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Großartiger schwarzer Humor aus Israel

Seriencamp: Killing Grandma S01E01E02

2. Dezember 2016, 18:41 Uhr
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Alle guten Dinge sind drei und somit beenden wir heute meinen Rückblick auf die von mir besuchten Screenings beim SERIENCAMP mit einem kleinen Highlight – wieder einmal aus Israel. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie mag ich israelische Serien, also die, die mir vor meine Augen kommen. Würde man dann auch noch diese sehr seltsame Sprache beherrschen, die ich aber auch irgendwie nice finde, gäbe es einen weiteren tollen und kreativen Serienmarkt, den man unbedingt näher betrachten müsste. Gleiches könnte ich auch über Südkorea schreiben, das ist aber ein anderes Thema.

Im letzten Jahr wurde in Israel die erste Staffel von „Killing Grandma“ (hebräisch: להרוג את הסבתא) im israelischen Fernsehen ausgestrahlt und das mit großen Erfolg. Eine zweite Staffel wäre inhaltlich wohl möglich, scheint aber bislang nicht sicher, geschweige denn, dass es konkrete Gespräche gäbe. Aber dazu im letzten Teil etwas mehr. Als Einstieg kurz der Trailer, den man sich auch ohne Sprachkenntnisse ganz gut anschauen kann, verstehen wird man ihn spätestens wenn man meine kleine Inhaltsangabe gelesen hat.

להרוג את הסבתא

Handlung

Wenn ich mich nicht ganz irre, spielt die Serie in Tel Aviv, der zweitgrößten Stadt in Israel. Nach ihrer Emigration aus Rumänien in den 1950er Jahren, lebt die Familie Zelig auf ihrem eigenem Grund und Boden. Das Anwesen, also einem Mix aus kleineren Baracken in chaotischer Anordnung, ausgetrampelten Wegen, Schrottmüllhaufen, rostigen Garagen und wenigen Bäumen und Sträuchern, liegt inmitten eines nun sehr begehrten Wohngebietes und ist seit längerem den Anwohnern und der Stadt selbst ein Dorn im Auge. Aber die Zeligs denken nicht im Traum daran, ihr Zuhause zu verlassen. Wobei „die Zeligs“ gleichzusetzen sind mit Aliza Zelig, der Familienpatriachin. Dazu kommt, dass die Zeligs auch nicht unbedingt zu den charmantesten Nachbarn gehören, sie sind schon klar die Außenseiter in der Gemeinde. Wenn ich einen Vergleich ansetzen müsste, wäre ich irgendwo zwischen den Flodders und den Ludolfs.

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Oma Aliza hat drei Jungs und eine Tochter, die alle noch irgendwo auf dem Anwesen wohnen, teilweise sind sie verheiratet und haben Kinder. Und alle leben sie eigentlich von der Hand in den Mund. Große Sprünge sind nicht drin. Und wenn, dann müssen sie sich das Geld von ihrer Mutter leihen. Da kommt es natürlich nicht ungelegen, dass ein bekannter Immobilienmogul Interesse am Grundstück der Zeligs hat und eine wahnsinnig große Summe bietet. Mit einem Male wären alle Sorgen der Zeligs vergessen und niemand müsste für den Rest des Lebens arbeiten gehen.

Allerdings denkt Aliza nicht eine Sekunde daran, das Land, dass sie zusammen mit ihrem verstorbenen Mann von den letzten Ersparnissen gekauft hatte, um darauf eine Familie zu gründen und ihnen eine neue Heimat zu bieten.

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Als aber ihre Kinder von dem Millionenangebot hören, kommt vor allem der älteste Sohn, Shaul, ins grübeln, wie man denn die eigene Mutter von der Sinnhaftigkeit dieses Deals überzeugen könnte. Im Spaß fällt dann der Satz, dass wohl nur eine tote Aliza dem Deal zustimmen würde, da sie sich dann nicht mehr dagegen aussprechen könnte.

Nach und nach steigern sich dann alle drei Kinder auf mehr oder minder makabrere Weise im Versuch, das Problem „Oma“ zu lösen oder sie zur Zustimmung zu überzeugen. Und die Kinder schrecken auch nicht vor krasseren Aktionen zurück.

Daneben wird aber auch das chaotische wie dramatisch-traurige Familienleben der Zeligs erzählt, die schon lange keine innige Familie mehr sind, ihre Problem untereinander haben und jeder für sich unter der harten Familienführung von Aliza zu leiden hatte oder immer noch leidet.

Meinung

Ich hatte an den beiden Episoden meinen Spaß, sehr viel Spaß. Für einen sprachlich nicht gewandten Zuschauer ist es natürlich schwierig, die gesamte Episode und den Inhalt der Geschichte zu erfassen, aber es ging und auch der schwarze Humor der Serie kam trotz der Ablenkung durch die notwendigen englischsprachigen Untertitel – oder waren es deutschsprachige? – gut zur Geltung. Und basierte demnach eigentlich vollständig auf der Handlung und dem Spiel der Schauspieler. Aber auch in einigen Situationen hatte man bei den Dialogen, vor allem zwischen Shaul und seiner Schwester, ein „härteres Grinsen“ im Gesicht.

