Lange ist es her, als „Black Mirror“ in aller Munde war. Auch ich war damals immer gespannt, welche düstere Zukunftsszenarien und negative Auswirkungen im Technologiezeitalter thematisiert werden. Keine Frage, die britische Science-Fiction-Serie von Charlie Brooker hatte etwas Besonderes, Außergewöhnliches, Beklemmendes ‒ bei mir wie bei vielen hielt das bis zur Staffel 4 und 5. Nicht umsonst zählen die neueren Geschichten zu den schlechtesten Folgen der ganzen Reihe. Vielleicht ganz gut, dass die 5. Staffel nur 3 Folgen lange war.
Zeit für Black Mirror Staffel 6?
Somit war die Vorfreude auf die aktuelle Staffel bei mir so gering, dass ich bis jetzt noch nicht reingeschaut habe. Das soll sich mit diesem Rewatch-Review ändern. Dazu habe ich mir eine Folge aus der Mitte der Staffelreihen geschnappt und gestern Abend erneut angeschaut.
Staffel 3, Folge 3: Shut Up And Dance (Mach, was wir sagen)
Soweit ich mich erinnere, war diese Episode beim ersten Mal traurig, aber auch mitfühlend. Denn Kenny, ein unscheinbarer Teenager, hatte etwas von einem kleinen Bruder, den man vor den Tyrannen am Arbeitsplatz beschützen möchte. Ein netter Junge, nur etwas schüchtern, unbeholfen im Umgang mit Frauen, dem vielleicht einfach ein Mentor fehlt. Und was macht ein junger Mensch, der allein in seinem Zimmer ist und einen Computer hat? … Genau!
„Jerking off. Jerking off to porn or something? Well, everyone does that. The fucking pope probably does that.“ – Hector
So weit, so normal ‒ denkt man sich am Anfang noch. Dabei wurde er allerdings von unbekannten Hackern über die Notebook-Kamera gefilmt und nun erpresst. Verständlich, dass für ihn dabei eine Welt zusammenbricht. Als Erwachsener denkt man sich in diesem Moment noch: Na und? Das macht doch jeder! Dann sollen die Erpresser das Video eben posten. Nicht so schlimm! So sieht es auch Hector, ein Familienvater, der seine Frau betrogen hatte und nun von „denen“ ebenfalls erpresst wird. Jedoch hat Kenny nicht nur irgendeinen Porno geschaut, sondern einen mit Minderjährigen ‒ jetzt ist auch klar, warum er sich wortwörtlich in die Hosen macht, während er gemeinsam mit Hector eine Bank überfallen soll.
Die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller in dieser Episode sind hervorragend. Alex Lawther verkörpert Kenny auf eine Art und Weise, die uns zwischen anfänglichem Mitgefühl und doch etwas Abscheu am Ende hin- und hergerissen lässt. Ebenso brillant ist Jerome Flynn als Hector, der später von den Hackern vor seiner Frau enttarnt wird. Und auch Kennys Geheimnis kommt ans Licht, als er nach einem Kampf auf Leben und Tod von der herbeigerufenen Polizei verhaftet wird und sein Video trotz Absprache im Netz landet.
Stark ist auch die Inszenierung von „Shut Up And Dance“. Die düstere und bedrohliche Atmosphäre der Episode wird durch geschickte Kameraeinstellungen und dunkle Beleuchtung verstärkt. Den Regisseuren James Watkins und Charlie Brooker gelingt es, uns in die Welt der Protagonisten einzutauchen und uns an der Entwicklung der Ereignisse teilhaben zu lassen.
Allerdings ist die Geschichte aus dem Jahr 2016 inzwischen etwas verblasst. Im Vergleich zu anderen Folgen von Black Mirror ist sie etwas vorhersehbar und eintönig. Die Erpressung am Ende und die Aufklärung von Kennys Geheimnis ist rückblickend doch keine überraschende Wendung. Beim zweiten Mal Schauen wird das noch deutlicher. Dennoch vermag „Shut Up And Dance“ durch seine beklemmende Atmosphäre und die beeindruckenden schauspielerischen Leistungen zu fesseln.
Eure Lieblingsfolge von Black Mirror?
Vielleicht schaue ich mir noch die allgemein besten Folgen wie “San Junipero” oder “The National Anthem” an. Wenn ihr vor meinem persönlichen Start der 6. Staffel noch Episodentipps habt, lasst es mich wissen. Welche Folge schaut ihr noch am liebsten?
Wirst du erpresst oder gemobbt? Lass dir helfen!
Mobbing und Erpressung sind ernsthafte Probleme, die jeden treffen können. Wenn du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, der Hilfe benötigt, suche Unterstützung. Es gibt zahlreiche Organisationen und Hilfsangebote, die in solchen Situationen helfen.
Eine Möglichkeit ist die Webseite „Recht relaxed„, die Informationen und Hilfe bei Mobbing und Erpressung bietet. Dort findet ihr nützliche Ratschläge, Kontakte zu Beratungsstellen und weitere Ressourcen, die euch bei der Bewältigung dieser schwierigen Situationen helfen können.
Bilder: Netflix
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