Batman aus dem Jahr 1966 ist Nostalgie pur. Als Kind konnte ich es kaum abwarten, bis eine neue Folge von Batman – damals auf Sat.1 – gesendet wurde. Das kindliche Auge sah die Serie auch nicht mit einem Augenzwinkern, nein, für mich war das alles ernst. Erst später begriff ich, dass diese Serie so gar nichts mit den späteren Verfilmungen von Michael Keaton oder Christian Bale zu tun hat.
Für unsere Rewatch-Rubrik traue ich mich, die Kindheitsnostalgie abzulegen und mit einem erwachsenen Auge (aber nicht zu ernstem) den Piloten zu schauen.
Das Beste ist direkt der Anfang: Batman wird gerufen, weil eine Torte explodiert. Nichts wird geklaut, niemand stirbt; nein, lediglich die Ankündigung, dass der Riddler wieder da ist, reicht, dass die Polizei aufgibt und nach Batman ruft.
Während sein rotes Telefon klingelt, wird innerhalb von 0,5 Sekunden die Backstory von Batman erklärt; in einem Nebensatz erwähnt Bruce, dass seine Eltern von Kriminellen ermordet wurden. Wer da nicht gut aufpasst, hat es schnell verpasst – aber wichtig scheint es für die Serie ohnehin nicht zu sein. Ansonsten ist der Pilot durchaus etwas „härter“ als spätere Folgen. Der Riddler ist schlau, gerissen und im Vergleich zu anderen Charakteren hervorragend gespielt. Die Aggression und das Böse nimmt man ihm tatsächlich ab.
Abseits dessen ist die Geschichte gespickt von humorvollen Elementen; das erste Rätsel des Riddlers „Wieso ist eine Orange wie eine Glocke?“ wird von Robin gelöst: beides muss man herausschälen. Klingt komisch? Ist aber so in diesem Batman-Universum.
Ebenfalls hervorragend ist dieses Zitat von Batman:
„Der Riddler baut seine Verbrechen wie Artischocken auf, man muss zunächst die stachligen Blätter entfernen, um an das Herz zu kommen.“
und zeigt auf, dass es hier nicht bierernst zugeht. Dazu kommt das puritanische Gesellschaftsbild. Robin ist nicht 18 und darf deswegen nicht in den Club mit Batman, in welchem die Verbrecher vermutet werden. Die beiden halten sich an das Recht und die Ordnung. Hier ist Batman ist kein schwarzer Rächer, der rücksichtslos auf die Jagd geht. Das führt dann auch dazu, dass der Riddler zunächst die Oberhand hat. Er legt Batman doppelt rein, erst täuscht er ein Verbrechen vor – Batman will ihn festnehmen, das nimmt er als Anlass, um ihn zu verklagen. Später nimmt er Robin gefangen – was auch den berühmten Cliffhanger darstellt.
Denn in der Serie wird jede Folge mit einem Cliffhanger beendet, in dem Batman, Robin oder beide in großer Gefahr sind. In der zweiten Folge / dem zweiten Teil löst sich das Problem. Batman ist nun einen Schritt voraus und kann den Riddler stellen. Am Ende verstecken sich er und Robin im berühmten moldawischen Mammut (falls es das gibt) und überraschen die Riddler-Bande.
Fast schon übertrieben hart ist der Tod von Riddlers Gehilfin Molly. An derartige Szenen konnte ich mich nicht mehr erinnern. Sie gibt sich Batman als falscher Robin aus. Aber im Batcave hat sie dann nichts mehr zu lachen. Die Art, wie sie stirbt, ist sehr seltsam; sie fällt in den Bat-Atomreaktor auf eine völlig unerklärliche Art und Weise.
Batman ist ob ihres Todes auch kurz latent traurig, denn sie hatte ihm ein bisschen den Kopf verdreht. Auch am Ende der Folge denkt Batman noch einmal kurz an seinen kurzen Flirt – nur um sich schnell mit einem Grinsen Dick (aka Robin) zuzuwenden und mit den Worten „Dick, soll ich dir bei deinem Algebra helfen?“ zu verabschieden.
Ich kann mir das Grinsen bei diesem Ende nicht verkneifen und bin auch insgesamt begeistert. Ich finde, dass Batman auch im Jahr 2023 noch funktioniert. Die ulkigen Sprüche, das Kamerabild – sobald man das Versteck der Bösen sieht, ist alles schief – dann die Kampfgeräusche in dicken Buchstaben, untermalt mit Trompeten, sobald Batman und Robin sich mit den Kriminellen prügeln. Es ist eine absolut eindimensionale Serie; gut gegen böse, schwarz und weiß – dazwischen gibt es keine Abstufungen. Aber genau das macht die Serie so besonders. Eine vorhersehbare, humorvolle Unterhaltung für die ganze Familie.
Bilder: Warner Bros (Universal Pictures)
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