Scream Queens hat vieles, was wir aus guten und schlechten Horrorfilmen kennen: einen maskierten Mörder, zahlreiche Teenager, leichtbekleidete Mädchen (und Jungen!) und eine geheime Geschichte aus der Vergangenheit, die eine Gruppe Studierender am Jahrestag einholt.
Es ist 1995, meine Freundin ist weg und bräunt sich…ach nee, das war 1996. Also gut, es ist 1995, in der Studentinnenverbindung und Schwesternschaft Kappa Kappa Tau (KKT) läuft gerade DIE Party, während Sophia, eine der Schwestern, im obigen Badezimmer ein Kind in der Badewanne gebärt – zu ihrer eigenen Überraschung. Total ungünstiger Zeitpunkt, denn unten läuft grad DER Song – TLCs Waterfalls. Dazu muss man einfach tanzen. Also verschwinden 3 der 5 Schwestern kurzerhand wieder auf die Tanzfläche.
I am not missing Waterfalls for this! Waterfalls is my jam!
Wenig später kehren sie zurück, um die verblutete Sophia zu finden. Was tun mit einem Baby und einer ziemlich blutigen Wanne – und Leiche?
Keine Zeit, diese Fragen zu klären, denn wir springen direkt ins Jahr 2015 – 20 Jahre später also beginnt die richtige Story der Serie. Die Schwesternschaft Kappa Kappa Tau wird mittlerweile von den „Chanels“ geführt. Chanel No. 1 (haha) ist eine arrogante, durchgestylte und herrische Blondine (Emma Roberts aus American Horror Story oder auch Scream 4), die sich in einem Voice over als „Queen“ von KKT und ihre Anhängsel wie folgt vorstellt:
These are my minions. I don’t know their names. I don’t want to know their names. (Chanel No. 1)
Also gibt sie ihnen den gleichen Namen wie sich und nummeriert sie kurzerhand durch.
Jamie Lee Curtis, die wir schon zahlreiche Male in Filmen haben schreien sehen (Halloween), ist Dekanin der Uni, an der die Schwesternschaft besteht und diese ist ihr ein Dorn im Auge. Sie erkennt den Schaden, den die Mädchen unter Chanels Herrschaft davontragen – außerdem gab es in den letzten Jahren zahlreiche kriminelle Vorfälle, die alle auf KKT zurückzuführen sind. Daher entscheidet sie, dass es zum neuen Schuljahr keine verkorksten Aufnahmerituale geben darf, sondern alle Studentinnen, die wollen, den Kappas beitreten können. Jamie Lee Curtis spielt die kiffende, mit ihren Schülern schlafende und Chanel offen ihren Hass aussprechende Autoritätsperson mit wunderbarer Ironie.
Jetzt fehlt noch eine nette Identifikationsperson, für die man auch ein bisschen mehr Sympathie aufbauen kann als für die bisher dargestellten Charaktere. Wie gut, dass da Grace Gardner von ihrem BFF-Dad zur Uni gebracht wird, der sie an ihren ersten PG-13 Film erinnert (Twilight) und sich mit ihr solidarisiert, indem er verdeutlicht, dass sie beide im „TEAM EDWARD!“ sind. Der Abschied steht bevor und nach drei Sekunden müssen sie ihre Umarmung gezwungenermaßen unterbrechen, weil es einfach zu hart für sie ist. Sweet. Einen Tipp gibt ihr Vater ihr für ihr bevorstehendes Unileben aber noch mit:
„Please don’t join a sorority. Look, girls are vicious, okay? And I know you think sororities are some kind of, like, magical sisterhood, but it’s actually Game of Thrones once you pull back the veneer.“ (Wes Gardner)
Natürlich hat aber gerade Grace, die sich übrigens als Senorita Awesome vorstellt (Team AWESOME!) eine ganz besondere Motivation den Kappas beizutreten. Ihre früh verstorbene Mutter (naaaa, wenn das mal nicht irgendwie mit der Anfangsstory zusammenhängt, dann weiß ich auch nicht) war Mitglied der Schwesternschaft und Grace möchte genau diese Schwesternschaft wieder aufleben lassen, um ihrer Mutter näher zu sein. Das passt Chanel natürlich gar nicht und so versucht sie alles, die Neuankömmlinge aka „Neckbrace“, „Deaf Taylor Swift“ und „Predatory Lez“ zu vergraulen. Doch mit dem plötzlichen Auftauchen eines Serienkillers in rotem Lack-Teufelskostüm werden die Mädels – zumindest ein bisschen – zusammengeschweißt. Sehr schön ist übrigens der Social Media verhöhnende Ablauf eines Mordes. Erst kündigt sich der „Teufel“ per Whatsapp (oder etwas Vergleichbarem) an, dann klickern seine langen Klauenfingernägel über das Touchscreen, während er seinem Opfer ihren baldigen Tod offenbart und diese, anstatt in einem vollen Haus um Hilfe zu rufen, eben noch zum Laptop kriecht und über ihre Situation twittert. Netter Seitenhieb auf die digitale Welt.
