Die untergehende Sonne färbt den Himmel des fiktiven Örtchens Capeside gelbrot und lässt den See vor Dawsons Haus funkeln. Seine Nachbarin und Freundin aus Kindertagen ist mal wieder zu Besuch und sie sehen sich abermals „E.T. – Der Außerirdische“ an. Doch jetzt da beide 15 Jahre alt sind, fühlt sich all das irgendwie seltsam an. Und so nimmt das Teeniedrama „Dawson’s Creek“ aus dem Jahr 1998 seinen Lauf.
Im Januar 1999 wurde die erste Folge der Erfolgsserie auch hierzulande auf Sat.1 ausgestrahlt. Ich war kaum jünger als die Hauptfiguren und konnte mich auf Anhieb mit dem Filmnerd Dawson identifizieren. Über 23 Jahre später werfe ich nun erneut einen Blick auf das chaotische Treiben der vier Freunde aus der Kleinstadt in Massachusetts. Im Fokus der von Kevin Williamson kreierten Serie steht der titelgebende Dawson (gespielt von James Van Der Beek), der ein großer Steven Spielberg-Fan ist und unbedingt selbst Filmemacher werden will. Seine Freundin Joey (Katie Holmes) erkennt, dass sich ihr Leben ändert und sie sich zu Dawson plötzlich hingezogen fühlt. Insbesondere als die New Yorkerin Jen (Michelle Williams) im Ort aufschlägt, wird Joey eifersüchtig. Und dann ist da noch Pacey (Joshua Jackson), Dawsons bester Freund, der sich ausgerechnet in seine Lehrerin Miss Jacobs (Leann Hunley) verknallt. Hier spielen nicht nur die Hormone verrückt. Inspiriert von Jugenddramen wie „The Breakfast Club“ inszeniert Serienschöpfer Kevin Williamson Ende der 1990er eine Serie, die das Thema Liebe und Zukunftsängste im Teenageralter ernst nimmt. Die Pilotfolge legt dabei den Grundstein für den Rest der Serie. Die Charaktereigenschaften der einzelnen Figuren wie Schüchternheit und Zorn werden bereits hier gekonnt etabliert. Joeys Unsicherheiten zeichnen sich schon in der ersten Szene ab und dass hinter Jens abgeklärter Art eine labile Persönlichkeit steckt, ist ebenfalls zu erkennen. Auch dass die Dreiecksbeziehung für unerwartete Wendungen sorgen wird ist eindeutig. Das Ganze wird mit zahlreichen Filmreferenzen angereichert. So vergleicht Dawson sein Leben nicht nur mit den Werken seines Regie-Idols, sondern dreht auch seinen eigenen Horrorstreifen, der offensichtlich an den Klassiker „Der Schrecken vom Amazonas“ angelehnt ist.
Die Serie zeichnet ein romantisiertes und stilisiertes Bild der Jugend. Oft wurde den Figuren zu geschliffene Dialoge in den Mund gelegt. Bereits in der ersten Folge zeigt sich Dawson wortgewandt und spricht mit seinem Vater offen über Sex und analysiert und reflektiert mit Joey abends im Bett die Freundschaft zueinander. Mag sein, dass kein Jugendlicher je so gesprochen hat, aber jeder hätte sich gewünscht so zu sprechen.
„Ich lehne die Realität ab.“ – Dawson
Auch sonst spart die Serie keine Klischees einer Coming-of-Age-Romanze aus. Jens erster Auftritt erfolgt in Zeitlupe und wird mit soften Rock-Klängen untermalt. Als Miss Jacobs das erste Mal die Bildfläche, und die Videothek in der Dawson und Pacey jobben, betritt kommt das Stilmittel ebenfalls zum Einsatz. Das mag kitschig anmuten, passt aber zum Gesamtkonzept, das die Serie kreiert. Allgemein mag die Inszenierung und die Erzählweise heute etwas angestaubt wirken, aber das zentrale Thema des Erwachsenwerdens und den damit einhergehenden Problemen wird hier charmant aufgegriffen. Die Abwesenheit von Handys und Social Media wirken fast schon entschleunigend. Dadurch bleibt der Fokus auf der Gefühlswelt und den kleinen inneren Dramen der Protagonist:innen. Die in der ersten Folge gelegte Dreiecksgeschichte wird sich durch die ganze Serie ziehen. Und erst nach 128 Episoden wird offenbart, für wen sich Joey letztendlich entscheidet.
Fazit
Liebenswert inszenierter Staffelauftakt, der zwar etwas in die Jahre gekommen ist, für Zuschauende, die damit aufgewachsen sind aber eine wunderbare Nostalgiereise bietet und für alle anderen ein spannendes Zeugnis der Pre-Smartphone-Ära abbildet.
„Dawson’s Creek“ ist derzeit bei PlutoTV zu sehen.
Bilder: The WB
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