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Das Ende der Anti-Romantik-Serie

Review: You’re The Worst – Staffel 5

17. April 2019, 18:09 Uhr
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Schon seltsam, seitdem mir unser sAWE-Leser Benjamin „You’re The Worst“ ans Herz gelegt hatte und ich es euch vor fünf Jahren als Serientipp vorgestellt hatte, habe ich zwar alle Folgen stets recht zeitnah zur Veröffentlichung geschaut, aber so richtig Platz hier im Blog hat die Serie nicht gefunden. Dies ist lediglich der sechste Beitrag zu der besonderen Dramedy mit ganz viel Charakter (und vermutlich noch mehr pubertärer Gags, aber mit Stil!).

Am 3. April ging die Freundschafts- und Liebes-Serie, die sich eigentlich viel zu cool für Freunde und Liebe vorkommt, aber dann doch irgendwie eine ganz verquere Sorte davon zeigt, auf dem US-Sender FXX zuende gegangen. Nach 62 Episoden endet die Geschichte um den eloquenten Jimmy und die depressive Gretchen mit Pancakes. Zeit, ein kleines Fazit zu ziehen. Denn nach offiziellen Angaben haben in den USA nur noch rund 160.000 Leute am Ende eingeschaltet – es gibt also viele, die erst auf diesen Beitrag hier gewartet haben, ehe sie wieder reinschauen.

Lasst uns Freunde bleiben

Bei jeder neuen Folge der fünften Staffel konnte man sich vorher nicht sicher sein, was einen erwarten wird. „Hoffentlich gibt es diesmal eine gute und nicht wieder so eine komische Folge…“ hatte mein Lieblingsmädchen zwischendrin mal gesagt und damit absolut recht. Im Schatten des nahenden Endes haben die Macher nochmal das Skurrilste und Extremste aus der Serie rausgeholt. Nie war „You’re The Worst“ mehr „worst“ und experimentierfreudiger. Dabei haben Exkurs-Episoden, die sich auf das Schicksal einer Nebenfigur konzentrieren, beinahe traditionell eine hohe Missfallens-Rate, bringen sie den Hauptplot durch nur selten großartig weiter und ob die fokussierte Charakter-Entwicklung den Wegfall vieler geliebter (oder gehasster) Charaktere ausgleicht, ist zumindest mal fraglich. Ich mochte viele der Versuche, haben sie doch in gewisser Weise die Charaktere der meisten Figuren der Serie widergespiegelt. Sie versuchen ihr Bestes, auch wenn sie es nicht zugeben wollen, sind stets besonders, anders und Außenseiter, und doch ist man froh, sie zu kennen. Wie echte Freunde halt. Ähnlich wie beim Finden und Pflegen von Freundschaften verändert sich die Nähe-Distanz-Balance stetig auf dynamische Weise. Mal möchte am liebsten 24/7 mit Freunden abhängen, dann ist man ganz froh, sich mal ein paar Wochen nicht zu sehen. Umarmung?

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Auch wenn in der Erzählweise nicht alles funktioniert und es manchmal über die Ziellinie hinaus schießt, was platten Humor, Sexismus und Gewalttätigkeit anbetrifft, sollten für uns „normale Menschen“ genug Anknüpfungspunkte vorkommen. Alle Figuren machen eine Wandlung des Erwachsenwerdens durch, die viele von uns wohl auf Peter Pan’sche Manier nicht wahrhaben wollen. Beruf, Hochzeit, Kinder – die wirklich ernsten Themen des Lebens werden auf meist zunächst so gar nicht ernste Art und Weise angegangen, um letztlich aber doch mit einer schulterzuckenden „Ah ja, okay…“-Moral abzuschließen. Niemand ist zu cool für ein Erwachsenenleben. Denn wenn wir älter werdenden mal ehrlich sind: So ein ruhiger Abend auf dem Sofa kann schon mal erholsamer für die alten Knochen sein, als mal wieder auf Party zu gehen.

Am Ende dreht sich dann meiner Meinung nach doch zu vieles wieder im Kreis, so dass im Grunde genommen ein früherer Status Quo wieder erreicht wird, anstatt die Sache komplett eskalieren zu lassen. Mit Zeitsprüngen und Andeutungen spielt die Serie zwar etwas mit unseren Erwartungen und lässt uns wilde Theorien spinnen, am Ende wirkt es aber doch recht abrupt. Aber so ist vermutlich auch einfach das Leben. Viel vorgestellt, hochkomplexe Gedankengänge, Träume und Wünsche, doch dann kommt alles ganz anders, plumper und ist schneller vorbei als einem lieb ist. Ihr merkt, zwischen all den Wortspielen, billigen Gags und Drogen steckt zumindest mal gehörig Potenzial zum Philosophieren in der Serie. Und vor allem auch viele erstaunlich ernste Momente und Themen, die zum Nachdenken anregen (Stichwort Depression).

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Insgesamt war die Staffel ein gutes Abbild der kompletten Serie. Man hat allen wichtigen Figuren nochmal gebührend Zeit eingeräumt und vor allem Jimmy und Gretchen auf angemessene Weise „altern“ lassen. Figuren wurden zwar in gewisser Weise entwickelt, alles bleibt aber im glaubhaften und sich nicht verbiegen lassen(wollen)den Rahmen. Nach all den Jahren war irgendwie klar, dass der raue Charme der beiden nicht unendlich lange auf derart radikaler Weise aufrecht erhalten werden kann, wie er noch frisch die erste Staffel aufgemischt hatte. So war es ein Abschied mit Stil, der zur Serie passt. Kein Über-Ende, aber ein zufriedenstellendes. Aber einen Nachschlag am Pfannkuchen-Buffet hätte ich dann doch noch ganz gerne gehabt…

Was jetzt gucken?

Jetzt ist es also vorbei. Solltet ihr nicht wissen, was ihr jetzt schauen sollt, schaut doch mal in meinen „Wer ‚Master of None‘ schaut, mag auch…„-Beitrag rein, das war nämlich einer der Hand voll Beiträge hier, in denen „You’re The Worst“ auch vorkam. Da findet sich bestimmt was.

Noch ist unklar, wann und wo die fünfte Staffel in Deutschland zu sehen sein wird. Im linearen Fernsehen könnte erneut ProSieben FUN auf den Plan treten, die im letzten Sommer die vierte Staffel der Serie ausgestrahlt hatten. In Sachen Streaming können wir nur auf einen „Gesamt-Serien-Deal“ hoffen, denn aktuell gibt es nur ganz vereinzelt eine oder zwei Staffeln zu sehen.

Bilder: FXX

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Mittwoch, 17. April 2019, 18:09 Uhr
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