„So, liebe Leute.“ Was man schon 100e Male als Anmoderation gehört hat, sagte Jürgen Domian heute zum letzten Mal – in der allerletzten Domian-Sendung. Gestern hat sich die Redaktion mit einer bemerkenswerten Sendung verabschiedet, die letzte Sendung gehörte Domian und seinen Anrufern – eine gute Entscheidung, mit einer ’normalen‘ Sendung zu gehem, soweit man das bei einer Domian-Sendung sagen kann.
Und da ging’s im Prinzip ganz normal zu, wie man es eben so kannte. Mit einer Anruferin, die von ihrem schlimmsten Erlebnis auf einer Bus-Toilette berichtete, zum Beispiel. Oder mit einem Schauspielschüler, der mit der Live-Synchronisation eines Pornos für den ersten ‚Höhepunkt‘ der Sendung sorgte. Oder Ramona, die die deprimierende Geschichte des Abends beisteuerte. Dann gab’s noch ’ne Kriminalpsychologin, und ein Trucker durfte auch nicht fehlen. Alles ganz normal, wie immer, bis auf die Tatsache, dass Domian ganz zum Schluss jetzt doch nochmal grüßen ließ.
Aber dann war da ja noch Lydia, 76. Wer Domian über die Jahre gehört hat, kennt die Lydia-Geschichte natürlich. Und sie ist immer noch so lebhaft wie früher. Die schlüpfrige Geschichte gibt sie natürlich nochmal zum Besten, aber: Super Idee der Redaktion, ihren Sohn mit in die Leitung zu nehmen. Lydias einzige Sorge, als sie ihn hört: „Ist der denn noch wach? Naja, ist ja Wochenende.“ Der kluge Domian sorgt natürlich vor und lädt Lydia kurzerhand ein: Denn ab Januar geht Jürgen Domian auf Tour, um nochmal über seine Erfahrungen zu sprechen – in Köln mit Lydia.
Bei all den Gesprächen kamen noch einmal Domians Charakterstärken zu Tage: Das Humorvolle, das Einfühlsame, das Respektvolle – und die Fähigkeit, sich von einem auf den anderen Moment auf eine vollkommen neue Gesprächssituation einzustellen. Größer konnte die Fallhöhe von Lydia zu Ramona zum Beispiel gar nicht sein – Domian hat’s trotzdem wieder sehr gut aufgefangen. Und was mir zuletzt ein bisschen gefehlt hat, dieses Mal aber wieder ganz stark war: Domian stellt die richtigen Fragen. Fragen, die das Gespräch richtig voran bringen, die einen auch einmal um die Ecke denken lassen.
Ganz stark war dann der Abgang: Domian sagt: „Was ich gelernt habe – ist Demut.“ Dann baut er sein Studio eigenhändig ab, packt seine Sachen, macht das Licht aus und geht.
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