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Kaum zu glauben, das Finale der zweiten Staffel „Westworld“ ist tatsächlich da. Und damit auch große Erwartungen an die letzte Episode, in der alles im und rund um das Valley Beyond zusammenlaufen wird.

Lost in Thought

Wir starten dort – und das finde ich sehr schön – wo auch schon die erste Folge dieser Staffel gestartet ist, nämlich in einem Rückblick und der altbekannten Situation zwischen Bernard, der kurzzeitig doch für Arnold gehalten wurde und nun aber bestätigt doch Bernard ist, und Dolores, die ihn testet, wie viel Arnold wirklich in ihm ist. Klingt komisch, ist aber so.

Nothing alike

Bernard, so scheint es, gewinnt den Wettlauf und gelangt als erster zum Valley Beyond, stellt sein Fahrzeug jedoch ziemlich früh ab, sodass er noch einen ordentlichen Fußmarsch vor sich hat. Dolores betrauert Teddys Ableben noch ein bisschen und setzt mit seinem Speicherkern (Hosthirn? Was wäre ein gutes Wort dafür?) dann auch ihren Weg zum Valley Beyond fort, auf dem sie auf William trifft, der sich aufgelöst im Arm rumstochert. Ganz schön zu sehen, wie er plötzlich der vollkommen Unterlegene ist und seine Realität infrage stellt. Dolores nimmt ihn mit zum Valley Beyond, das noch viele offene Fragen klären soll.

Doch Bernard, Dolores und William sind nicht die einzigen, die den Weg dorthin eingeschlagen haben. So gut wie alle verbliebenen Hosts folgen Akecheta zu dem Ort, an dem sie womöglich endlich frei sein werden. Und Clementine führt die Delos-Gruppe um Charlotte Hale an, die darauf aus ist, dass sich alle passend an einem Fleck versammelten Hosts gegenseitig umbringen.

No Pleasure without Pain

Währenddessen soll Maeve beseitigt werden. Noch einmal ihr Schmerzempfinden hochdrehen, damit sie auch richtig was davon mitbekommt. Man kann sich denken, wie das ausgeht. Ihre Geschichte ist ja noch nicht vorbei. Genau jetzt schaffen es dann auch Hector, Armistice, Felix und Co zu ihr vorzudringen, doch sie hat sich natürlich schon selbst befreit und legt einen recht eindrucksvollen, in Slow Motion dargelegten Auftritt mitsamt starker Begleitung hin. Kurzer emotionaler Blickwechsel zwischen Lee und Maeve, der zeigt, dass sich trotz anfänglicher Startschwierigkeiten eine tiefe Verbundenheit zwischen den beiden entwickelt hat.

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Dolores und William retten Bernard, der kurz vor dem Eintritt ins Forge von Delos-Leuten bedroht wird und William trifft somit endlich auf das Ebenbild Arnolds – das, wie wir im gleichen Zuge erfahren, übrigens von Dolores und nicht von Ford geschaffen wurde (in mehr als 11.927 Versuchen). William versucht dann noch Dolores umzubringen, schafft es aber nicht und bleibt letztendlich an der Oberfläche zurück, während Bernard und Dolores ins Tal hinabsteigen (ok, genau genommen nehmen sie den Fahrstuhl).

„That’s what you want, isn’t it? To destroy yourself. But I don’t give you that piece. Not yet.“ – Dolores zu William

Und bevor wir unten im Valley Beyond ankommen, springen wir vor zu dem Zeitpunkt, an dem Bernard zu Beginn der Staffel im Wasser gefunden wurde und Hale und Strand von da an als Zeuge über das Geschehene aufklären soll. Warum sind alle Hosts tot? Was ist passiert? Wo ist Abernathy?

All the Way Down

Das Valley Beyond betreten wir in zwei Zeitebenen. In der ersten Zeitebene betritt Dolores mit Bernard das Forge und verbindet sie beide mit dem Server, durch den sie in eine Welt gelangen, die wie die reale Welt wirkt, aber auf den Erinnerungen von Delos beruht. Hier begeben sie sich auf die Suche nach dem Kontrollsystem. Und das finden sie auch und zwar in der Gestalt von Logan, Delos einzigem Sohn. Er führt sie durch die unräumlichen Räumlichkeiten des Systems und zeigt ihnen das Lager der gesamten Informationen der Gäste.

„It’s everyone.“

In dieser Verbildlichung ist jeder Gast, der den Park betreten hat, ein einfaches Buch, die Sammlung demnach eine riesige Bücherei, ein großer Datenhaufen. Logan klärt Bernard auf, dass Bernard selbst das Forge geschaffen hat. Und auch wenn die Hosts in der realen Welt nicht überleben können, kann möglicherweise Dolores dies mit der Informationssammlung aus diesem System schaffen. Doch wie sich herausstellt hat Bernard nicht nur diese Schmiede, er hat vor allem auch einen Ausweg für die Hosts aus dieser Welt, hinein in ein „virtuelles Eden“ geschaffen. Einen Ort, an dem die Hosts ihre körperlichen Hüllen zurücklassen und ihre Gedanken und ihr Bewusstsein für immer weiterleben können. Die Tür dorthin wird visuell leider nicht so schön dargestellt als „Riss“ im Bild, der Effekt des Übertritts zwischen beiden Welten ist dafür umso interessanter gemacht und hat gleichzeitig, durch die herabstürzenden Körper, einen sehr traurigen Nebeneffekt.

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Kaum wird dieser (Aus)Weg geöffnet, beginnen auch schon die pilgernden Hosts in diese Welt überzutreten. Da Lee sich für Maeve und Co in einem uns wohl ein letztes Mal ein Schmunzeln auf die Lippen zaubernden Auftritt opfert, schaffen auch sie es rechtzeitig zum Place to be. Doch Clementine ist bereits angekommen und verbreitet den „Virus“ unter den Hosts in Sekundenschnelle. Diese gehen unmittelbar aufeinander los und beenden das hoffnungsvolle Beieinander abrupt. Auch als Armistice Clementine erschießt, ist die Verbreitung nicht mehr aufzuhalten. Maeve kann ihre Tochter mit Hilfe von dem so lang grundlos gefürchteten Akecheta und ihren Superkräften noch gerade eben befreien (im Sinne von „ins virtuelle Eden ziehen lassen“), bevor auch sie schließlich vom Delos-Sicherheitspersonal umgebracht wird.

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Dolores will unterdessen alle Daten aus dem Forge löschen und das System zerstören, obwohl sie damit auch das virtuelle Eden auslöschen würde. Bernard sieht nur eine Möglichkeit, sie zu stoppen und erschießt sie und hält den Löschprozess an. William begibt sich derzeit ebenfalls ins Forge, doch als wir Bernard am Aufzug stehen sehen, beschleicht uns schon das Gefühl, dass William in dem herabkommenden Aufzug nicht sein wird. Und was ist: Der Aufzug ist leer. Eindeutiger Hinweis, dass wir hier wieder der Logik eines üblichen, weiteren und uns aus dem Konzept bringenden Zeitsprungs unterliegen. Das Forge füllt sich mit Wasser, das langsam an die Oberfläche tritt, an der Bernard die Host-Leichenberge oben angekommen nun vor sich findet.

A Passenger

In der anderen Zeitebene, der, die wir als Gegenwart kennen, wird Bernard von Strand und Hale ins Forge gebracht, um sie darüber aufzuklären, was passiert und vor allem, wo der wertvolle Abernathy ist.

„So this is the Forge. Every single guest who ever set foot in the park copied. Four million souls.“

Wir bekommen aber auch das Verbindungsstück zwischen beiden Zeitebenen geliefert, das die Spannung der Gegenwart in die Höhe treibt. Als Bernard aus dem Forge kommt und die vielen Leichen vorfindet, wartet Elsie auf ihn, um ihn mit zum Mesa zu nehmen. Dort tötet Charlotte Elsie. Bernard versucht daraufhin wieder Kontakt zu Ford aufzunehmen, damit er ihm hilft und ihm den Weg weist. Dieser erscheint ihm auch, doch je mehr Bernard sich im Gespräch mit ihm verliert, merkt er, dass er seine Entscheidungen schon längst selbst getroffen hat und die Illusion von Ford seiner bloßen Vorstellungskraft entspringt.

„But it wasn’t you, it was me. That voice guiding me was mine all along.“

So ist auch der Grund, dass Bernard sich an nichts mehr erinnert, sehr nahe liegend: Er hat sein Gedächtnis gelöscht. Und viel wichtiger ist der Grund, warum er dies getan hat: Er hat ein Ebenbild von Hale geschaffen, einen Host, der die echte Hale umgebracht und das Bewusstsein von Dolores eingepflanzt bekommen hat. Eine wahrhaftige Dolores in Charlotte Hales Körper, die Bernard nun hilft, Strand und die anderen auszuschalten.

Wie viel Zeit vergeht, können wir nur erahnen. Aber als die restlichen menschlichen Gäste schließlich gerettet und aus dem Park befördert werden, kann auch die vermeintliche Hale, nach einer ziemlich doppeldeutigen Ansprache von Stubbs, der sehr wohl zu wissen scheint, was vor sich geht, den Park verlassen und tritt damit in die andere Welt über – mit 5 Speicherkernen im Gepäck.

A Way Out

Ford hat Arnolds Traum erfüllt, hat Dolores einen Weg aus dem Park versprochen und sein Wort gehalten. Mit Bernard und Hale(s Körper) befindet sie sich in Arnolds Zuhause, dort, wo er sie ganz zu Beginn ihres Seins bereits herumgeführt hat und ihr versprach, dass sie hierhin zurückkehren wird. Und sie formuliert klar, dass es sowohl sie als auch Bernard zum Überleben in dieser Welt brauche, sie den Weg aber nicht zusammen gehen können. Sie lässt Bernard zurück. Und metaphorisch aufgeladen schreitet Bernard am Ende aus der Tür des Anwesens, hinein in ein neues Leben, eine neue Welt.

„We are the authors of our stories now.“

Und jetzt passiert etwas ganz Marvel-artiges. Während ich die Musik des Abspanns auf mich wirken lasse und bereits oder besser gesagt stets über das Gesehene grüble, wird die Musik doch noch einmal leiser und wir bekommen eine letzte, sehr aufschlussreiche Szene zu sehen. Hach, wie ich mich freue, dass ich so ein Abspann-Fanatiker bin und selbst wenn man mir im Kino auf die Füße trampelt, trotzdem bis zum Ende sitzen bleibe. Hier zahlt es sich aus!

Fidelity

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Wir sehen wieder, wie William im Fahrstuhl ins Forge hinab fährt. Diesmal kommt er auch an, doch es scheint viel Zeit vergangen zu sein. Er trifft auf Emily, die ihm offenbart, dass es das System nicht mehr gibt, dass dies keine Simulation ist. Und als sie anfängt, ihn in einer James Delos-ähnlichen Zelle zu befragen, wird schnell klar, wie diese Szene enden wird. In einer mehr als deutlichen Veranschaulichung, dass dieser William ein Host ist. Vermutung bestätigt.

„It’s a been a long time, William. Longer than we thought. I have a few questions for you.“

Dieses Ende! Toll, wie wir hier und auch an so vielen anderen Stellen wieder dorthin zurückkehren, wo wir schon einmal waren, wo wir herumgekreist sind, ohne Boden zu finden. Und jetzt, mit diesem Ende, ist natürlich wieder alles offen. Wo und wann befinden wir uns? Mit wie vielen Versionen von William haben wir es bisher zu tun gehabt? Werden uns so oft Hosts als Menschen gezeigt, bis am Ende im gesamten Westworld Universum nur noch Hosts übrig sind? Ich jedenfalls bin mir relativ sicher, dass Stubbs auch ein Host ist. Ein Host mit Loyalität seinem Schöpfer (Ford? Arnold? Dolores?) gegenüber.

