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Ich muss zwei Dinge vorweg schicken, bevor wir in das neueste Rewatch-Review einsteigen: Erstens – ich war und bin Fan der Serie „ALF“. Und zweitens habe ich Angst vor Puppen. Eine zeimlich gute Konstellation also, um für diese wunderbare Rubrik noch einmal in die Folge „Paules Puppenspieler“ reinzuschauen, die am 17. März 1989 ihre Premiere im ZDF hatte und die ich damals direkt auch gesehen haben dürfte (33 Jahre – lange her). Ein Jahr vorher, am 21. März 1988, lief die Folge erstmals in den USA im Fernsehen, unter dem Originaltitel „I’m Your Puppet“ (ist auch ein Song von James & Bobby Purify).

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Was die Besonderheit dieser Folge ausmacht – hier steht nicht ALF alleine im Fokus, sondern dazu auch Paul – eine Bauchrednerpuppe, die sich ALF bestellt hat. Die Folge startet zwar mit einem Prolog, in dem sich ALF aus zig Utensilien ein Auto gebaut hat – einen „ALF Romeo“, wie er sagt – mit dem er direkt das Wohnzimmer zerlegt, doch nach dem Vorspann kommt auch schon das Paket mit Paul bei den Tanners an. ALF denkt anfänglich, dass die Puppe kaputt sei, weil sie nicht spricht. Lynn zeigt ihm allerdings, dass das neue Spielzeug eine Bauchrednerpuppe ist, und wie er sie ’spielen‘ kann. Das Setting ist natürlich auch auf einer Metaebene ganz schön angelegt, wenn eine Puppe – ALF, eine andere Puppe – Paul – spielt. Hilfreich bei der Folge war zudem sicherlich, dass die Showrunner auf das Autoren-Duo Al Jean & Michael Reiss gesetzt haben, die sonst die „The Simpsons“-Folgen schreiben und hier den etwas zügellosen und ungenierten Spaßfaktor der animierten Erfolgsserie auf „ALF“ übertragen.

Zurück zur Folge: ALF entscheidet sich für Paul als Namen der Puppe, was Lynn gar nicht verstehen kann; ALF deutet aber an, dass Paul der schlimmste Name für jemanden auf Melmac war, getoppt nur noch durch ‚Sohn eines Pauls‘. Nach ersten mittelprächtigen Gehversuchen haben ALF und Paul dann ihren ersten Auftritt vor den Tanners an der Küchendurchreiche. Und das ist wirklich witzig, den – so soll’s bei Bauchrednerpuppen auch sein – Paul darf alles sagen, was er (bzw. ALF) möchte, es ist ja ’nur‘ eine Puppe. Da lacht Kate sogar anfangs noch, wenn über ihre Kochkünste gewitzelt wird. Und sogar ALF bekommt von Paul sein Fett weg, was natürlich ganz witzig ist.

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Der Spannungsbogen der Folge besteht jetzt aus dem Eigenleben, das Paul zu entwickeln scheint. ALF und Paul werden unzertrennlich, Paul scheint sogar die Kontrolle über ALF zu übernehmen. Kate deutet zwischendurch an, dass Paul ALF beim Kartenspielen betrogen habe, ohne dass dieser es bemerkt hätte. Und als Willie abends in die Küche kommt, sieht und hört er Paul sprechen, derweil ALF friedlich daneben liegt und schläft. Das fand ich dann auch etwas gruselig.

ALF treibt es mit Paul irgendwann zu bunt und geht der Familie mit dem frechen Mundwerk der Puppe auf die Nerven. Wobei dabei ehrlicherweise herrliche Szenen entstehen, wenn ALF und Paul zum Beispiel im Elternschlafzimmer auftauchen, oder sich Paul wie von Geisterhand Lynn aufdringlich nähert. Alles garniert mit wirklich einer fiesen Lache, dazu gemeinen, aber eben auch witzigen Sprüchen, die gefühlt eine Spur weiter gehen als das, was die Autoren sonst ALF in den Mund legen (dürfen). Eine weiche Seite von ALF wie zum Beispiel in den Weihnachtsfolgen darf man hier nicht erwarten.

Die Auflösung der Geschichte besteht darin, dass die Tanners einen Psychiater hinzuziehen, der ALF in einer früheren Folge schonmal betreut hat. Larry hat zuerst auch so seine Probleme mit Paul und zieht sich unter anderem ein verletztes Knie zu – in der für mich witzigsten Stelle der Folge, wenn Paul alle Regeln aufzählt, die es bei den Tanners einzuhalten gilt. Als er aufzählt, dass man Gäste nicht verletzen dürfe, meint ALF, dass er diese Regel gar nicht kenne – was Paul dazu nutzt, Larry eine vor’s Knie zu verpassen. Klar, am Ende der 22 Minuten löst sich alles auf – Larry hat die passende Strategie, und ALF kann sich von Paul trennen. Im Epilog der Folge gibt’s dann noch einen schönen Nachdreher, wenn Lynn in die Küche kommt und ALF nochmal in Pauls Art spricht.

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Ich mag diese Folge wirklich sehr, einfach weil’s dank Paul auf der Humorebene nochmal direkter, zynischer, gemeiner ist. Dass der Humor an sich stimmig ist, liegt natürlich an der Autorenduo-Auswahl, siehe oben. Und für mich persönlich kommt dann noch diese Puppen-Komponente dazu – ein leichter Puppengrusel liegt dann doch die Folge über in der Luft. Ich habe bei der Recherche zu dieser Folge gelernt, dass die Angst vor Puppen tatsächlich einen Fachbegriff haben soll – der bekannte Forensiker Dr. Mark Benecke spricht hier von der Pupaphobie (was allerdings doch recht abwegig klingt) – mehr dazu hier.

Ein Review eines offensichtlichen „ALF“-Hassers gibt es übrigens hier bei Noiseless Chatter, und sogar da kommt die Folge ganz okay weg. Die Folge gibt’s wie aktuell alle anderen 99 Folgen der Serie bei RTL+, die englische Fassung kann man hier sehen:

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Sonntag, 30. Oktober 2022, 14:14 Uhr
ComedyReview
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