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Freeze all motor functions.

Review: Westworld S01E10 – The Bicameral Mind

8. Dezember 2016, 10:15 Uhr
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Well, that escalated quickly.

Naja – so schnell ging es eigentlich gar nicht. Dennoch blitzte dieser Gedanke in der Folge „The Bicameral Mind“ immer wieder bei mir auf. Erstaunlich brutal ging es in dieser Episode nämlich zu. Nicht, dass das nicht bereits vorkam oder nicht abzusehen war. Dennoch floss plötzlich erstaunlich viel Blut.

Wir finden uns in einer traurigen Liebesgeschichte wieder, von der wir eigentlich schon wissen, dass sie nicht gut ausgehen wird. Dolores ist auf ihrem Selbstfindungstrip, während William wiederum auf verzweifelter Suche nach ihr ist. Und Teddys Loop startet von Neuem. Natürlich pflanzen wir diesen Erzählstrang wieder automatisch irgendwo zwischen die bereits existenten Stränge und langsam verliert man ordentlich den Überblick. Und so, wie sich später dann auch herausstellt, führt Ford der reichen Zuschauerschaft und uns hier gerade eine neue Story in Westworld vor, die ganz zufällig das Thema beinhaltet, das schon William und Dolores vor ziemlich langer Zeit umgetrieben hat: Die Suche nach sich selbst. Also wie jetzt? Mal ganz geordnet (soweit irgendwie möglich und in meinem Kopf gerade „Sinn“ ergebend):

Mehr als 30 Jahre zuvor

Dolores wird von Arnold erschaffen. Er weiß, dass die Hosts die Fähigkeit besitzen, ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln. Und so lernen wir, dass das Labyrinth, the Maze, das uns nun seit einigen Folgen beschäftigt und auf dessen Suche wir mit bestimmten Charakteren gehen, nur symbolisch für eben diese Reise der Hosts zu ihrem Bewusstsein steht. Und im Zentrum des Ganzen? Die eigene Stimme. Von dem Irrglauben, the Maze als einen physikalischen Ort vorfinden zu werden, muss sich nun auch der letzte Zuschauer und Parkbesucher verabschieden.

„Consciousness isn’t a journey upward, but a journey inward, not a pyramid, but a maze.“ – Arnold

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30 Jahre zuvor

Dolores und William wurden getrennt. Während sie also nun irgendwo in den Weiten Westworlds rumlungert, sucht er mit Logan an der Leine nach ihr. Und er ist sich sicher, dass er sie finden wird. Er hat erkannt, dass sie anders ist, will weiter mit ihr die Suche nach dem Maze beschreiten. Ach William, du arme, verlorene Seele. Als er sie dann schließlich irgendwann findet, kann er nur noch mitansehen, wie sie bereits wieder in einen neuen Loop gestartet ist. Herzzerreißend. Sehr schöner Hut-Übergang übrigens …

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Gegenwart – im Park

… Der Man in Black ist auf Dolores gestoßen und während sie durch ihren Schmerz und ihr Leiden so langsam ihr volles (?) Bewusstsein erlangt, das Zentrum ihres eigenen Labyrinths findet, ist der MiB doch ziemlich enttäuscht, dass er diesen Ort nicht physisch betreten – und auch Wyatt nicht kennenlernen kann. Na, wenn er wüsste. Richtig traurig wird es dann, als Dolores ihm erzählt, dass ihre wahre Liebe noch auf der Suche nach ihr ist und sie vor ihm retten wird. Die Erkenntnis, dass eben diese wahre Liebe genau die Person ist, die sie grad so grob anpackt, kommt damit noch härter daher.

„What have you become?“ – Dolores

„One day … you will perish. You will lie with the rest of your kind in the dirt. Your dreams forgotten, your horrors effaced, your bones will turn to sand. And upon that sand a new God will walk, one that will never die, because this world doesn’t belong to you or the people who came before. It belongs to someone who is yet to come.“ – Dolores

Gleiche Gegenwart (?) – hinter den Kulissen

Maeve wird nach ihrem kleinen Selbstmord mit Hector neu zusammengesetzt und „gegossen“. Ihre kleine Ausbruch-Crew hat sie auch zusammen. Felix holt mit ein paar Handgriffen Bernard wieder zurück – der hat aber nicht besonders gute Nachrichten für Maeve. Ihr Ausbruchswille: nur eine Programmierung? Was ist dann mit der Unterbrechung ihres Ausbruchs, um ihre Tochter im Park zu finden?