Da grundsätzlich erstmal alle Kappas unter Verdacht stehen, der Serienkiller zu sein, dürfen sie den Campus nicht mehr verlassen. Dass ihnen das nicht gefällt, ist klar, doch wenn man dann noch so aufgeheitert wird…
If someone is targeting you, they’re gonna find you wherever you are. You know and at least if you’re here you can keep an eye out on each other. We can make it fun. He? Like a Friends episode. But someone’s, you know, trying to murder all the friends. (Gigi Caldwell)
Und so wird weiter versucht herauszufinden, wer der Mörder ist. Es geschehen weitere kuriose Morde. Es geraten mehr und mehr Figuren unter Verdacht. Dazu gibt es eine nette Playlist von ’95, viele sehr offensichtlich eingebaute rote Hinweise auf den Mörder, extreme Kameraeinstellungen aus mehr als der Froschperspektive und Gastauftritte von bekannten Musikern wie Ariana Grande als Chanel No. 2 und Nick Jonas der Jonas Brothers. Was mir aber am Besten gefallen hat: Die absolut bescheuerten Dialoge. Es gibt so viele beispielhafte Auszüge, die verdeutlichen, wie sinnlos und blöd – aber witzig – die Gespräche der Figuren sind. Eine Auswahl:
„Like, yes, I could find a random girl who wasn’t popular, and, yes, if I started dating her, she would then become popular. Dude, that is a great idea for a movie. Somebody should make that movie. I would see that movie.“ (Chad Radwell)
„Me, too. You know who should direct that movie? Michael Bay, the greatest director of all time.“ (Boone)
„You’re an awful person.“ (Grace)
„Maybe, but I’m rich and I’m pretty, so it doesn’t really matter.“ (Chanel No. 1)
„Hold on, are you saying dead bodies don’t turn you on?“ (Chad)
„Yes, that’s exactly what I’m saying!“ (Chanel No. 1)
„You are so lame, you know that?!“ (Chad)
Die Ironie schwingt nicht nur in der Zeichnung der Charaktere mit, sondern in der gesamten Story, in den Dialogen, den Handlungen, Entscheidungen – einfach alles ist einer riesengroßen Ironie und Übertreibung entsprungen. Gepaart mit endlos vielen Film- und Serienzitaten – sehr unterhaltsam!
Fazit: Nur 7 1/2 Minuten bis die ersten nervigen Schreie aus den Lautsprechern dröhnen – und es folgen noch einige weitere. Und das geht einem schon irgendwann ganz schön auf die Nerven. Der Titel ist definitiv nicht metaphorisch gemeint. Scream Queens ist ganz schön trashig und dabei herrlich blöd. Man darf die Serie nicht zu ernst nehmen…das macht sie nämlich selbst nicht. Wenn man sich darauf einlassen kann, ist es wunderbar.
Hi :)
ich fand die beiden Folgen irgendwie total lustig, weil ständig wer geschriehen hat und weil das meiste was dort geredt wurde total komisch war. Also nervig war es nach einer Zeit schon aber ich werde es weiter gucken weil ich das einfach lustig finde ( und mich die Story aus der Vergangenheit interessiert) :)
Liebe Grüße!
Ich fand es auch einfach richtig herrlich bescheuert. Man merkt, dass die Serie sich selbst nicht ernst nimmt und das hat total Spaß gemacht. Ich werde es auch weiter schauen :)
„Wait whaaaat?!“ :)
Teilweise super überzogen, manchmal dann aber doch fast einen Schritt zu ernst. Bin noch nicht sicher, woran ich da bin. Bzw fürchte einfach, dass durch die fehlende Beziehung zu den Charakteren das nicht allzu lange tragen wird. Da ist mir glaube uch ein deutlich clevereres Scream lieber…
Trackbacks
Autor:innen gesucht!
Neueste Beiträge
Die „Tagesschau“ im Miniatur Wunderland
Asterix & Obelix: Teaser-Trailer zur 3D-animierten Netflix-Serie
sAWEntskalender 2024 – Tür 18
Zufalls-Serientipp
Serientipp: Single Parents
Aufreger der Woche
TV-Aufreger der Woche: Die Generation „Smartphone-Gucker“
Partner
WERBUNG