Im Zuge unserer Rewatch-Reihe habe ich mir die Pilotfolge von „Malcolm mittendrin“ (Originaltitel: „Malcolm in the Middle“) angeschaut, die – wie alle sieben Staffeln der Serie – bei Disney+ abrufbar ist. Eigentlich besitzt die Pilotfolge gar keinen richtigen Titel und wird lediglich als „Pilot“ gelistet, in Deutschland trägt die Folge jedoch den Namen „Malcolm, der Held“ und ist am 9. Januar 2000 in den USA auf FOX ausgestrahlt worden (in Deutschland ziemlich genau ein Jahr später, am 20. Januar 2001 auf ProSieben). Ich glaube, die Serie habe ich damals komplett in deutscher Synchronisation wahrgenommen, weshalb es für mich auch mal ganz spannend war, den englischen Originalton zu hören.
Der Auftakt ist überraschend gut gealtert, was die Bildregie anbelangt. Allgemein sieht man relativ schnell, wie sich „Malcolm mittendrin“ von anderen Sitcoms der Zeit abgesetzt hat. Auch ungewohnt anders für damals: Es gibt keine künstlichen Lachsalven vom Band. So wirken Gags wie dass Malcolm meint, er könne bei Rollstuhl-Stevie schlecht „Go away“ sagen, gleich viel trockener rüber.
„Do you wanna know, what the best part of childhood is? At one point, it stops.“ – Malcolm
Nach der etwas eigenen Vorstellung der Brüder setzt das Intro ein und es ist richtig cool, das Theme mal wieder zu hören. Aber auch ungewohnt, wurde für die Pilotfolge noch eine deutlich langsamere Version des Songs von They Might Be Giants gewählt. Ich hatte auch ganz vergessen, wie viele Szenen daraus bereits in der Folge vorkommen.
Meine Sorge, ich könne Bryan Cranston nur noch als Walter White sehen, hat sich in Luft aufgelöst, als Hal nackt in der Küche gezeigt wird, wie er von Loise eine Wollschicht aus Ganzkörperbehaarung abrasiert bekommt. Der Grundton der Serie wäre somit schon einmal gesetzt. Man merkt, dass man damals anecken wollte.
Man merkt vor allem aber auch, dass die Erwachsenen eine klare Nebenrolle in der Serie einnehmen (Hal in dieser Episode erst recht, auch inhaltlich, wird er doch direkt als Möchtegern-Mann-im-Haus dargestellt, der eigentlich zu feige ist, eine eigene Meinung zu haben). Die Sicht und Welt der Kinder liegt im Zentrum und Malcolm ist halt „mittendrin“ (statt nur dabei, ba-dum-tss…).
Das USP der Serie ist aber natürlich das Durchbrechen der vierten Wand durch Malcolm. Bereits in den ersten Minuten der Pilotfolge wird belegt, welche Dynamik sich im Wechsel zwischen Publikum und Schauspiel ergeben kann.
Oh man, wie klein bzw. jung vor allem die drei jüngeren Brüder damals noch waren (Dewey!). Und. Stevies. Atem. Pausen. Hatte. Ich. Ganz. Ver. Gessen. Die Collage aus Francis‘ „Kommt nicht wieder vor“-Entschuldigungen ist ein weiterer Beleg dafür, wie modern „Malcolm mittendrin“ in der Umsetzung gewesen ist. Nicht umsonst hat die Episode unter anderem zwei Emmy Awards gewonnen (Drehbuch und Regie einer Comedyserie).
Sollt es euch beim Anschauen der Folge wie mir gehen und euch Malcolms Lehrerin bekannt vorkommen: Yep, das ist Merrin Dungey, die auch Kelly in „King of Queens“ gespielt hat. Über die Schule kommen wir zur zweiten Besonderheit Malcolms: Der Junge kann nicht nur mit TV-Zuschauenden reden, sondern hat auch einen IQ von 165. Entsprechend ergibt sich auch inhaltlich ein reizvolles Setting mit einem Hochgegabten inmitten einer eher simpel gestrickten Familie der Unterschicht.
„Malcolm‘s special? Where do you think that comes from?!“ – Hal
Das Ende der Folge zeigt dann auch nochmal das smarte Script auf. Neben Geschwisterhieben und einem gehetzten Abendmahl gibt es einige nette Throwbacks zum Beginn der Folge zu sehen. Absurderweise wird gar mit den „Damit könnten Vögel ihre Nester bauen!“-Haaren eine Moral zur Geschichte gesponnen. Und letztlich ist der große Mobbing-Bully-Bezwinger Malcolm in gewisser Weise selbst Bully – zumindest gegenüber seines kleinen Bruders, der unter ihm in der Mülltonne hockt und nicht raus kann.
Ein gelungener Auftakt zu einer Serie, die einen besonderen Stellenwert in der Geschichte der TV-Comedy inne hat. Auch wenn sich die Pilotfolge an manchen Stellen hinsichtlich ihres Schnittes nicht ganz rund anfühlt (das könnte aber an den US-Werbepause bzw. der Fassung auf Disney+ liegen), ist es erstaunlich, wie gut sie auch 24 Jahre später noch funktioniert. Der damals sehr moderne Stil ist relativ zeitlos und die Geschichte funktioniert auch heutzutage noch gut. Tatsächlich hat die Folge mein Interesse geweckt, weiter zu schauen und das ist eine ziemlich gute Leistung für eine derart alte Pilotfolge.
Mehr zu den Anfängen der Serie „Malcolm mittendrin“ gibt es in diesem Podcast-Ausschnitt zu hören, in dem Hauptdarsteller Frankie Muniz 2022 mit Steve-O geredet hat. Und wer Lust hat, lauter Film-Referenzen zu sehen, die im Laufe der sieben Staffeln in der Serie aufgekommen sind, klickt hier.
Bilder: Fox
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