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Charlotte Hale informiert Ford, dass er ausgedient hat und sich nach Vorstellung seiner neuen Storyline in Rente begeben und vom Park verabschieden muss. Ganz kalt lässt sie das jedoch gar nicht.

Erkenntnisse

Als Arnold kurz vor Eröffnung des Parks feststellen muss, dass sein Partner Robert nicht an den Bewusstwerdungsprozess der Hosts glaubt, aktiviert er einen Erzählstrang in Dolores System (Wyatt!), der sie zusammen mit Teddy alle Hosts töten lässt. Und am Ende der Säuberung fehlt natürlich noch einer: Arnold selbst.

„You’re going to help me destroy this place.“

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William ist der Man in Black. Wir wissen es nun, deutlicher kann es jetzt nicht mehr werden. Damit bestätigt sich nicht nur diese Theorie, sondern auch die der verschiedenen Zeitebenen in der Serie. William/dem MiB gehört Westworld mittlerweile. Sein Plan: dass die Hosts sich gegen Ford stellen und ihr wahres Ich finden. Und ja, da ist was im Gange, würde ich sagen.

„I understand now. This world doesn’t belong to them; it belongs to us.“ – Dolores

Die Erhebung hat begonnen.

Zum Staffelfinale bekommen wir noch einmal die volle verworrene Ladung Westworld geliefert – und dazu noch mit Überlänge. 90 Minuten lang versuchen wir klarzukommen zwischen den so stark ineinander fassenden Zeitebenen, deren Übergänge so geschickt gemacht sind, dass wirklich kaum auszumachen ist, wann wir uns mit welchem Host in welchem Bewusstseinszustand wo befinden. Aber genau das macht Westworld ja aus. Dass wir uns ganz schön lange haben blenden lassen von dem Irrglauben, wir wüssten, was vor sich geht. Und ab dem Zeitpunkt, an dem die ersten Zweifel aufkamen, wurden Theorien aufgestellt, upgedatet, verworfen, zurückgeholt.

Sehr schön finde ich die Auflösung um das Labyrinth/the Maze: Dolores findet ihre eigene Stimme und erkennt, dass sie sich die ganze Zeit selbst angetrieben hat. Sehr schön, das visuell in der Gegenüberstellung „mit sich selbst“ zu verdeutlichen.

Bedeutet das denn nun, dass es nur einen Weg gibt, wirklich „bewusst zu sein“ und freien Willen zu haben: sich nämlich bewusst zu machen, dass man niemals völlig frei sein kann in seinen Entscheidungen und immer auch Gefangener seiner selbst ist?

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Staffel eins

Das war wirklich eine sehr starke Staffel und ein sehr schönes, neues Werk, das HBO uns da geliefert hat. Tolle Kamerafahrten, eindringliche Musik, großartige Schauspieler. Der große Cast war von Anfang an ein Aushängeschild für die Serie. Doch was die Darsteller für eine Höchstleistung abgeliefert haben, ist kaum zu beschreiben. Den Wechsel zwischen emotionalem Wrack und kaltem, gefühllosem und zurückgesetztem Programm spielen Wood, Wright und Newton wirklich extrem überzeugend. Hopkins braucht man gar nicht erst erwähnen, der kann’s halt einfach, fieser, alter Mann, für den man irgendwie aber doch Sympathie haben muss. Und Simpson und Harris … Selbst Nebenfiguren wie Felix oder Clementine stehen den Protagonisten in nichts nach.

Einen winzig kleinen Kritikpunkt muss ich aber in der ganzen Lobhudelei doch loswerden: In einer Szene sagt Charlotte Hale zu Lee: „Show, don’t tell“ – und das habe ich mir an einigen Stellen der Serie auch gewünscht: Zeigt uns mehr und lasst dafür einen der langen (sehr guten, nicht falsch verstehen) Monologe Fords weg. Wir Zuschauer verstehen (manche) Zusammenhänge auch, wenn man sie uns zeigt. Einer zwanghaften wörtlichen Erklärung bedarf es dann nicht noch immer zusätzlich. Aber hey, wirklich kleiner Kritikpunkt. Und wirklich meckern auf hohem Niveau.

