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Das französische House of Cards? No. Not at all.

Seriencamp: Baron Noir S01E01E02

25. November 2016, 13:55 Uhr
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Bonne journée, mes amis de séries. Ça va ? Ich hoffe doch gut. Für mehr als mein eingerostetes Schulfranzösisch müsste ich nun einen Übersetzungsdienst im Internet aufsuchen, dafür bin ich aber zu faul und ich denke, wir haben alle mehr vom Beitrag zum Screening von „Baron Noir“, wenn ich hier eine Sprache benutze, die ich einigermaßen beherrsche.

Das Screening selbst war wie immer beim SERIENCAMP in der Originalsprache mit deutschen Untertiteln. Aber es war dennoch irgendwie cool, den Figuren zwei Stunden beim französischen parlieren zuzuhören. Ich hätte damals einfach länger dran bleiben sollen, eine schöne Sprache ist es ja immer noch. Egal.

Sollte Euch das Französische noch weiter entfernt sein als mir, keine Bange, der Trailer zur Serie ist zwar in französisch, man bekommt aber dennoch sehr gut die Stimmung der Serie mit, um die es sich hier jetzt drehen soll.

Baron Noir - Bande Annonce CANAL+ [HD]

Handlung

In der Serie geht es um Philippe Rickwaert, gespielt von Kad Merad (Willkommen bei den Sch’tis), dem sozialistischen Bürgermeister der Stadt Dunkerque (dt. Dünkirchen), ganz hoch oben im Norden, der sozialistischen und gewerkschaftlichen Hochburg in Frankreich. Philippe ist ein alter Haudegen, der in Jugendjahren immer vorne mit dabei war, wenn man für die sozialistische und gewerkschaftliche Sache auf die Straße gegangen ist. Und wer die Unruhen in Frankreich in den letzten zwölf Monaten mitbekommen hat, der weiß, wenn französische Sozialisten und Gewerkschafter streiken oder demonstrieren, dann bleibt selten ein Fenster in seinem Rahmen.

Dieser Philippe ist nun aber schon eine Zeitlang Bürgermeister dieser kleinen Hafenstadt, gesettled und angekommen in der gehobenen Bürgerschicht. Ein bisschen vergleichbar mit den Grünen. Früher mit Turnschuhen im Bundestag und später Lobbyist für Siemens und BMW. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man bereits sehr früh in der ersten Folge mitbekommt, dass auch ein Philippe Rickwaert nicht ganz sauber ist, das könnte man aufgrund seines Lebensweges vielleicht noch „unterstellen“, dass er aber Budget vom Sozialen Wohnungsbau für die Präsidentenkampagne seines alten Freundes, Förderer und Weggenossen Niels Arestrup abgezweigt hat, ist dann schon verwunderlich.

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Und es wird zunehmend gefährlich. Rickwaert erhält nämlich einen Insidertipp von einem Freund bei der Polizei, dass man seiner Abteilung für den Sozialen Wohnungsbau am kommenden Morgen einen Besuch abstatten wird, da man Hinweise erhalten habe, dass die Finanzen nicht stimmen und Geld in der Kasse fehlt. Nun ist guter Rat teuer und Rickwaert bereit, alles zu verscherbeln und in die Gänge zu setzen, dass das Loch in der Kasse gefüllt wird.

Anfangs versucht er diese Probleme von seinem Freund Niels Arestrup fernzuhalten, aber irgendwann wird der Druck zu groß und es gelingt auch nicht, die fehlende Summe innerhalb der kurzen Zeit aufzutreiben. Aber er verspricht seinem Freund, für die Sache gerade zu stehen, denn es sei wichtig, dass ein Sozialist vom Format eines Niels Arestrup zum Präsidenten gewählt wird. Dafür würde er sogar ins Gefängis gehen.

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Dazu kommt es dann aber nicht, da sich der Büroleiter des Wohnungsbaus, der genauso in die Sache verwickelt ist wie Rickwaerts, vor Panik und getrieben vor Schuldgefühlen umbringt. Nicht nur die Presse ist schnell dabei, ihm die volle Schuld in die Schuhe zu schieben.

