Wer meine Reviews zu „Suits“ liest, weiß bereits, worauf dieser Artikel (unter anderem) abzielen wird. In erschreckender Tradition haben die Macher und Programmplaner mittlerweile etabliert, dass mehrere Monate zwischen der zehnten und elften Episode einer jeden Staffel ins Land ziehen. Zuletzt waren es 196(!) Tage zwischen dem Midseason-Finale und dem Neuauftakt. Weil der Jahresturnus dann doch irgendwie eingehalten werden soll und kann, bleiben nach Abzug der Laufzeit von 16 Episoden nicht mehr viele Wochen im Jahr und entsprechend ist die Spanne zwischen echtem Staffelfinale und nächsten Staffelauftakt jedes Mal deutlich kürzer. Da stellt sich mir die elementare Frage, die ich möglichst wohlbedacht formulieren möchte: Wieso?!?!
Die Ursachen
„Suits“ soll hier nur als Extrembeispiel dienen. Vielmehr möchte ich den Tatbestand der Mittelunterbrechung auf den Tisch legen und untersucht wissen (analog zu meiner gewünschten Abschaffung der Sommerpause). Mir ist natürlich klar, wieso pfiffige Leute irgendwann (vermutlich aus der Produktionsnot heraus) die Midseason-Pause erfunden haben. Man hat wieder etwas mehr Puffer zum Aufnehmen, kann auf Feedback reagieren und bei einigen Formaten musste auch erst einmal abgewartet werden, ob es überhaupt weitergehen soll. Das ist bei neuen Serien ersichtlich, etablierte Schwergewichte wie „The Walking Dead“ brauchen das aber eher weniger, würde ich sagen. Vielmehr hat sich die Gewohnheit eingeschlichen, dieses „epochale“ Gefühl eines Staffelfinales eben zwei Mal im Jahr zu haben. Zwei mal den großen Cliffhanger rauszuholen und vor allem die komplette PR-Maschinerie anwerfen zu können. „Ist ja auch die letzte/erste Folge des Jahres, da müssen wir ja wieder ins Gedächtnis rufen, haben keine andere Wahl…“. Ja, außer diese unnötigen Pausen einfach zu lassen.
Viele dieser Midseason-Pausen fallen ja auch auf DIE Feiertage schlechthin: Weihnachten und Neujahr. Hier kann ich noch verstehen, dass Sender aufgrund von Quotenangst Alternativprogramm einfügen. Sagen wir, für zwei Wochen. Einige Serien schaffen das ja auch erfreulich gut und senden bis KW 50 und ab KW 2 wieder, es ist also im Bereich des Möglichen.
Die Wirkung
Was mich nämlich stört ist nicht unbedingt, dass ich mal „etwas länger“ auf meinen nächsten Schuss warten muss, nein, ich bin teilweise komplett aus der Handlung raus. In Zeiten des seriellen Überangebotes bleibt eben keine, um mal eben einen Rerun hinzulegen. Wenn dann fünf Monate später der Handlungsfaden wieder aufgenommen wird, bin ich froh, wenn ich noch mehr als drei Charakternamen weiß, geschweige denn, dass ich jeden supersmarten Schachtelmove verstehe. Da bringt einem ein dreiminütiges „Previously on…“ auch nicht mehr viel. Zumal „Suits“ zum Beispiel gar keine spürbare PR-Maschine anschmeißt und mich stets mit Episode 11 zu überraschen weiß (immerhin eine Sache, die an der Serie noch überrascht…).
Und wenn ihr Staffeln schon kaputt-pausiert, dann nehmt doch wenigstens die Mitte! Es heißt doch auch „Mid“season und nicht „Irgendwomittendrin“season. Erst zehn Folgen, dann so ein sechs-episodiges Rest-Dingens. Wieso nicht 8:8? Weil die ach so komplex aufgezogene und auf das Midseason-Finale zugespitzte Handlung es nicht zulässt? Ich bitte euch. Da lobe ich mir schon „Gotham“, die zwar auch rund drei Monate Winterpause einlegen, dafür aber zwei Pakete á elf 45 Minuten-Episoden abliefern. Aber zugegeben, dieser Produktionsmaßstab käme superheldengleich unfair daher.
Anderes Pausen-Übel
Nein, damit ist nicht die Werbung gemeint (auch wenn die natürlich nicht wirklich das Sehvergnügen erhöht). Damit meine ich kuriose Auslasser von Wochen mitten in der laufenden Staffel, an denen außerplanmäßig keine Episode läuft. Das kann natürlich aufgrund von Feiertagen oder der Reaktion auf aktuelle Geschehnisse (in den USA ist ja erschreckend traditionell mal die Hölle in Schulen los…) passieren, einige Formate haben sich aber auf die Fahne geschrieben, dass es schon egal ist, wann sie laufen – die Leute schalten schon ein. Notfalls setzt es halt Wiederholungen. Beim Wort „Wiederholungen“ sollte der geneigte ProSieben-Zuschauer direkt in pavlovscher Manier SEINEN (oder IHREN) Platz auf dem Sofa aufsuchen und die Lyrics des „The Big Bang Theory“-Themes singen. Jetzt ist die Serie beileibe kein komplexes Werk der Hochdramatik, bei dem ich fingernägelkauend auf die nächste Folge warte (im Gegenteil), aber die Serie ist wenigstens mal eine, die ich gemeinsam mit dem Lieblingsmädchen schauen kann. Mittlerweile warten wir aber einige Wochen und schauen dann ein paar Folgen am Stück, wenn gerade nichts anderes da ist. Nur sammelt sich da teilweise auch nichts mehr an.
Im Zuge der aktuell laufenden elften Staffel hat Sender CBS bereits fünf Pausen zwischen Folgen eingelegt – abseits der Winterpause. So lief zum Beispiel Folge 14 am 18. Januar 2018, Nummer 15 am 1. Februar und Episode 16 gar am 1. März. Staffel 10 wurde von Mitte September 2016 bis Mitte Mai 2017 gestreckt, so dass gefühlt nur drei Monate Sommer zwischen „laufender“ Staffeln liegen. Kein Wunder, dass US-Sender so häufig mit „neuer Folge!“ werben, weil man jede Woche aufs Neue nicht weiß, ob es Neues gibt.
Sind Komplettveröffentlichungen die Lösung?
Nein.
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