In unserer Rewatch-Rubrik möchte ich mich heute „Babylon 5“ widmen. Eine Serie, der ich in den 90er Jahren nur oberflächlich gefolgt bin. Die Story war mitreißend, aber die CGI-Effekte waren mir damals zu billig, weshalb ich mich mehr auf die verschiedenen „Star Trek“-Serien konzentriert habe. Dennoch war mir klar, dass ich sie irgendwann noch einmal schauen wollte. Und seltsamerweise tue ich das seit einiger Zeit, langsam aber stetig. Letzte Woche habe ich das Ende der zweiten Staffel erreicht und möchte nun eine Episode davon rezensieren.
In „Die Armee des Lichts“ spitzt sich der Konflikt zwischen den Zentauri und den Narn weiter zu. G’Kar erfährt, dass die militärische Lage katastrophal ist und die Narn nur Niederlagen gegen die Zentauri einstecken. Der Plan der Narn besteht darin, die Versorgung der Zentauri in einem massiven Angriff mit der gesamten Flotte zu zerstören, um die Oberhand zu gewinnen. Das Problem dabei ist, dass die Heimatwelt kurzzeitig ungeschützt wäre.
Die Zentauri erfahren von diesem Plan, und das Schicksal der Narn nimmt seinen Lauf. Refa überredet Londo, seine Verbündeten (die Schatten) ein letztes Mal um Hilfe zu bitten, um die Zentauri zu unterstützen. Refa plant nämlich, die Heimatwelt der Narn anzugreifen. Mit verbotenen Massenvernichtungswaffen soll ein schneller Sieg errungen werden. Londo ist sichtlich unbehaglich dabei, denn Refa plant einen Genozid, und außerdem machen ihm die Schatten (auch wenn er noch nicht weiß, dass sie so genannt werden) Angst.
Das ist das Einzige, was ich beim Aufbau der Geschichte in Babylon 5 etwas seltsam finde: Angesichts der ganzen heimtückischen Intelligenz wundert es Refa und auch sonst niemanden bei den Zentauri, dass Londo quasi im Alleingang das Militär der Narn in Schutt und Asche legen kann?
Am Ende geht Refas Plan komplett auf. G’Kar ahnt zwar, dass der Plan gefährlich ist und versucht, ihn zu stoppen, aber er schafft es nicht. Die Flotte der Narn wird zerstört, und die Zentauri können den Heimatplaneten der Narn angreifen.
Die Stärke der Episode liegt in der Machtlosigkeit, die sich bei den Charakteren der Serie und beim Zuschauer breitmacht. Normalerweise gibt es einen Funken Hoffnung für diejenigen, mit denen man mitfiebert. G’Kar und die Narn spielen eine zentrale Rolle in der Serie und man hegt Sympathien für den Botschafter und sein Volk. Doch selbst in letzter Sekunde erscheint keine Hilfe, und die Zentauri zeigen kein Erbarmen. Im Kontext des aktuellen Krieges zwischen Russland und der Ukraine erhält dieses Gefühl beim Schauen der Episode noch eine weitere Dimension.
Und damit ist der Sieg der Zentauri nicht abgeschlossen, denn das große Finale kommt am Ende: Londo verkündet die Kapitulationsbedingungen vor dem Rat der blockfreien Welten an Bord von Babylon 5. Diese sind voller Grausamkeiten und absoluter Machtausübung. G’Kar hat keine Wahl und muss auf Babylon 5 um Asyl bitten. Andernfalls würde er von den Zentauri vor Gericht gestellt und womöglich exekutiert werden. G’Kar bewahrt sich in diesem Moment absoluter Hilflosigkeit seine Würde und verkündet, dass man sein Volk nicht brechen kann – auch wenn es tausend Jahre dauert, bis die Freiheit wiedererlangt wird.
Ich glaube, es gab kaum eine andere Science-Fiction-Serie, die Krieg, Verzweiflung und Hilflosigkeit so stark dargestellt hat wie Babylon 5 in dieser Episode. Die Wirkung kommt meiner Meinung nach sehr nahe an die Schockmomente aus „Game of Thrones“ heran.
Die parallele Handlung mit Sheridan, Delenn und der mysteriösen Maschine auf dem Planeten, um den Babylon 5 kreist, tritt in den Hintergrund. Die Autoren wollten die Zuschauer jedoch nicht ganz ohne Hoffnung zurücklassen, weshalb am Ende die Raider enthüllt werden. Die Armee des Lichts gegen die Schatten, und Captain Sheridan wird nun Teil dieser noch geheimen Kraft. Doch auch diese Hoffnung wird getrübt, denn Delenn weist darauf hin, dass der Krieg zwischen den Zentauri und den Narn nur der Anfang war.
Am Ende bleibt festzustellen, dass dies eine sehr starke Folge der Serie ist. In jener Zeit hatte eine Staffel im linearen Fernsehen oft mehr als 20 Episoden, wodurch die Qualität der Folgen stark schwankte. Auch Babylon 5 hatte Füllerepisoden, die sich kleineren Geschichten oder Problemen widmeten. Diese Folge jedoch ist ein zentraler Eckpfeiler in der großartigen Gesamterzählung dieser Serie. Wer also plant, noch einmal in die Welt von Babylon 5 einzutauchen, sollte diese Folge auf jeden Fall auf seine Liste setzen.
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