Der echte Bastian Pastewka spielt einen (halb-)fiktiven Bastian Pastewka – so einfach ist der Ansatz der Sat.1- und später Amazon Prime Video-Comedy „Pastewka“ gewesen. Der Serien-Pastewka vermischt dabei fiktive Personen und Ereignisse mit realen Personen aus dem Umfeld des echten Pastewka – was natürlich ganz schön ist, weil man dann reale Figuren in Situationen stoßen kann, die es in der realen Welt nicht gibt – oder die man lieber nicht erleben möchte, wie in einer der ersten Folgen von „Pastewka“ zum Beispiel, in „Der Mietvertrag“ aus Staffel 1, zum ersten Mal gezeigt am 7. Oktober 2005.
Der Plot: Bastian „hilft“ seinem Bruder Hagen beim Ersteigern eines Tisch-Kickers. Bastian weiß natürlich wie immer alles besser und gibt eine utopische Summe für den Kicker ein, zu dem das Objekt dann natürlich auch den Besitzer wechselt. Doch dieser Besitzer-Wechsel gestaltet sich schwierig – das sperrige Teil muss beim Besitzer in der Eifel abgeholt werden. Hagen verdonnert Bastian, bei der Abholung dabeizusein. Auch hier übernimmt Bastian wieder das Ruder bzw. in dem Fall das Steuer. Am Ende bleiben die beiden zusammen mit Bastians Nichte Kim irgendwo in der Eifel liegen. Die einzige Rettung – ein Anwesen in der Nähe. Hier stellt sich aber schnell raus, dass sie bei einer Art Alt-Nazi gelandet sind, der seinen Führer-Kult recht offen zur Schau stellt. Bastian bittet Michael Kessler zu Hilfe, der mit seinem Smart vorbeikommt, in dem natürlich nur Platz für Bastian, Kim und Kessler ist. Dann stellen sie fest, dass der Alt-Nazi auch der Kicker-Verkäufer ist. Der Kicker kommt aufs Smart-Dach, was so lange hält, bis sie Zuhause ankommen. Da muss Kessler eine Vollbremsung machen, weil ein Hund auf die Straße läuft – leider der Hund der potenziellen neuen Vermieter von Bastian und seiner Freundin Anne. Der Kicker rutscht vom Dach auf den Hund…
Ich mag die Folge – ich mag generell „Pastewka“, weil die Folgen meistens wirklich charmant erzählt sind und clevere Entwicklungen und Verzahnungen zwischen den einzelnen Handlungsebenen haben. Das ist bei „Der Mietvertrag“ besonders gut gelungen, wie ich finde. Als fleißiger „Pastewka“-Gucker hatte man natürlich bald auch die Strategie des Folgenaufbaus raus und wusste ziemlich gut, was passieren würde – aber der Weg dorthin war doch immer wieder überraschend und mitunter unerwartet. In dieser Folge sind auch die Charakterisierungen der Personen wirklich perfekt gelungen. Der tolpatschige Bastian, der alles besser weiß, was aber immer in einer Katastrophe endet; die um die Beziehung bemühte Anne, dann Hagen, der immer alles von Bastian ausbaden muss, der überhebliche Michael Kessler, der bei allem noch eine Spur über Bastians Ego steht, und Kim, die immer Haltung zeigt und klar ausspricht, was Sache ist. In „Der Mietvertrag“ gelingt das wie gesagt auf wunderbare Art und Weise. Hagen verliert durch das Höchstgebot bei der Versteigerung, Bastian macht alles falsch, egal, ob am PC, am Steuer oder am Telefon, versucht das aber immer zu überspielen; Anne gibt alles, um die neue Wunschwohnung zu bekommen, Kessler weist Bastian zurecht, was dieser wieder falsch gemacht hat und badet sich in Bastians Leiden, und Kim zeigt Haltung gegenüber dem Nazi-Opa Jannings.
Meine Lieblingsszene ist der Moment ziemlich genau in der Mitte der Folge, wenn Bastian „die gute Stube“ betritt und die ganzen Devotionalien des älteren Herrn Jannings entdeckt. Ein Foto zeigt Hitler und den Opa als Kind – Bastian fragt: „Sind Sie das – der rechte, meine ich?“ Dann bekommt Bastian auch noch das „Taschentuch des Führers“ präsentiert – das muss am Ende der Folge natürlich als Abdeckung für den toten Hund herhalten. Opa Jannings erzählt vom Russland-Feldzug, und dass er dort zum Glück das „Taschentuch des Führers“ dabei hatte – ohne das Tuch hätte er es in Russland nicht „geschafft“, wie er sagt. Bastian versucht wie immer auch das zu überspielen, hier mit einem flapsigen „Ja, der Führer, so war er, ne?“ – Großartiger Dialog, und wirklich toll gespielt von Heinz W. Krückeberg, das muss man an dieser Stelle auch noch betonen. Dann noch Bastians Anruf bei Kessler mit dem unglaublichen Einstiegssatz im Telefonat: „Du musst mich aus der Eifel abholen, ich bin hier in so einer Art Führerhauptquartier gelandet.“ Im Gespräch scheint Kessler dann direkt Hitler nachzumachen, worauf Bastian natürlich gleich einsteigen muss. Und dann Kim, wie gesagt, immer Haltung zeigend, sagt Opa Jannings, was sie von dem ganzen Nazi-Kram hält.
Wie gesagt, perfekt erzählt, alles auf den Punkt, und mit jeder Menge Witz – für mich eine der Highlight-Folgen unter den knapp 100 Episoden „Pastewka“.
Bilder: Brainpool / Sat.1 / Amazon Prime Video
Kommentiere
Trackbacks