Hale
Und so nutzen sie die verletzliche Clementine, um das Ausmaß des vermeintlichen Kontrollverlusts zu symbolisieren. Die Konsequenz: Bernard wird gefeuert. Doch schnell wird klar, dass das „blood sacrifice“, von dem Charlotte sprach, ein anderes sein wird. Bernard nutzt seine (wie es für den Zuschauer scheint) letzte Gelegenheit hinter den Kulissen von Westworld, um zumindest Theresa, seiner einst doch so Vertrauten, das geheime Haus zu zeigen, in dem Ford Hosts der ersten Generation beherbergt. Doch statt der Hosts findet Theresa etwas anderes, das Bernard bis jetzt verborgen blieb.
„What’s behind this door?“ – Theresa
„What door?“ – Bernard
Und auch, wenn dieses Zeichen eigentlich schon deutlich genug ist, müssen wir in den folgenden Minuten mitansehen, wie nicht nur Theresa und Bernard, sondern vor allem uns die Augen geöffnet werden. Denn was lange Zeit nur eine Vermutung, eine Theorie, ein immer mal wieder kurz vorbeiziehender Blitzgedanke war, bestätigt sich nun in vollem Umfang.
Er, der tagtäglich dafür zuständig ist, die Hosts auf Self Awareness zu testen, sagt ihn, den Schlüsselsatz, den alle Hosts über die falschen Lippen bringen, wenn sie mit Informationen konfrontiert werden, die ihre Vorstellung von sich und ihrer Welt durcheinander bringen.
„Doesn’t look like anything to me.“
Da haben wir den Beweis: Bernard ist nicht real. Und Ford stellt sich in seinem kleinen Freizeithaus einfach in geheimer Mission seine eigenen Hosts her. Wer das wohl werden wird, der da grad in der Mache ist? Ich hätte da schon so eine Idee…
„You’re a f*cking monster.“ – Theresa
Absolut spannende Folge mit absolut passendstem Titel: „Trompe L’Oeil“ beschreibt in der Kunst einen Stil, der auch als Illusionsmalerei bezeichnet wird. Die äußerst realistische Darstellungsweise führt zu einer Täuschung des Auges und errichtet im Kopf des Betrachters eine Illusion. Genau das ist der Punkt, den Westworld ausmacht – sowohl als Serie in Bezug auf den Zuschauer, als auch als Themenpark in Bezug auf den Besucher. Der interessanteste Punkt daran ist, dass diese Geschehnisse eine auf viele Bereiche des echten Lebens auszuweitende Frage aufwerfen: Wie sollst du etwas wissen, wenn du dafür gemacht und darauf geprägt bist, es nicht zu wissen?
Auch wenn mich an den „Kampfszenen“ im Ghost Nation Territory gestört hat, dass von den vielen unwichtigen und drei relevanten Fguren natürlich diese drei vollkommen unversehrt aus einem Kugel- und Pfeilhagel entkommen können, gibt es an dieser Episode wirklich nicht viel auszusetzen. Die Dialoge sind super, fast jeder Satz hat eine solch starke Wirkung, dass man ihn sich erstmal einen Moment durch den Kopf gehen lassen möchte. Die Art der Erzählung offenbart uns Stück für Stück, was uns letztendlich staunen lässt. Die Musik steigert die Spannung ungemein. Und wieder einmal überzeugen die Darsteller auf’s Höchste. Clementine zerreißt uns das Herz. Maeve überzeugt uns von ihrer Stärke. Und Anthony Hopkins hat nun endgültig wieder seinen „Psycho“-Status erreicht.
Ich hab das Gefühl, hier wird es noch so richtig rund gehen – und gleichzeitig hab ich das Bedürfnis, Fragen nun nur noch mit einem einstudierten Satz zu beantworten. Doesn`t look like anything to me.
„I’m getting out of here. You two are going to help me.“ – Maeve
Bilder: HBO
Meeeega Folge! Eindeutig die beste bisher. Nun bin ich total hooked und total gespannt wie das alles weiter geht.
Zum Glück war ich nicht durch Theorien beeinflusst und der Twist hat dadurch gewaltig bei mir gewirkt.
Ich bin da bei dir, Kira. Wäre eine schwere Einschätzung geworden, ohne die abschließende Szene (vermutlich ähnlich, so liege ich bei guten 4 Kronen, finde, dass die eine Szene den Rest nicht unbedingt vergoldet). Aber schöner Dreh, vor allem hat mir da die Inszenierung gefallen. Das kleine „welche Tür?“ fand ich großartig, denn auch wenn es etwas Slapstick hatte, wurde in meinem Kopf direkt losgerattert. „Ist er etwa wirklich…?!“ – nur um kurz darauf die Bestätigung zu erhalten (die dann natürlich nicht mehr SO überraschend kam).
Was mich aber etwas wurmt: Wieso erkennen Leute z.B. im Zug sofort, welche Figuren Hosts sind („ach, schau mal der da, der sieht ja perfekt aus!“), Bernard aber rutscht durch (und das nicht bei irgendwelchen Gästen, sondern DEN Experten). Gut, er wurde vom Meister himself geschaffen und perfektioniert, wirkt aber dennoch wie ein kleines Plothole.
Insgesamt aber durchaus eine gute Folge, die Lust auf die weitere Entwicklung macht!
Da muss ich dir voll zustimmen bzgl. Hosts und warum Menschen diese sofort erkennen. Und ich glaube nicht, dass diesbezüglich noch eine Erklärung kommt…
Ich bin vor allem sehr gespannt, ob die Serie es schafft, auf lange Sicht so spannend und ereignisreich zu bleiben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir noch das ein oder andere Mal diesen Moment „ach was, DER ist auch ’n Host?!“ erleben werden.
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