Mein drittes Solo Screening war die schwedische Serie „Jordskott“, Abschluss und sogleich der absolute Höhepunkt meines ganz persönlichen Seriencamprückblicks – auf die vorgestellten Serien bezogen. Hatten mich die beiden israelischen Serien unterhalten („Fauda“) oder auch beeindruckt („Betulot“), so hatte mich „Jordskott“ tief getroffen und bewegt. Ich saß noch minutenlang nach den beiden Auftaktepisoden im Kinosessel und schaute gespannt nach vorne auf die Leinwand, als würde wie in einem Marvel Film nach dem Abspann und den Credits noch ein Easter Egg versteckt sein (ist es nicht).
Worum geht’s?
Im Mittelpunkt der Geschehnisse von „Jordskott“ befindet sich die traumatisierte Kriminalkommissarin Eva Thörnblad, die nach sieben Jahren wieder in ihre Heimat, ein beschauliches Nest namens Silverhöjd, zurückkehrt, wo einst ihre Tochter Josefine urplötzlich verschwunden ist. Die Behörden hatten seinerzeit keinen Hinweis auf ihren Verbleib oder ihre Leiche gefunden, so wurde angenommen, dass Evas Tochter im See ertrunken ist. Nun ist auch ein kleiner Junge unter vergleichbaren Umständen wie vom Erdboden verschluckt. Eva, die nie aufgehört hatte, daran zu glauben, dass ihre Tochter noch lebt, nutzt das Begräbnis ihres Vaters, mit dem sie seit den damaligen Tagen keinen Kontakt mehr hatte, um sich in Silverhöjd umzusehen, um nach Parallelen zu suchen. Dabei stößt der Zuschauer zusammen mit Eva auf mysteriöse Zusammenhänge die etwas mit der Familiengeschichte der Thörnblads zu tun haben und mit ihrer Firma, einem Sägewerk.
Und wie war´s?
Die Serie beginnt vor allem in der ersten Folge als normale Crime Serie nach zahlreichen schwedischen Vorbildern und Schablonen. Also düster, mit tollen Schauspielern und tollen Landschaftsaufnahmen. Auch in „Jordskott“ wird eine solche Stimmung etabliert, ab Mitte der zweiten Folge tauchen aber immer wieder Anzeichen auf, dass wir es hier mit einer übernatürlichen Crime Serie zu tun haben. Und die Mystik der Serie entstammt aus der Sagenwelt der nordischen Mythologie. Nicht dass ich mich damit auskenne, aber man informiert sich ja über die Serien, die man sich anschaut. Zudem hatten wir vorm Screening eine kleine Einführung in die Serie. Schweden und solche, die sich mit den nordischen Sagen auskennen, würden wohl die ein oder andere Geschichte wiedererkennen, die ihnen vielleicht die Oma als Kleinkind spätabends erzählt hat. Für mich eine sehr spannende Basis, da ich als Kleinkind auch immer gerne den Erwachsenen bei ihren Geschichten zugehört habe. Und mystische Sagen mag ich sowieso.
Aber auch Thrill und Nervenkitzel kommen nicht zu kurz, da bereits früh klar wird, dass etwas oder jemand die Jagd auf Eva aufgenommen hat und eine blutige Spur hinterlässt. Am Ende der zweiten Folge könnte man fast glauben, dass die Serie sich an einer erfolgreichen amerikanischen Serie ein Vorbild nimmt und den Hauptcharakter qualvoll sterben lässt. Da die Serie zehn Folgen umfasst und mit einer wunderbaren und eindringlichen Moa Gammel nur über eine echte Hauptdarstellerin verfügt, dürfte es kein allzu großer Spoiler sein, wenn ich sage, dass sie den Anschlag auf ihr Leben in der zweiten Folge überlebt.
Ich hätte an den beiden Folgen nichts aber auch gar nichts auszusetzen, außer der Tatsache, dass sie nicht auch gleich die acht restlichen Folgen gezeigt haben. Die Serie gibt’s übrigens schon als DVD mit englischen Untertiteln im Handel zu bestellen. Und ich überlege ernsthaft, mir die DVD zu kaufen.
Die beiden Folgen haben großen Spaß gemacht und auf alle Fälle die Lust auf mehr entfacht. Der Aufbau der Serie, das Setting und die Andeutungen sind für mich absolut herausragend – einfach untypisch und mal wirklich etwas anderes im gefühlten Einheitsbrei von Mystery und Crime. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis ich mir die DVD zulegen werde. Ich habe es selten, dass mich eine Serie und insbesondere nur ein kleiner Einblick in diese mich auch noch später dermaßen beschäftigt.
Noch auf der Rückreise war ich in Gedanken in den Wäldern von Silverhöjd und malte mir aus, wie es wohl weitergehen könnte. Die Richtung scheint klar, der Wald als eigenständiges Wesen spielt hier eine große Rolle, aber ich bin mir sicher, dass die restlichen acht Folgen meine Fantasie noch deutlich übertreffen werden.
Fotos: SVT>
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