Bereits lange vor dem Siegeszug des Marvel Cinematic Universe sorgt ein missverstandenes, grünes Monster im Fernsehen für Aufsehen. Die Comicadaption „Der unglaubliche Hulk“ feiert 1977 mit einem Pilotfilm Premiere und legt damit den Grundstein für das heute noch erfolgreiche Franchise. Aber kann der angestaubte Action-Klopper aus der Vergangenheit noch überzeugen?
Der Fernsehfilm „Der unglaubliche Hulk“ war der Auftakt zur fünf Staffeln umspannenden Serie mit Bill Bixby und dem Bodybuilder Lou Ferrigno in den Hauptrollen. Im Sommer 1980 wurde der Pilot hierzulande sogar in den Kinos gezeigt. Geschaffen wurde die Serie von Kenneth Johnson, der zuvor an Action-Serien wie „Der 6-Millionen-Dollar-Mann“ mitgewirkt hat. Die Geschichte folgt, mit ein paar Abwandlungen, weitestgehend der Comicvorlage. Der Wissenschaftler Dr. David Banner setzt sich selbst einer Gammastrahlung aus, um seine Muskelkraft zu erhöhen. Das Experiment geht schief und fortan verwandelt sich der Forscher bei erhöhtem Stress in den grünen Wüterich namens Hulk. Gemeinsam mit seiner Partnerin Dr. Elaine Marks (Susan Sullivan) versucht er eine Heilung zu finden. Mit Bill Bixby gewann man ein bekanntes Fernsehgesicht für die Titelfigur, die für die Serie von Bruce in David umbenannt wurde, da Bruce den Verantwortlichen beim TV-Sender CBS nicht heterosexuell genug klang. Dies ist nicht die einzige Abweichung zur Vorlage. Während Banner in den Comics auf einer Gammateststation einen Jungen vor der Detonation rettet, nimmt er in der Serie Eigenversuche aus einem Selbstzweck an sich vor. Damit spricht man dem Charakter leider auch ein wenig das Heldenhafte ab. Nach etwas über einer halben Stunde werden die Zuschauenden endlich Zeugen jener bis heute noch beeindruckenden Verwandlungsszene, für die die Serie bekannt ist. Als Banner nachts mit seinem Wagen stehen bleibt und der Reifenwechsel bei strömendem Regen nicht ganz so frustfrei verläuft, mutiert er zum Hulk.
„Within each of us, ofttimes, there dwells a mighty and raging fury.“
Das enganliegende Hemd reißt, die Augen leuchten grün auf und zum Vorschein tritt der beeindruckend von Lou Ferrigno verkörperte Hüne. Das Unglaubliche hierbei ist aber, dass er tatsächlich den Wagen anhebt, da das Special-Effects-Team nicht genügend Zeit hatte, um eine mechanische Lösung dafür zu bauen. Das Gewitter, die Blitze und das Gebrüll sind furchteinflößend, verlieren aber schnell an Wirkung als der Hulk kurz darauf bei Tageslicht ein junges Mädchen aus einem See retten will. Der Vater des Mädchens schießt auf ihn und gibt damit auch den Startschuss des Leitmotivs der Serie – der Hulk ist ein gutwilliges Wesen, dass von der Gesellschaft als Bedrohung gesehen wird. Trotz dieser guten Ansätze verliert sich die Pilotfolge allerdings viel zu sehr in pseudowissenschaftlichen Erklärungen.
Es mangelt eindeutig an einer echten Bedrohung und einem Antagonisten. Einzig der nervige Reporter McGee (Jack Colvin) schlägt immer wieder auf und wittert eine große Story. Am Ende soll der Wutausbruch noch einmal unter Laborbedingungen erforscht werden, doch der Versuch scheitert und endet mit einer Tragödie. Fortan wandert Banner als Heimatloser durch die Staaten. Dazu passt der traurige Score von Joseph Harnell perfekt und versprüht eine gehörige Portion Melancholie. Viele Elemente der Serie, wie beispielsweise der Gammastrahlenunfall, wurden später auch im gleichnamigen MCU-Film von 2008 mit Edward Norton aufgegriffen. Und auch in „She-Hulk: Die Anwältin“ finden sich ein paar Anspielungen auf den TV-Klassiker. Letztlich funktioniert die Serie aber vermutlich nur für Leute wie mich, die die Fernsehserie als Kind schon gesehen haben und alte Erinnerungen wachrufen wollen.
Fazit
Harmlose Comicadaption, die nur noch Nostalgiker:innen echte Freude bereiten dürfte.
Bilder: Universal
Fand ich in jungen Jahren bereits fürchterlich schlecht. Deswegen erspare ich mir ein Rewatch im heutigen Alter. :-)