Noch gut eine Woche, dann steht Heiligabend bereits vor der Tür! Seid ihr schon aufgeregt und ganz wuselig oder lasst ihr alles entspannt angehen? Wir halten auf jeden Fall bis zum 24. Dezember noch einige schöne Interviews in unserem sAWEntskalender für euch bereit – wie auch heute das Interview mit Hélène Irdor.
Hélène Irdor kommt aus Frankreich, hat dort Film studiert und lebt mittlerweile seit einiger Zeit in Berlin. Ihre Tätigkeit als Regieassistentin hat sie bereits 2012 im Rahmen eines Musikvideos begonnen und über die Jahre hinweg an anderen Produktionen fortgeführt. Bei der überaus erfolgreichen Netflix-Miniserie „Das Damengambit“ war Hélène nicht nur Kinderbetreuerin, sondern auch Crowd Marshall. Zuletzt hat sie an der neuen Netflix-Serie „1899“ mitgewirkt, bei der sie als 3rd AD Base tätig war, deren Kernaufgabe während des Drehs die Überwachung der Abläufe und die Betreuung der Schauspieler:innen an der Basis ist. Auch für die Kinofilme „The Last Duel“ und „Matrix Resurrections“ war Irdor als Regieassistentin mit dabei. Wir freuen uns sehr, dass sie uns in dem folgenden Interview einige Einblicke in ihre Arbeit und ihr Verhältnis zu Serien gewährt.
Interview mit Regieassistentin Hélène Irdor
Welche Serie hast du zuletzt gesehen?
Die letzte Serie, die ich gesehen habe, war „Maid“, eine Miniserie mit Margaret Qualley und ihrer Mutter Andie MacDowel in der Hauptrolle… Ich kann sie nur empfehlen, die Besetzung ist unglaublich und die Geschichte selbst ist stark. So realistisch, dass es manchmal weh tut…
Dein absoluter Serien-Geheimtipp?
Ich könnte so viele Serien empfehlen, aber wenn ich mich für eine entscheiden müsste, würde ich „The Marvelous Mrs. Maisel“ sagen! Sie ist witzig und wunderschön, tadellos geschrieben und man kann sich nur in die Charaktere verlieben.
Mit welcher Serienfigur kannst du dich am besten identifizieren und warum?
Das ist eine so schwierige Frage! Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich mich mit irgendeiner Serienfigur komplett identifizieren kann, sie sind normalerweise so einzigartig und/oder in einer extremen Situation, die ihr Leben interessant und sehenswert macht. Als ich jünger war, habe ich mich vielleicht mit Rory aus Gilmore Girls identifiziert: Ich war sehr gut in der Klasse, ein bisschen schüchtern, aber witzig… Und meine Mutter kann nicht kochen, also haben wir, genau wie Rory und Lorelai, zu Hause viel Mist gegessen.
Woran arbeitest du zurzeit, was ist dein nächstes Projekt?
Ich habe gerade die Arbeit an der Serie „1899“ von den Machern von Dark beendet. Ich weiß noch nicht, was das nächste Projekt sein wird, an dem ich arbeite, aber ich bin froh, eine Pause zu haben: Es ist üblich, dass man am Ende des Jahres weniger Projektmöglichkeiten hat, da viele Projekte vor den Weihnachtsferien eingestellt werden.
Kannst du uns eine Anekdote von einer Produktion erzählen?
Ich habe einmal an einem Projekt gearbeitet, bei dem wir eine Szene mit Gänsen hatten. Es war unglaublich, wie präzise der Gänsewirt jede Bewegung der Gänse mit seiner Pfeife steuern konnte. Wir haben diese Szene gedreht, die vielleicht nur ein paar Sekunden im Film dauert, in der die Hauptfigur auf seinem Pferd zurück zu seinem Schloss reitet. Das Pferd musste durch die Gänseschar galoppieren und sie zwingen, sich zu zerstreuen und wegzulaufen. Wir mussten die Szene dreimal drehen, und jedes Mal wollte der Regisseur, dass sich die Gänse so spät wie möglich zerstreuen, nämlich genau dann, wenn das Pferd auf sie drauftrat! Der Gänsewirt hat es geschafft, dass die Gänse nicht weglaufen, sobald das Pferd in ihre Nähe kommt, sondern dass sie sich erst in letzter Sekunde bewegen. Das war sehr beeindruckend. Auch dieses Detail wird wahrscheinlich niemandem auffallen.
Was hat dich am meisten an der Serie „1899“ gereizt?
Ich darf nicht viel über „1899“ sagen, aber ich war froh, diese Stelle anzunehmen, denn es war das erste Mal, dass ich bei einem Projekt als 3rd AD Base tätig war. Die „Unit Base“ ist der Ort, an dem die Schauspieler morgens ankommen und sich auf den Dreh vorbereiten. Meine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass sie pünktlich zum Make-up und zu den Kostümen gehen und dass der Beginn ihres Tages neben anderen organisatorischen Aufgaben reibungslos verläuft. Die Besetzung und die Crew dieser Show waren definitiv mit die nettesten, mit denen ich je gearbeitet habe. Es fühlte sich wirklich wie eine große Familie an.
Wie bist du zur Film- & Serienbranche gekommen?
Ich habe in Frankreich Film studiert. Ich war mir nicht wirklich sicher, was ich am Filmset machen wollte, bis ich den Beruf des Regieassistenten entdeckte. Das ist perfekt für mich: Ich betrachte mich selbst nicht als Künstlerin, aber ich liebe es, mit Künstlern zu arbeiten und ihre Fantasie und Kreativität in einen konkreten Aktionsplan umzusetzen, ihm eine Struktur zu geben und ihn im Grunde zu ermöglichen. Ich habe mich immer mit Künstlern umgeben und wusste, dass ich in einer kreativen Branche arbeiten würde.
Was zeichnet deiner Meinung nach eine gute Serie aus?
Die Charaktere müssen glaubwürdig sein! Serien, in denen Charaktere zu klischeehaft sind oder Dinge „zufällig“ tun, irritieren mich sehr. Das holt mich sofort aus der Serie heraus. Ich liebe zum Beispiel die Serie „Sex Education“, weil alle Charaktere so einzigartig und unterschiedlich sind, aber dennoch sehr nahbar und glaubwürdig. Ich konnte „Haus des Geldes“ nicht zu Ende sehen, weil ich dachte, dass das Drehbuch zwar interessant ist, die Figuren aber alle so klischeehaft sind und Dinge tun, die absolut keinen Sinn ergeben… Das nervte mich so sehr, dass ich die erste Staffel kaum beenden konnte!
Worin liegt für dich der entscheidende Unterschied zwischen Film und Serie?
Serien haben mehr Zeit, die Charaktere zu entwickeln. Das ermöglicht oft komplexere und tiefere Charaktere.
Bingen oder Häppchen?
Auf jeden Fall Bingen!
O-Ton oder Synchro?
Ich kann mir eine Serie nicht ansehen, wenn sie nicht in der Originalfassung ist. Wie kann man beurteilen, wie gut ein Schauspieler ist, wenn man ihm die Stimme wegnimmt?
Sonntagabend: lineares TV oder Streaming?
Ich habe keinen Fernseher, also streame ich!
Was läuft bei dir an Weihnachten (Weihnachtsfolge/Weihnachtsfilm)?
In Frankreich haben wir mit meiner Mutter die Serie „Dinotopia“ gesehen, sie lief immer zu Weihnachten im Fernsehen. Ich habe diese Serie geliebt, ich liebe Fantasy und Science Fiction!
DANKE FÜR DAS INTERVIEW.
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