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Oscar-Preisträger Steven Soderbergh geht in Serie

Serien-Tipp: The Knick

8. Februar 2015, 09:12 Uhr
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Was macht man heutzutage als Filmschaffender, wenn man einen Oscar für die beste Regie bekommen hat und mehrere kommerziell erfolgreiche Filme abgedreht hat? Richtig, man entsagt dem Hollywood-Glamour (vorerst) und sucht sich eine neue Herausforderung: natürlich die Produktion einer Serie.

So in etwa ist es bei Steven Soderbergh gewesen, oscar-prämiert für Traffic und vor allem bekannt für seine Ocean’s-Reihe (mit den Titeln 11 bis 13, besetzt mit einem Starensemble unter der Führung von George Clooney). Er lehnte mehrere Stoffe für neue Hollywood-Produktionen ab, um sich stattdessen viel lieber auf einen ungewöhnlichen Serien-Stoff der bisher eher unbekannten Autoren Jack Amiel und Michael Begler zu stürzen. Sie haben eine Serie geschaffen, die im Jahr 1900 in New York City spielt und das Krankenhaus „Knickerbocker Hospital“ zum Mittelpunkt hat, kurz „The Knick“ genannt – womit wir auch schon beim Titel der Serie wären.

Trailer zu „The Knick“

The Knick Season 1: Promo #1 (Cinemax)

Krankenhausserie à la ER? Oder doch eher ein Drama?

„The Knick“ kann man als Krankenhausserie bezeichnen, auch wenn sie natürlich nicht wirklich viel mit Klassikern des Genres wie Grey’s Anatomy oder Emergency Room gemein hat. „The Knick“ könnte man aber auch als typisches Drama bezeichnen – immerhin geht’s – der Zeit, in der die Serie spielt, geschuldet – nicht selten um menschliche Schicksale, wenn experimentelle Behandlungs- und Operationsmethoden fehlschlagen, oder wenn das Thema Rassismus besonders emotional und unmittelbar erzählt wird. Wahrscheinlich trifft man’s am besten, wenn man „The Knick“ ein Krankenhaus-Drama nennt.

Im Zentrum dieses Dramas befindet sich Dr. John Thackery, medizinischer Leiter im Knicks, dessen ganze Leidenschaft der medizinischen Forschung und der Erfindung neuer Operationsmethoden in der Chirurgie gilt. Seine Leidenschaft geht so weit, dass er sich reichlich am Kokainvorrat des Hospitals bedient, um möglichst lange wach zu sein, stets bahnbrechender Entdeckungen auf der Spur. Er wird exzellent gespielt von Clive Owen, der gleichzeitig als Executive Producer der Serie fungiert. Um Thackery herum bauen Amiel und Begler ein Geflecht von Beziehungen auf, die alle auf irgendeine Art und Weise mit dem Hauptdarsteller im Zentrum verwoben sind. Da ist Dr. Everett Gallinger (Eric Johnson), der als neuer Stellvertreter Thackerys vorgesehen ist, ehe ihm Dr. Algeron Edwards (André Holland) vor die Nase gesetzt wird, ein unheimlich talentierter Mediziner, der von der Krankenhausbetreiberin Cornelia Robertson (herausragend gespielt von Juliet Rylance) gefördert wird.

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Edwards ist dunkelhäutig, und mit ihm hält der ausgeprägte Rassenkonflikt Anfang des 20. Jahrhunderts in New York City als weiteres dramatisches Element in die Serie Einzug. Thackery mag ihn nicht, aber Krankenhaus-Manager Herman Barrow (Jeremy Bobb) stellt ihn auf Druck der Betreiberin und gegen den Willen Thackerys ein. Der Chefarzt verlegt Edwards‘ „Büro“ direkt bis auf weiteres in den Keller des Hospitals, wo dieser heimlich eine eigene Praxis für dunkelhäutige Menschen aufbaut.

Schmutzig ist erlaubt

Wer sich als Zuschauer ins Knick begibt, muss sich darauf gefasst machen, auf besonders drastische Art in die Zeit um 1900 versetzt zu werden: Mangelhafte hygienische Zustände werden von Soderbergh durch bestimmte Einstellungen und Kamerawinkel bewusst in den Vordergrund geschoben. Die Operationen im OP-Saal – eine Art Auditorium, in dessen Rund stets interessierte Mediziner, Wirtschaftsvertreter und Förderer des Krankenhauses sitzen – werden ohne Zurückhaltung gezeigt; hier fließt das Blut mitunter in Strömen, hier darf der Arzt auch schon mal in den Eingeweiden wühlen, um die Operation vielleicht doch noch zum Erfolg zu führen – alles allerdings ohne Sensationslust dargestellt, sondern beinahe schon dokumentarisch, aber stets eindrucksvoll.

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Soderbergh spielt bekanntlich gerne mit Farben (das kennt man schon aus Traffic), um die Stimmungslagen der Serie zu unterstützen – das helle, klinische Weiß des OP-Saals bei der schon genannten sachlichen Darstellung einer Operation, die kühle, blaue Einfärbung bei bedrückenden Situationen, die warme, gelb-rötliche Färbung bei dramatischen Szenen – alles unterstützt die besondere Stimmung von „The Knick“ noch einmal auf besondere Art und Weise.

Ein Glück: Cliff Martinez ist auch wieder dabei

Und dann ist da der noch der Soundtrack, der zunächst so gar nicht zur Serie passen möchte, ihr aber noch einmal eine ganz besondere Klangfarbe verleiht. Cliff Martinez, bekannt für seine elektronischen Klangteppiche, die er über Filme wie Traffic und Solaris gelegt hat, scheut sich auch bei einem Krankenhausdrama, das um 1900 spielt, nicht davor, seinen Stil einzubringen – was zunächst für Verwirrung beim Zuschauer sorgt, später aber ein logisches Teil dieses außergewöhnlichen Serienpuzzles namens „The Knick“ darstellt. Es war also – aus Sicht von Serienliebhabern – eine sehr gute Idee von Steven Soderbergh, sich vorerst vom Film zu verabschieden und der serialen Erzählung zuzuwenden. Die erste Staffel von „The Knick“ mit zehn Folgen ist gerade gelaufen, eine zweite Staffel ist angekündigt; zu sehen übrigens auf Cinemax, einem US-Pay-TV-Sender aus New York, der zu – HBO gehört. Spätestens damit wird ein guter Grund geliefert, der Serie eine Chance zu geben.

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Sonntag, 8. Februar 2015, 09:12 Uhr
The Knick
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