Die deutsche Serie gegen massenhafte Überwachung und eigenmächtige Nachrichtendienste ist zurück. Obwohl am Ende der ersten Staffel der Bösewicht, gespielt von Tom Beck, ins Gras beißen musste, ist das Martyrium für unseren Helden, Lukas Franke gespielt von Matthias Schweighöfer, noch nicht beendet.
Folter als Einstieg
Die erste Folge der zweiten Staffel hält sich nicht lange mit einer Einleitung auf. Wir sehen zum ‚lockeren‘ Einstieg eine Folterszene. Eine asiatische Bande, oder eher ein asiatischer Geheimdienst – die Chinesen? – haben sich unseren Sonnyboy Lukas geschnappt und quetschen ihn nach allen Regeln der Kunst aus. Ihr Ziel ist es, das geheime CIA Programm „Burning Man“ zu bekommen, welches Lukas auf einem Laptop als Lebensversicherung versteckt hat.
Natürlich kann er sich befreien. Wie er das schafft ist etwas verwirrend. In Tagträumen sieht er seinen Sohn, dem er dann nur hinterherlaufen muss, während die bösen Buben auf ihn schießen. Diese Traumszenen gab es auch in der ersten Staffel, aber hier wirken sie etwas konstruiert – ohne wäre es meiner Meinung nach besser gewesen.
24 Mode Activated
Viel Handlung gibt es in der ersten Folge nicht. You Are Wanted bewegt sich von der ersten Minute an immer mehr in eine Art 24-Modus. Man versucht unter anderem Lukas umzubringen; die CIA zapft sein Auto an und deaktiviert die bremsen. Danach, frei nach dem Motto „jetzt ist es etwas Persönliches“, bedroht Lukas ohne mit der Wimper zu zucken einen BND Agenten der ihn aufsucht. Er schnappt sich daraufhin die Waffen von seinem gesamten(!) Team und taucht dann in der Berliner Nacht unter.
Eigentlich finde ich diesen Weg der Folge gar nicht so schlecht, schließlich bin ich großer Fan der einfachen (und dumpfen) 24 Unterhaltung. In You Are Wanted fühlt sich das aber nach wie vor zu bedeutungsschwanger an, ohne, dass die Serie diesen Anspruch wirklich ausfüllen kann. Statt, dass man sich auf den Konflikt und den Kampf um Leben und Tod komplett als Zuschauer einstellen kann, muss die kriselnde Ehe von Lukas und Hannah in den Fokus gestellt werden. An dieser Stelle will ich Action sehen und mir nicht über einen Eheberater oder Scheidungsanwälte Gedanken machen. Dieser Konflikt, man möchte einerseits glaubhafte Serie – andererseits aber auch eine Art US-amerikanische Actionserie sein, stört einfach. Die CIA wird beispielsweise extrem prototypisch dargestellt, unter anderem sieht man den skrupellosen Admiral, der so vielschichtig ist wie Aufkleber aus einem Kaugummiautomaten. Dagegen sieht man dann wieder den „realistischen“ BND Agenten, der nicht wirklich Lust auf das ganze hat und brav einen Haftbefehl hoch hält.
Hoffnung
Trotzdem besteht Hoffnung für die Staffel. Die erste Folge ist mir etwas zu plump, ich glaube das ist klar geworden. Aber wir sehen in der ersten Episode auch eine großartige Jessica Schwarz, die offenbar eine tragende Rolle spielen wird. Außerdem taucht die meiner Meinung nach beste Schauspielern der ersten Staffel wieder auf; Catrin Striebeck ist als clevere aber gebrochene Polizistin wieder von der Partie.
Wenn diese Nebencharaktere zünden, wenn man weniger versucht Homeland zu kopieren und sich dafür auf mehr glaubwürdige Action konzentriert, ja dann kann man vielleicht sagen: In Ordnung, die erste Folge war nicht der Knaller aber dann wurde es doch noch ganz gut.
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