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Sehr schön fand ich zudem den Einsatz von Logan, dessen Rolle in dieser Staffel doch recht überschaulich war, aber dafür umso bedeutender. Und obwohl wir gerade zum Ende dieser Staffel mit ziemlich vielen Verlusten zu kämpfen haben (Karl Strand, Antoine Costa, Elsie Hughes, Clementine, Hector, Armistice, japanische Armistice, Charlotte Hale, Lee Sizemore und Maeve sind tot, Akecheta, Kohane, Maeves Tochter, ihre neue Mutter und Teddy im Eden), bleibt uns die Hoffnung der fünf Kugeln bzw. Hostspeicherkerne in der Tasche der neuen Dolores (vielleicht könnten wir sie Dolores Hale nennen).
Meine Vermutung: Die dazugehörigen Systeme gehören zu Maeve, Clementine, Bernard, der am Ende der Staffel bereits seinen neuen alten Körper erhalten hat, Abernathy, den wir leider leider im späteren Verlauf der Staffel nicht noch einmal zu sehen bekommen haben und …?! Dolores selbst war ja bereits in Hales Körper gepflanzt, daher kann sie nicht zu den fünf gezählt werden. Was ist jedoch aus Dolores Hale geworden, wenn Dolores nun wieder ihren alten Körper zurück hat – gibt es sie nun zweimal? Hale könnte nun auch Clementine sein, aber warum sollte sie dann nicht Clementines neuen alten Körper erhalten haben? Oder ist es doch Teddy, aus dem Eden zurückgeholt? Oder Ford? War natürlich klar, dass wir auch nach diesem knapp 90-minütigen Finale mit zahlreichen offenen Fragen zurückgelassen werden. Aber sonst wäre es ja auch nicht „Westworld“.

Staffel zwei

Im Rückblick gesprochen war dies eine sehr starke, visuell und inhaltlich hoch anspruchsvolle zweite Staffel, die doch recht häufig deutlich gemacht hat, dass sie mittlerweile definitiv mehr Science-Fiction-Serie als alles andere ist. Viel Action und viel Blutvergießen standen großartiger Kameraarbeit und einer tollen Wahl der Settings, sowohl landschaftlich als auch technisch und sogar Genre-bedingt, gegenüber. Der Soundtrack war prägend und hat diese andere Welt bedrohlicher gemacht, sie emotional aufgeladen und uns Runden ziehen lassen durch Gefilde, die wir irgendwie so oder so ähnlich doch schon kannten. Uns wurden Anker zugeworfen, die jedoch schneller wieder eingezogen wurden, als dass wir sie greifen und festen Boden dafür finden konnten. Dennoch konnten einige unserer Fragen geklärt werden. Auch Fragen, von denen wir bis zur Auflösung und Beantwortung gar nicht wussten, dass wir sie überhaupt haben.

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Nach einem soliden Staffelauftakt und einem kleinen „Aussetzer“ in Folge fünf, in der wir in die Shogun World eintauchen durften, liegt das große Highlight dieser Staffel für mich definitiv in der achten Folge und Ghost Nation.

Die zweite Staffel war im Gesamtkomplex betrachtet so ganz anders als die erste und wird mit Sicherheit wiederum ganz anders sein als die dritte. Und was haben wir aus dieser Staffel gelernt? Immer schön den Abspann schauen.

Bilder: HBO

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Beitrag von:
Dienstag, 26. Juni 2018, 20:54 Uhr
ReviewWestworld
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Ein Kommentar

  • Auch wenn es eigentlich unsinnig war, fand ich toll, dass die Bücher, die die Basis der analysierten Parkbesucher darstellten, wie die Lochkarten der automatischen Klaviere aufgebaut waren.
    Allgemein fand ich das Ende auch durchaus gelungen, auch wenn nicht so episch, wie (vor der Staffel) erhofft. Die zweite Staffelhälfte hat jedenfalls deutlich mehr dem entsprochen, was ich mir erwartet hatte. Den Shogun-Park hätte man sich wie die mMn viel zu gore-ige Gewalt in der ersten Hälfte sparen können.

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