Zwei Mal hatte ich bereits mit Reviews zur Syfy/The Asylum-Serie „Z Nation“ begonnen, nur um nach vier (Staffel 1) und drei Episoden (Staffel 2) die Flinte ins Korn zu werfen. Zu banal, zu nervig, zu aufregend im schlechten, Zorn-erregenden Sinne. Also habe ich es bei Staffel 3 gleich gelassen, einen Gedanken an eine Wiederaufnahme zu verschwenden. Doch dann habe ich Seltsames beobachtet: Ich hatte plötzlich eher das Gefühl, eine weitere Folge hiervon anzuschauen, als eine neue von „American Horror Story“ oder „Scream Queens“. Serien, die zuvor auf deutlich ernstzunehmenderen Niveau lagen, aber mit ihren letzten bzw. aktuellen Staffeln dann doch enttäusch(t)en. Also dachte ich mir, dass zumindest ein kurzes Review zur Staffel angebracht wäre. Dabei werde ich nur ein paar Details angehen, so dass man sicherlich auch nach dem Lesen dieses Beitrags noch gefahrlos schauen kann. Ganz ehrlich: Spoiler sind hier doch eigentlich eh total egal…
Das weiterhin Schlechte
Würde es einen Award für den größten Anteil an Füllszenen geben – „Z Nation“ dürfte nicht mitmachen, weil die komplette Serie eigentlich ein einziges Füllmaterial ist. Manchmal arten Folgen aber derart in Slowmotions und Pseudo-Atmosphäre schaffende Einstellungen aus, dass man sich in Ruhe einen Tee machen kann – oder auf die echte Apokylypse warten. So schön hier und da vereinzelte Einstellungen auch sind, man merkt, dass die Erzählweise nicht nur einige Episoden nicht wirklich ausfüllen kann.
Dazu dürfen wir weiterhin Logik über Bord werfen. Klar, das ist die Zombie-Apokalypse, da darf gerne viel Unorthodoxes passieren und größtenteils spielt die Serie ja auch selbstreferenziell damit, aber in ihrer eigenen Welt und Logik bricht sie stets mit Dingen, nur damit eine „das wäre doch mal geil!“-Story erzählt werden kann. Als Maskottchen für dieses „eigentlich möchte ich cool und konsequent sein, aber irgendwie sieht das alles überhaupt nicht danach aus“ kann man sehr gut Murphy nehmen, der sich nach und nach von einem Menschen in einen weißhaarigen Hipster mit Schlumpf-Schuppenflechte verwandelt. Dazu war „Northern Light“ zum Beispiel erst verloren, dann ist es recht einfach zurück zu erobern – und zu reparieren.
Insgesamt geizt die Serie weiterhin nicht mit Lächerlichkeiten. Aber nur durch diesen abstrusen Blödsinns-Lauf der Macher gibt es dann eben auch die ein oder andere richtig gute (=unterhaltsame) Idee zu sehen.
Das erfreulich Gute
Vornehmlich personifiziert in „The Man“. Eine Art Supderduper-Agenten-like-Gegenspieler, der durch seinen Sinn für Stil und bedachte Aktionen und Kompromisslosigkeit zu überzeugen weiß. Ein tatsächlich sehr schöner Charakter, auch wenn selbst mit ihm gegen Ende der Staffel ungemein gebrochen wird (Stichwort: Lucie). Dass er nicht etliche Male im Verlauf der Staffel stirbt, grenzt an ein Wunder, und Dämlichkeiten, wie an Ketten gehaltene Gusseimer-Kopf-Zombies an totaler Dämlichkeit (die noch binnen Wochen durch Vollkörper-Glitzerstein-Zombies abgelöst wurde…).
Dennoch bieten diese Auswüchse immer wieder zumindest interessante Einschübe. Ob die dann jeweils für eine ganze Folge tragen? Nein, eigentlich nie. Aber lüsterne Damen-WG im Märchenturm oder eine US-Wahl-Parodie anhand neuer Anwärter für das vakante Amt des Präsidenten, just zur Wahlkampf-Hochphase in den USA? Großartig! Da kann man sich dann auch wunderbar damit herausreden, dass der Inhalt ungefähr so inhaltslos und langgezogen ist, wie Antworten von Politikern.
Leider werden solche Sachen aber meist zu lange ausgespielt (Regel: Ein Thema – eine Folge). Da fehlt das richtige Timing, da es oft zu langgezogen, hier und da zu gehetzt wirkt. Als wolle man als Sendungsschaffende dem eigenen Publikum nicht zu viel zumuten, man freut sich ja darüber, wenn überhaupt mal eine Folge geschaut wird (bei rund 0,8 Mio. US-Bürgern pro Ausstrahlung). Dazu will die eigentliche Story nicht wirklich überzeugen. Murphy macht einen Alleingang, alle anderen spielen zunächst trotzig und machen einen auf Gegner, am Ende fügt sich dann aber doch vieles zusammen – blablabläh. Aber um Story geht es ja eigentlich auch gar nicht. Wer Story, Logik oder komplexe und Gedanken-anregende Kost will, schaut sich nichts von „The Asylum“ an. Wer aber auf viele Selbstbezüge, Running Gags, eine Addy im Full-Aufopferungs-Mode sehen möchte oder wie Zombies auf die absurdesten Arten das zweite Mal das Zeitliche segnen – Z Nation ist euers.
Mercy?
Weiterhin bleibt es eine Füllserie, die geschaut werden sollte, wenn alle VHS im Schrank bereits durchgeschaut sind. Aber sie macht dann doch immer wieder erfreulich Spaß, solange man sich darauf einlässt, sich nicht vollends darauf einzulassen. Wer nur meckern möchte, hat nach fünf Minuten den Notizzettel voll (und versucht, in einem Blog tatsächlich objektiv betrachtete Reviews zu schreiben…). Wer dagegen den Kopf ausmacht, sich mal darüber freut, nicht während des Schauens über Theorien und Vorheriges und Mögliches nachdenken zu müssen, der kann einfach mal rein schauen. Und es dann wieder lassen. Und wieder rein schauen. Und am Ende braucht man sich nicht ärgern, wenn man die neueste Folge mal verpasst haben sollte – das ist doch auch mal toll!
Bilder: Syfy
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