Sommer ist Reisezeit und mich hat es dieses Jahr nach Japan verschlagen. Falls euch interessiert, was ein Seriennerd im Urlaub erlebt, oder ihr generell etwas über Japan erfahren wollt, dann ist der folgende erste Artikel (inklusive Video-Blog) einer kleinen Serie genau das Richtige.
Auf nach Japan
Seit ich im Jahr 2003 den Film Lost in Translation gesehen habe, wollte ich nach Japan. Wie Bill Murray sehnte ich mich nach dieser einerseits vertrauten westlich fortschrittlichen, aber zugleich doch sehr fremden Kultur.
Vor 3 Tagen war es dann soweit. Zusammen mit meiner Freundin startete ich eine dreiwöchige Japan Rundreise. Keine Hardcore Tour, sondern die klassische Variante, also Hotels in Städten, von denen wir dann Tagesausflüge machen werden. Der Plan lautet: Tokio -> Kyoto -> Osaka/Kobe -> Hiroshima -> Tokio. In Tokio startet unsere Reise und dort werden wir sie auch nach den 3 Wochen beenden.
Tokio Teil 1
Nach fast 11 Stunden Non-Stop-Flug von Frankfurt landeten wir in Haneda, dem etwas zentraleren der zwei Flughäfen in Tokio. Die Airline ANA (All Nippon Airways) kann ich nur empfehlen. So viel Beinfreiheit trotz Economy Class hatte ich noch nie. Das heißt aber nicht, dass man gemütlich schlafen kann. Spätestens nach 30 Minuten tut einem irgendwas weh, nur eben nicht mehr das Knie, welches ausnahmsweise mal nicht mit dem vorderen Sitz auf Tuchfühlung gehen muss.
Dementsprechend und wegen der Zeitumstellung (+7 Stunden) waren wir doch ziemlich fertig und selbst nach inzwischen 3 Nächten haben wir uns noch nicht ganz an die andere Zeit gewöhnt.
Der erste Eindruck von Japan: Es ist alles organisiert und für jeden noch so kleinen Job gibt es einen Angestellten. Wer schon einmal in den Arabischen Emiraten war, kennt das und in Japan ist das fast genauso. Am Flughafen gibt es beispielsweise Leute, die einem das Gepäck vom Band holen oder Bauarbeiter/Sicherheitsbauarbeiter(?), welche vor Baustellen stehen und die einzige Aufgabe haben, mit blinkenden Stäben Leute vorbei zu winken und dabei freundlich zu grüßen. Dann gibt es an jeder Bahn- und U-Bahnstation einen Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe, gekleidet in einer polizeiartigen Uniform, welcher für alle Fragen (bspw. wie man die Ticketmaschine zu bedienen hat) eine Antwort hat.
Dementsprechend war es auch kein Problem, das Hotel zu erreichen, denn am Flughafen wurden wir perfekt auf Umsteigemöglichkeiten hingewiesen und uns ein sehr zu empfehlender 3-Tage-Subway-Pass verkauft.
Do you speak english?
Auf die Frage „Do you speak english?“ bekommt man zwei mögliche Antworten. Entweder es wird mit freundlichem Kopfschütteln verneint oder aber mit dem Worten „a little bit“ bzw. einem Handzeichen, welches ebenfalls ein bisschen bedeuten soll, beantwortet. Wenn man die erste Antwort erhält, dann ist klar, man kommt nur mit Händen und Füßen weiter. Die zweite Antwort beinhaltet alles – von der Fähigkeit „ja“ und „nein“ auf Englisch zu sagen bis hin zu einem perfekten Oxford English. Kein Japaner würde behaupten, dass er gut Englisch spricht, das verbietet die allseits vorherrschende Höflichkeit und Zurückhaltung.
Das große Problem ist, dass es kaum Leute gibt, die ein gutes oder zumindest besseres Englisch sprechen. Wir haben vor der Reise versucht, uns ein paar japanische Phrasen einzuprägen – weiter als „Danke“, „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“ sind wir aber nicht gekommen. Es ist einfach eine verdammt schwere Sprache.
Also müssen wir auf Englisch zurückgreifen, was sich als schwierig gestaltet, obwohl wir in Tokyo sind. Selbst in größeren Restaurantketten kann es passieren, dass keine englische Speisekarte zur Verfügung steht, dann muss man nach Bildern bestellen, was auch funktioniert, aber doch eine Weile dauert.
Sightseeing
So viel wollten wir in den ersten 3 Tagen erledigen, doch am Ende haben wir vielleicht nur die Hälfte geschafft. Viel interessanter als die Sehenswürdigkeiten ist es, einfach die Kultur und das Leben in Tokio zu beobachten, zumindest wenn man noch nie in Japan war. Gut, dass wir am Ende der Reise noch einmal in Tokio sein werden, so dass wir zumindest die wichtigsten Punkte abhaken können.
Trotzdem haben wir uns natürlich umgeschaut, beispielsweise Yanaka das der klassischen alten Stadt Tokio entsprechen soll. Soll deshalb, weil es zwar schön anzusehen ist, aber auch nicht allzu beeindruckend ist und dazu auch recht kurz. Dann waren wir im Ueno Park, dort hätte uns ein großer See begrüßen sollen. Außer einem Meer an Grün konnten wir aber nichts erkennen, bis uns auffiel, dass der See komplett mit Seerosen bedeckt ist. In der Mitte gab es einen kleinen Tempel, der aber eher für Touristen mit Souvenirs gedacht ist. Trotzdem ist der Park schön anzusehen und sehr entspannend.