Dies und die anschließende Zurückhaltung in der Sache durch Niels Arestrup sowie seine Abkehr von Rickwaert, führt dazu, dass es zu einem Bruch zwischen den beiden alten Freunden kommt. Dazu kommt, dass zusätzliche interne Untersuchungen der Justizbehörden gegen Rickwaerts und Arestrup laufen und man Rickwaerts signalisiert, wie nahe man an beiden dran ist. Aber man will ihn als Kronzeugen gegen seinen alten Kumpel inthronisieren. Rickwaerts muss sich nun entscheiden. Loyalität oder Egoismus? Gekränkte Eitelkeiten oder geeint in der Sache?

Philippe Rickwaert entscheidet sich allerdings für eine dritte Lösung. Den politischen Frontalangriff gegen seine früheren Verbündeten und Freunde. Gestärkt durch seine gewerkschaftlichen Verbindungen im Norden, getrieben durch seinen persönlichen Ehrgeiz und Rachegefühlen startet er seine politische Karriere neu.

Niemand sollte ihm dabei in die Quere kommen. Denn ob Feind, ob Freund, in einer Sache sind sich alle einig: Philippe Rickwaert ist nicht kontrollierbar da unberechenbar.

Meinung

In sämtlichen Artikeln zur Serie schwingt immer gleich der „House of Cards“ Verweis mit und auch ich habe oben in der Dachzeile die Frage gestellt. Aber auch gleich beantwortet. Man kann jetzt nicht jede politische Serie, in der es mehr um Korruption, Gewalt oder Intrigen als um die Politik an sich geht, mit „House of Cards“ in eine Schublade stecken, zudem spricht Rickwaerts auch nicht mit uns Zuschauern.

Für mich ist „Baron Noir“ ein klassischer politischer Thriller, ein modernes Drama im Kleid einer politischen Serie. Philippe Rickwaert könnte auch Geschäftsmann oder Manager sein, die Geschichte würde genauso funktionieren. Denn das tut sie in „Baron Noir“ ganz vorzüglich, was natürlich neben dem Drehbuch auch und ganz besonders an Kad Merad liegt.

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Die Serie spielt nicht nur ein wenig mit dem heutigen Blick auf die Politik an sich, also Korruption auf allen Ebenen und jeder Politiker ist nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Freunde des Brexit dürften an der Serie ihre Freude haben. Es geht um Medienmanipulation und den persönlichen Egoismen vor allem von uns Männern im politischen Business, dem Alphatiergehabe und der Ausnutzung der Gewerkschaften und dem sozialistischen Gedanken dahinter für den eigenen Rachefeldzug. Und das alles auf einem sehr tollen Niveau.

Was man sehr schnell lernt, ist, dass es im politischen Business keine Freunde gibt. Und das ist sehr traurig. Zudem zeichnet die Serie auch ein sehr allgemein gültiges trauriges Bild vom menschlichen Miteinander, wenn man bestrebt ist, sich politisch für eine Sache einzusetzen. Wird der menschliche Charakter durch die Politik verdorben? Jeder darf sich diese Frage beim Blick auf unsere eigene politische Landschaft gerne selber beantworten. Die Serie hat da zumindest eine klare Haltung. Ob dem nun so ist oder nicht.

Das Produktionsniveau der beiden Folgen ist erwartungsgemäß hoch, Studio Canal bzw. Canal+ sind ja nun mal keine Leichtgewichte im Fernsehbusiness. Die Kamerafahren und die Szenen sind toll inszeniert und schön mit passender Musik untermalt. Es gibt nicht viel zu meckern. Vielleicht könnte an der ein oder anderen Stelle der Schnitt schneller kommen, teilweise sind die Szenen doch zu langatmig.

Was wiederum toll ist und Schauspieler wie eben Kad Merad wunderbar umsetzen können, ist, wenn mal längere Zeit keine Dialoge im Drehbuch stehen sondern die Schauspieler anderweitig überzeugen und mitreißen müssen. Und es auch tun.

Die Original-DVD (mit englischen Untertiteln) liegt bei mir schon im Warenkorb und wird auch bald bestellt, denn ich rechne mal nicht damit, dass wir die Serie demnächst im deutschen Fernsehen zu Gesicht bekommen. Was sehr schade ist.

Ich bin nämlich sehr gespannt und kann es kaum abwarten, wie es weiter geht mit Philippe Rickwaert und seinem persönlichen Feldzug gegen seine politischen Feinde.

Bilder: Canal+

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Freitag, 25. November 2016, 13:55 Uhr
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