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BIG Apple Revisit

Rewatch-Review: Sex and the City S01E01

27. Oktober 2024, 13:45 Uhr
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Die Dramedy „Sex and the City“ hat es in der Vergangenheit sowohl in unsere Klassiker– als auch in unsere Hassiker-Reihe geschafft. Ich tauche heute im Rahmen unserer Rewatch-Reihe nochmal in die Serie ein und bin selbst sehr gespannt, wie es sich anfühlen wird.

Is this how life will look like when I’m grown up?

Für mich gehörte „Sex and the City“ früher zu einem perfekten Abend mit meinen beiden besten Freund:innen, die wir alle drei eine andere Lieblingsprotagonistin hatten. Ich hatte den „Sex and the City“-Klingelton auf meinem alten Motorola-Aufklapp-Handy und wurde von Carrie inspiriert, mir eine Kette mit meinem Namen zum Geburtstag zu wünschen, meine „Carrie-Kira-Kette“. Die Serie hat mich sehr viele Jahre durchs Leben begleitet, mich erröten lassen, wenn meine Eltern so manche obszönen Szenen mitbekamen und mir in Braunschweig während meines Studiums, als ich die erste eigene und alleinige Wohnung bezog, Halt gegeben und mich unterhalten. Heute muss ich überlegen, wann ich zuletzt (vor diesem Rewatch) in eine Folge der Serie reingeschaut habe. Ich würde behaupten, dass es bestimmt schon mindestens fünf, sechs Jahre her ist, in denen sich meine Einstellung und Haltung zu manchen Dingen doch nochmal sehr verändert haben. Gerade deshalb finde ich es interessant, herauszufinden, ob und wie sich auch meine Perspektive auf diese Serie geändert haben könnte.

Die Story & die Charaktere

„Once upon a time…“ – Carrie

Wir befinden uns in den 1990er Jahren in New York City. Carrie Bradshaw ist Journalistin, schreibt eine Kolumne über Dating in einer Zeit ohne Social Media und Apps – und über Sex. Darüber hinaus liebt sie Fashion und hat einen Crush auf einen Mann, der lediglich „Mr. Big“ genannt wird. Charlotte York ist Galeristin, sie ist hoffnungslos romantisch und ihr einziges Ziel im Leben scheint es zu sein, einen Mann zu finden, zu heiraten und Kinder zu kriegen. Miranda Hobbs ist Anwältin, ihre Karriere hat einen extrem hohen Stellenwert für sie und sie ist herrlich zynisch. Samantha Jones ist einige Jahre älter als die anderen drei und man könnte sagen, sie weiß, was sie will und nimmt sich dies auch. Die vier sind beste Freundinnen und treffen sich, wann immer es geht, zum Mittagessen oder zu Partys. Sie tauschen sich in erster Linie über ihre Erfahrungen beim Dating aus.

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In der Pilotfolge feiern die vier Mirandas Geburtstag und Carrie versucht für ihre Kolumne herauszufinden, ob Frauen auch in der Lage sind, „Sex wie ein Mann“ zu haben – womit wir auch den deutschen Episodentitel geliefert bekommen. Was das bedeutet? Na, Sex ohne Gefühle, ist doch logisch. Ihr Fazit: Irgendwie schon, aber irgendwie dann auch nicht. Miranda datet einen zu netten Freund von Carrie. Charlotte datet einen Mann, der direkt weiterzieht, als sie ihm signalisiert, dass sie keinen Sex mit ihm haben wird. Und Samantha hat schließlich Sex mit eben diesem Mann.

Was ich so gar nicht mehr auf dem Zettel hatte: In der Pilotfolge wird die vierte Wand durchbrochen. Carrie und auch andere Charaktere sprechen mit uns. Wird dieser Stil durchgezogen, erleben wir das auch über den Auftakt der Serie hinaus? Ich erinnere mich nämlich so gar nicht mehr daran.

Klischees und mangelnde Diversität

Ich hab offen gestanden damit gerechnet, dass „Sex and the City“ mir so gar nicht mehr gefallen wird und mir mein feministisches Herz bricht. Für diese Erwartungshaltung bin ich fast überrascht, dass die erste Folge zumindest ein kleines bisschen weniger schlimm ist als erwartet. Was mir positiv auffällt ist, dass die weibliche Lust in der Pilotfolge schon Stellenwert bekommt und dies für 1998 vermutlich sehr revolutionär war. Doch generell wird hier extrem viel mit Stereotypen und Klischees gearbeitet. Um den Aspekt weiter zu verfolgen, reicht es sicher nicht, nur eine Episode der Serie nochmal zu schauen, denn diese verändert sich im Laufe der Zeit nicht nur von ihrem Look. Doch natürlich wecken diese Eindrücke auch wieder ein paar Erinnerungen auf den weiteren Verlauf der Serie bei mir.