Die Geschichte, die sich entwickelt, ist schon wirklich makaber. Wobei man den Titel nicht wörtlich nehmen sollte, man versucht nicht, die Mutter zu töten, wenn sie aber vor Schreck einen Herzinfarkt bekommen würde, wäre das auch nicht schlimm.

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Die Handlung spielt sehr mit den sozialgesellschaftlichen Problemen der fortschreitenden Urbanisierung und der Wohnungsnot in den Großstädten, einhergehend mit dem Verlust des Heimatgefühls und eines Zusammengehörigkeitsgefühl – innerhalb von Familien und als Gesellschaft als solches. Denn das sind in Israel derzeit große Themen. Woher ich das weiß?

Nach dem Screening standen die beiden Produzenten David Ofek und Lior Shefer für ein Q&A zur Verfügung und erzählten ein bisschen über die Serie, die Produktion und die Aufnahme durch die israelischen Zuschauer. Ich schrob es bereits, die Serie kam sehr gut an. Und natürlich stand die Serie mehrmals vor dem Aus, einfach, weil es für freie Autoren und Produzenten nicht einfach ist, entsprechende Gelder locker zu machen, erst recht bei diesem Thema.

Zwei Dinge möchte ich aus diesem Q&A erwähnen, da man dies nicht unbedingt erkennen würde, wenn man es nicht wüsste.

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Die Dreharbeiten erfolgten in einem der zahlreichen realen Anwesen dieser Art, nichts ist Fassade, keine einzige Aufnahme wurde in Studios vorgenommen. Da man die eigentlichen Bewohner auch nicht allzu lang belästigen wollte, waren nur verhältnismäßig wenige Drehtage vorgesehen. Und was ich absolut beeindruckend fand, die Aufnahmen wurden alle mit kleinen Handkameras und teilweise auch nur mit den Kameras von Smartphones und wenig bis gar keine Ausleuchtung vorgenommen. Und zu 99% sehen wir die ersten Takes. Für mehr war meist keine Zeit. Krass. Oder?

Noch krasser kommt die Info, dass bis auf wenige Schauspieler, ich glaube sogar nur Rami Heuberger als Shaul, vorher als richtige Schauspieler gearbeitet haben. Und Rami Heuberger soll wohl mit dieser Art der Dreharbeiten am meisten Probleme gehabt haben, da die beiden Produzenten keinerlei Vorgaben machten, wie die Darsteller zu agieren haben. Sie erzählten nur etwas zur Stimmung und dann „Kamera ab“.

Die meisten anderen Darsteller hat man sogar nahezu von der Straße weggecastet. Soweit ich mich da richtig erinnere, waren dies vor allem der etwas unterbelichtete Bruder (die Zahnlücken sind echt) und die einzige Tochter von Aliza. Beide haben sprichwörtlich vorher auf der Straße gelebt. Und werden seitdem sogar hier und da für andere TV Produktionen gecastet.

Der gesamte Cast ist toll und kommt absolut authentisch rüber. Natürlich sind einige Inhalte in den ersten beiden Folgen recht stereotypisch für derartige Familiendramas aber dennoch macht die Familie Zelig großartigen Spaß was vor allem an den Schauspielern oder sagen wir besser, an den Darstellern liegt. Mehr hat man als Untertitelleser auch kaum.

Der Humor ist auch nicht zu derb und traf meine mitteleuropäischen Lachmuskeln dennoch mehrmals recht hart.

Leider konnten uns die beiden Produzenten keine allzu große Hoffnung auf eine zeitnahe Möglichkeit machen, die Serie in Deutschland zu sehen. Aktuell scheint der internationale Serienmarkt vor allem für derartige Produktionen sehr schwierig zu sein, sein Produkt zu verkaufen. Und wie schon erwähnt, beide würden gerne eine zweite Staffel anhängen aber die Senderverantwortlichen konnte sich noch nicht zu einer konkreten Aussage hinreißen lassen. Zudem stecken beide Produzenten, einer der beiden ist ein etwas bekannterer Produzent für Kurz- und Dokumentarfilme in Israel, auch selbst wieder ein anderen Projekten, da auch sie keine Reichtümer aufbauen konnten. Einen Teil des Budgets mussten beiden sogar selbst vorstrecken. Möglicherweise verwechsle ich hier aber auch etwas, man hätte sich doch Notizen machen sollen.

Wer sich einen noch detaillierteren Einblick in die Serie geben möchte, unterhaltsam und interessant ist die Geschichte nämlich, der kann bei YouTube fündig werden, da sind nämlich alle Folgen hochgeladen. Natürlich nur in Originalsprache und ohne Untertitel. