Heute sprechen wir über Dr. Kyle MacLachlan. Okay, eigentlich ist er kein Doktor, aber wenn man sich seine Serienrollen so anschaut, dann merkt man schnell, dass er desöfteren als Arzt in Erscheinung getreten ist – obwohl er nie in einer richtigen Arztserie mitgespielt hat. Die bekannteste Rolle, die man mit ihm in Verbindung bringt, hat allerdings nichts mit Medizin zu tun, sondern eher mit Übernatürlichem: Die Rolle des Special Agent Dale Cooper in „Twin Peaks“. Willkommen zu Türchen Nr. 22 in unserem sAWEntskalender.
Kyle MacLachlan in Twin Peaks“
1990 hatte Kyle MacLachlan seine erste Berührung mit dem Seriengenre – und das war gleich ein durchschlagender Erfolg: Er spielte den Special Agent Dale Cooper in „Twin Peaks“, unter anderem an der Seite von Ray Wise. 30 Folgen lang in 2 Staffeln, dann im Feature Film und dann noch einmal 25 Jahre später in der Fortsetzung. Die Rolle war im Prinzip für ihn genauso geschrieben worden. Dazu muss man wissen, dass Twin Peaks von David Lynch stammt und es bereits vor der Serie eine enge Zusammenarbeit zwischen Lynch und MacLachlan gab. 1984 debütierte MacLachlan auf der Leinwand, gleich in Lynchs Werk „Dune“. Definitiv das schlechteste Werk von Lynch, für das er sogar die Regie für „Return of the Jedi“ abgesagt hat… naja. Kyle MacLachlan spielte allerdings ziemlich gut, und noch besser zwei Jahre später in Lynchs „Blue Velvet“ – meiner Meinung nach seine beste schauspielerische Leistung im Filmbereich.
Zurück zu Twin Peaks: Seit der Serie wird MacLachlan natürlich immer mit dieser Rolle in Verbindung gebracht. Sein eigener Umgang mit dem Charakter sorgte aber wohl dafür, dass er nicht auf diese Rolle des FBI-Agenten festgelegt worden ist. In verschiedenen Sketchen und Satire-Beiträgen nahm er sich auch schonmal selbst auf den Arm und zeigte durchaus Comedy-Qualitäten – zum Beispiel in einer eigenen Folge von „Saturday Night Live“. Auch später blieb er dem Comedy- oder Dramedy-Fach treu.
In diesem Jahr dann die große Überraschung: Nicht nur, dass „Twin Peaks“ zurückkehrte, und damit auch Kyle MacLachlan selbst; er übernahm auch gleich drei Rollen in der Rückkehr der Serie: Die von Cooper selbst (leider nur ganz zu Anfang und ganz am Ende), dann als sein böser Doppelgänger und zudem als verwirrte Kopie Dougie Jones. Auch hier konnte er wieder sein komödiantisches Talent ausspielen. Dougie kam mitunter sehr komisch rüber, wobei MacLachlan von seiner Theatererfahrung und seiner Vorliebe für Lautmalerei und Stand-up-Comedy profitierte. Mir gefiel die Rolle allerdings nicht so wirklich – deswegen schnell weiter zu den weiteren Serien.
Arzt ohne Arztserie
Bei vielen weiteren Serien tauchte er als Arzt auf – merkwürdiger Zufall. Ab 2000 war er in einer wiederkehrenden Rolle als Dr. Trey MacDougal in „Sex and the City“ zu sehen. Ab 2006 gehörte er dann fest zum Ensemble der Serie „Desperate Housewives“. Er spielte dort den Zahnarzt Orson Hodge, der – wie alle in der Serie – verschiedene Geheimnisse verbarg. Am Ende von Staffel 2 stieg er ein und blieb zunächst bis 2010. Zum Serienfinale 2012 kehrte er noch einmal in die Wisteria Lane zurück. Und damit kommen wir noch einmal zu seiner Comedy-Vorliebe: In den Staffeln 6, 8 und 9 war er wiederkehrend als „The Captain“ in „How I met your mother“ zu sehen. Eine große Freude bereitet ihm seit 2011 die Rolle des Bürgermeisters in der Sketch-Comedy Portlandia – ein witziges Format, das ich bislang leider nur teilweise gesehen habe. Steht aber auf meiner To-do-Liste.
Eine tragende Rolle hatte er dann ab 2014 in „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.“ als Calvin Zabo aka – natürlich – „The Doctor“. Kurz gesagt, versuchte er mit medizinischen Mitteln, sich so stark zu machen wie es die Inhumans sind. Er hat mir in der Serie ungemein gut gefallen – das wertete die Staffel seinerzeit wirklich auf und gehörte mit zu den besten Leistungen in der Serie. Am Ende der Serie wird der Vater von Quake dann einer Art Gehirnwäsche unterzogen und als einfacher Arzt (klaro!) in die Welt entlassen – Rückkehr nicht ausgeschlossen, hoffe ich.
Noch ein bisschen Privates
Kyle MacLachlan ist – wie sein Charakter Dale Cooper – absoluter Kaffeefan. Er prägte den Ausspruch „Damn fine coffee“ und ist auf seinem Facebook-Profil desöfteren zu sehen, wie er einfach nur eine Tasse Kaffee genießt. Oder Wein, denn er ist auch ein Weinliebhaber mit eigenem Anbaugebiet.
Er war in seinem Leben mit verschiedenen Frauen zusammen, die irgendwie immer auch mit seiner Arbeit zusammenhingen: Laura Dern in den 80ern (mit ihr spielte er in Blue Velvet, und – pikant – 2017 in „Twin Peaks“), Lara Flynn Boyle Anfang der 90er (mit ihr spielte er in „Twin Peaks“), Ende der 90er mit Linda Evangelista (sie traf er bei einem Fotoshooting). Seit 1999 ist er mit seiner heutigen Frau Desirée Gruber zusammen, mit der er einen Sohn hat. Die Familie lebt – je nach aktuellem Drehprojekt – abwechselnd in Los Angeles oder New York; auch nicht schlecht, oder?
Fürs kommende Jahr drücken wir dann jetzt alle mal die Daumen, dass er für seine Rolle in Twin Peaks einen Golden Globe bekommt – nominiert ist er ja schonmal. Und gewonnen hat er ihn für die gleiche Rolle schon einmal – vor mehr als 25 Jahren. Ist definitiv auch seine beste Rolle. Wobei ich an ihm wirklich seine Wandlungsfähigkeit schätze. Immer, wenn ich ihn in einer neuen Serie entdeckte, dachte ich zuerst „Ernsthaft?“ Aber in allen Serien, ganz gleich ob „Desperate Housewives“ oder „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.“, überzeugte er mit großer schauspielerischer Leistung und großer Wandlungsfähigkeit. Ich hoffe, wir bekommen ab 2018 noch mehr davon zu sehen.
„Am Ende der Serie wird der Vater von Quake dann einer Art Gehirnwäsche unterzogen und als einfacher Arzt (klaro!) in die Welt entlassen – Rückkehr nicht ausgeschlossen, hoffe ich.“
Man mag mich jetzt einen elenden Nitpicker nennen, aber wurde der nicht zum Tierarzt gemacht und nicht zum „einfachen Arzt“? Mir ist das relativ Schnuppe, aber ich will jetzt nicht, dass die Humanmediziner UND die Tiermediziner mit Fackeln und Mistgabeln vor eurer virtuellen Tür stehen…. :-)
Falls ich falsch liege: Never Mind. :-)
Ansonsten wünsche ich der gesamten Redaktion schon mal ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Cheers!
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