Für das heutige Re-Watch-Review habe ich eine Simpsons-Episode ausgewählt, die ich nicht nur sehr gerne mag, sondern deren Zitate sich so fest in meinen Wortschatz verankert haben, dass ich ohne sie nicht mehr leben könnte.
Es handelt sich um die legendäre Episode, in der Homer absichtlich so viel zunimmt, dass er als behindert gilt und dadurch von zu Hause aus arbeiten kann. Allein dieser Fakt ist aus heutiger Sicht sehr unterhaltsam: Zum einen ist Homeoffice nichts Besonderes mehr, zum anderen ist es das Gewicht, das Homer erreichen muss, um als behindert zu gelten. Es sind 300 Pfund, also etwa 150 Kilogramm. Ich wette, dass ein solches Gewicht in den USA, aber auch in Europa, nach wie vor viel ist – aber sicher kein Grund, als behindert zu gelten.
Der Aufhänger der Folge ist, dass Mr. Burns die Angestellten zwingt, Sport zu machen. Das findet Homer so furchtbar, dass er nach einer Möglichkeit sucht, von zu Hause aus arbeiten zu können. Bei dieser Suche stößt er auf die Idee mit den 300 Pfund. Ärztliche Unterstützung findet er bei Dr. Nick, der ihm eine neue Nahrungspyramide vorstellt – speziell für stark untergewichtige Personen. Dr. Nick zeigt ihm einen Trick: Wenn man Nahrung an einem Blatt Papier reibt und dieses durch das Fett durchsichtig wird, dann ist sie genau richtig. Dieser Gag wird später noch einmal aufgegriffen, als Bart einen Krusty-Burger an der Wand reibt, die dadurch durchsichtig wird und ein Vogel sofort dagegenfliegt. Großartig!
Sobald er sein Zielgewicht erreicht hat, verhält sich Homer wie ein Kleinkind. Er lacht Lisa und Bart aus, weil sie zur Schule müssen. Während Lisa ihn dafür ausschimpft, findet Bart die Idee großartig und träumt davon, in der Zukunft selbst extrem übergewichtig zu werden und im Fernsehen gezeigt zu werden – weil er die „tolle“ Idee hat, einen Lappen an einem Stock zu befestigen, um sich selbst zu reinigen.
Für sein Homeoffice bekommt er einen Computer. Hier entsteht gleich ein Gag für die Ewigkeit: Homer weiß nicht, welche Taste die „beliebige Taste“ ist – oder wie es im Original heißt: „Any key? Where is any key?“
Die Arbeit am Computer zieht sich durch die gesamte Folge, z. B. als er sich bequeme Kleidung kauft und der Verkäufer im Spezialgeschäft fragt, was er beruflich macht. Homer antwortet sofort mit „Computerarbeit“.
Dass Homer in dieser Folge so ignorant gegenüber seiner Gesundheit, aber auch anderen Menschen ist, setzt dem Ganzen die Krone auf. Als er nicht ins Kino darf, um „Hupe, wenn du geil bist“ zu schauen (das ist übrigens mein liebstes Simpsons-Zitat – sobald ich etwas nicht bekomme, was ich will, denke ich: „Ich wollte doch nur ‚Hupe, wenn du geil bist‘ schauen“), schwingt er die Moralkeule und beschwert sich bei den Passanten. Doch wenig später schimpft er die Kinder aus, die durchs Fenster schauen, während er mit einem Besen versucht, die „J“-Taste auf der Tastatur zu treffen.
Unvergesslich sind auch die letzten Minuten der Folge. Zum Beispiel die Szene, in der Homer es nicht schafft zu telefonieren und eine automatische Ansage ertönt: „Wenn Ihre Finger zu dick sind, können Sie eine Wählhilfe bestellen. Drücken Sie dazu mit der gesamten Hand auf das Tastenfeld.“ Oder als Ralph Lisa mit Homer aufzieht, Lisa genervt die Augen verdreht und im selben Moment Homer mit einem gekaperten Eiswagen an ihnen vorbeifährt. Das Timing der Gags ist einfach perfekt. Besonders gefällt mir, dass Gags oder Gedanken mindestens zweimal aufgegriffen werden – etwas, das ich sehr schätze.
Am Ende ist es eine kurzweilige Folge mit dem abschließenden Gag, dass Homer nicht einmal die Pfunde abtrainieren muss, da Mr. Burns zu genervt von seinem Verhalten ist und ihm einfach eine Fettabsaugung bezahlt.
Eine richtige Moral hat diese Folge also nicht – höchstens die, dass Homer tun und lassen kann, was er will, und damit immer durchkommt. So ist es eben bei den Simpsons.
Bilder: 20th Century Studios
Kommentiere