Was ich mich damals schon gefragt habe und auch heute noch als extrem unrealistisch empfinde, ist die Darstellung des Lebens in New York City. New York ist natürlich ein grandioser Schauplatz! Aber die teuerste Kleidung, vor allem immer neue Outfits, Apartments in New York, meistens zur alleinigen Miete, jeden Tag ausgehen: Was das kostet! Ich kann leider nicht ausblenden – und konnte es auch damals schon kaum – dass so ein Leben vermutlich für keine der gezeigten Figuren in dieser Form wirklich finanzierbar wäre. Warum also nicht ein bisschen mehr Realität einfließen lassen? Vor allem, wenn es darum geht, dass doch niemand regelmäßig auf High Heels zig Blocks durch New York City laufen würde. Oder? Ich war noch nie selbst da, um eines Besseren belehrt zu werden.

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Was mich an der Darstellung heute extrem stört ist, dass die Frauen miteinander fast ausschließlich über Männer sprechen. Ja, ein Stück weit gehört das zum Konzept oder zur Idee der Serie, aber den Bechdel-Test möchte ich hier gar nicht erst auspacken. Und selbst wenn Dating und Sex präsente Themen auch in Freundschaften sind und sein können, gibt es noch zahlreiche weitere Themen im Leben, über die sich Frauen unterhalten. Zudem fehlt es der Serie an Diversität. Ja, mit Stanford wird bereits ein homosexueller Charakter in Episode eins eingeführt und zu Mirandas Geburtstagsfeier bringen ihr Drag Queens ihren Geburtstagskuchen. Aber welche Rollen nehmen sie ein? Die Drag Queens haben nicht mal einen Sprech-Part. Es wirkt fast so, als solle gezeigt werden, wie fortschrittlich und offen und inklusiv diese Serie sei und dann wird direkt aufgehört, als wäre der Soll mit einer bloßen Abbildung oder Erwähnung erfüllt.

Mit Skipper bekommen wir einen netten und romantischen männlichen Charakter geliefert, dessen Maskulinität in dieser Episode nicht nur einmal infrage gestellt wird. Als er seine Gefühle offenbart, ist die erste Reaktion von Carrie, ihn zu fragen, ob er sich sicher ist, dass er nicht schwul sei. Wow. Generell hinterfrage ich die Freundschaften, die in dieser Serie dargestellt werden, doch enorm. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Charaktere nicht wirklich tief gezeichnet werden und für meinen Geschmack auch wenig sympathisch, wenig real wirken. Samanthas Charakter finde ich dabei noch am spannendsten. Sie strahlt Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein aus, wirkt weniger ängstlich und weniger fokussiert darauf, dass ein Mann ihr ganzes Leben bestimmen muss. Doch ihren Kommentar, dass Frauen heutzutage (was bei Ausstrahlung 1998 war) genauso viel Geld und Macht wie Männer besitzen, bringt selbst heute noch nur einen schmerzhaften Lacher hervor. Mirandas Aussage, Frauen seien entweder schön oder langweilig, trifft ebenfalls einen Punkt. Doch irgendwie sind all die gut gemeinten Ansätze doch wieder so stark in ihrem heteronormativen und patriarchalen Konstrukt eingebettet, dass es mir persönlich aus heutiger Sicht einfach schwer fällt, mich darauf einzulassen. Immerhin ist es am Ende doch Big, der Carrie mit seiner Kutsche, äh, seinem Privatwagen inklusive Fahrer in der Nacht am Straßenrand aufgabelt und sie „rettet“. Wenn wir Samanthas Worten Glauben schenken, die Big in dieser Episode als nächsten Donald Trump, nur jünger und besser aussehend, beschreibt, sollte Carrie zusehen, dass sie wegläuft, weit weit weg.

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Fazit

Natürlich ist die Serie ein Zeugnis ihrer Zeit. Und natürlich war sie damals dennoch revolutionär, in gewisser Weise aufklärerisch und ein vermeintlicher Befreiungsschlag für Frauen. Doch wenn man genauer hinsieht, ist das mit heutiger Brille überwiegend Fassade und an einigen Stellen an Oberflächlichkeit kaum zu überbieten. Die Kurzweiligkeit der Folgen, die Gast-Auftritte unzähliger namhafter Menschen und das Setting holen ein bisschen was heraus. Ich behalte die Serie für mich aus nostalgischen Gründen in guter Erinnerung – einer Erinnerung jedoch, die nicht unbedingt nochmal erlebt werden muss. Vielleicht war mir das im tiefsten Inneren bereits bewusst, sodass ich es bislang auch noch nicht gewagt habe, in die Nachfolgeserie „And Just Like That“ reinzuschauen.

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Bilder: HBO

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Sonntag, 27. Oktober 2024, 13:45 Uhr
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