Wegen schlechten Wetters mussten wir den Sky Tree verlegen, denn Tokio wurde von einem Taifun, der über die westliche Hälfte von Japan streifte, in Mitleidenschaft gezogen. Das Resultat lautete Dauerregen. Also stand Shibuya und etwas Shopping auf dem Programm. Dabei lernten wir eine für uns Deutsche komplett überflüssige und dekadent wirkende Erfindung kennen. Hotels und Geschäfte stellen bei Regen Maschinen auf, die um die Regenschirme eine Schutzfolie spannen, so dass man im Haus kein Wasser verteilt. Schon praktisch, aber auch eine wahnsinnige Verschwendung von Plastik.
Aber zurück zu Shibuya: Dort gibt es die berühmte große Kreuzung, an der man nicht nur in eine Richtung, sondern auch diagonal die Straßenseite wechseln kann. Auf einmal rennt alles aufeinander zu, aber keiner stößt zusammen und jeder kommt schnell auf der anderen Seite an. Als alter Nerd musste ich ins Kiddy Land, ein riesengroßer Spielzeugladen mit ebenfalls großer Star Wars Abteilung. Kaum etwas, was es nicht mit Star Wars Emblem zu kaufen gibt. Das führte dazu, dass ich mich gar nicht entscheiden konnte etwas mitzunehmen, also vertagte ich das ebenfalls auf später.
Das Eulen Café
Das absolute Highlight in Tokio war das Eulen Café. Diese Erfindung ist typisch für Japaner, die alles so niedlich und süß ausdrücken, wie es nur möglich ist. Im Unterschied zum „klassischen“ Café, in dem Eulen als Verzierung zu einem Latte Macciato gereicht werden, waren wir in einen Café, welches nur den Namen trägt, aber eigentlich eine Art Streichelwiese darstellt. Man bekommt eine Einweisung, wonach man behutsam mit den edlen Tieren umgehen, sich die Hände desinfizieren und auf laute Geräusche verzichten muss. Danach kann man sich die Tiere, die nicht gerade schlafen, auf den Arm oder die Hand setzen lassen, darf sie behutsam mit einem Finger streicheln und Fotos machen. Eigentlich total bekloppt, aber es beruhigt wahnsinnig. Die Eulen sind alle sowas von entspannt und genügsam, abgesehen davon, dass sie gerne mal etwas ausscheiden – in dem Fall reicht einem das Personal sofort ein desinfizierendes Tuch. Die Füße der Tiere tun ebenfalls nicht weh und sind angenehm warm. Im Eulen Café kann man sich von der Mini-Eule (100g) bis zum Riesen-Kaventsmann (1kg) alles auf den Arm setzen lassen oder begutachten.
Wer es übrigens nicht so mit Eulen hat, der kann auch auf Katzen oder Kaninchen Cafés zurückgreifen.
Weiter zur nächsten Station…
Die 3 Tage sind wie im Flug vorbei gegangen. Ich schreibe diese Zeilen gerade im Shinkansen (der japanische Schnellzug) auf dem Weg nach Kyoto. Wer auch mit einer Japanreise liebäugelt: Wir fahren dank Japan Rail Pass, ein extra für Touristen geschneidertes Angebot, für einen Flatrate Preis so oft wir wollen, inklusive Reservierung.
Der nächste Bericht nebst Videos folgt dann in einigen Tagen.
Schöne Idee mit dem Video.
Schöner Einblick! Krass, dass die da kein/kaum Englisch sprechen und schreiben, hätte ich nicht gedacht.
Super interessantes Video, vielen Dank für die Eindrücke! Dass die da drüben kein Englisch sprechen, habe ich letztens erst von einem Bekannten gehört der vor kurzem da war.
Wie es gibt keine Mülleimer? Bei dem Müll, den die produzieren, müssen die doch Mülleimer haben?!
Die Eulies.. awwwwwwww <3
Das mit den Mülleimern verstehe ich nach wie vor nicht wirklich, zumal überall Warnhinweise sind, dass man bitte keinen Müll liegen lassen soll. Inzwischen haben wir herausgefunden, dass man gute Chancen auf Mülleimer neben Vending-Machines oder hat – oder man muss in einen kleinen Supermarkt gehen.
Das mit dem Englisch geht inzwischen, die Scheu Leuten etwas mit Händen und Füßen zu Fragen hab ich abgelegt; heute bspw. die Situation im Supermarkt: Ich wollte mir die Bedienung der Mikrowelle erklären lassen (man kann sich dort etwas warm machen). Die Verkäuferin die ich ansprach schaute peinlich an mir vorbei, um dann nach gefühlten 2 Minuten des Verharrens wegzurennen, um aus dem Lager eine Frau mit Englischkenntnissen herbei zu holen. Fazit: Oft ist es den Japanern fast peinlicher, dass sie einem nicht helfen können, als dass man sich selbst zum Depp macht.
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