Na gut, einen hab ich noch: Wenn schon ’ne Szene nach dem Abspann, dann bitte mit mehr Wumms!

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Was erwartet uns in Staffel zwei?

Auch wenn wir das Gefühl haben, nun einiges zu wissen, so sind es doch die Fragen, die uns weiter umtreiben. Wird Maeve ihre Tochter finden? Was ist eigentlich aus Logan geworden? Wird Williams Frau vom Foto noch eine Rolle spielen – und ist er wirklich verloren? Ist Ford wirklich tot? Ich mein, hier kann jeder ja zu jedem Zeitpunkt auch nur Abbild eines anderen sein. Warum war nicht auch er so schlau, sich selbst neu zu erschaffen? Wie sieht eigentlich die „richtige“ Welt außerhalb des Parks aus? Wann spielt die Serie überhaupt? Welcher neuen Storyline fiel der MiB zum Opfer? Wo sind die ausrangierten Hosts plötzlich hin? Und dann die Frage an uns selbst: Stehen wir eigentlich auf der Seite der Hosts?

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Wir werden es sehen, wenn das Spiel der reichen Leute, die ihr Abbild bluten und leiden sehen wollen, weitergeht.

„These violent delights have violent ends.“ – Arnold

Bilder: HBO

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Donnerstag, 8. Dezember 2016, 10:15 Uhr
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Ein Kommentar

  • Ich war tatsächlich etwas enttäuscht vom Finale. Würde ihm eher so 3,5 Kronen geben. Sicherlich waren da viele sehr gefällige Szenen und Auflösungen dabei, aber eben auch viele Längen, viel (von dir angesprochenes) Erklärwerk und einige sehr unlogische und plumpe Umsetzungen. Wie die Hosts durch die Anlage spazieren und nach und nach hochausgebildete Spezialeinheiten ausschalten, die sie einfach erschießen könnten, die Sicherheits-Mechanismen bedienen oder sonst was – ne. (Allgemein wirkt es auf mich noch immer sehr komisch, dass bis auf eine Szene in einer Folge zuvor niemand zu merken scheint, dass da irgendwas mit Maeve im Busch ist, obwohl sie sich arg auffällig benimmt und in der Weltgeschichte unterwegs ist. Aber ne, Westworld ist ja soo riesig – Hauptsache im Finale spielt alles binnen 15 Quadratmetern..). Dass der Komplex teilweise abgeschaltet wird ist eigentlich auch dumm, das könnte man aber noch auf den eigentlichen Plan zurückführen, der Maeve eingetrichtert wurde. Es wird ja jemand Oberes wollen, dass sie anarchiert, ausbricht und die Hosts die Welt unsicher machen. Vermutlich Ford, dessen Plan absolut der eigene Tod auf der Bühne war (Stichwort: Unsterblichkeits-Rede). Aber ja, an die These mit den Kopien (von sich oder anderen, z.B. hätte er ja Elsie „zurückbringen“ können) hatte ich auch schon gedacht…

    Dennoch ist natürlich weiter schön, wie die Gedanken der Zuschauer angekurbelt werden. Theorien werden gefasst, verworfen und weiter gesponnen – das ist das, was eine gute Serie ausmacht. Und nun wird es also Samurai geben. Und hoffentlich eine vernünftige Darstellung, wie das Chaos am Ende aufgelöst (oder weiter in die Welt hinaus getragen) wird.

    Ein durchaus gelungenes Finale, aber da hatte ich mir dennoch mehr erhofft. Und die William-MiB-Sache wirkt mir immer noch viel zu aufgezwungen und unlogisch (klar, man will uns verwirren, aber die Darstellung der alten und neuen Hosts – naja.), ebenso wurde mir das viel zu sehr in die Länge gezogen, so dass man während der Folge schon fünf Mal wusste (eigentlich ja schon zuvor beim Eintritt in die Kirche), dass es wirklich so ist.

    Aber insgesamt bin ich sehr froh, dass es „Westworld“ gibt. :)

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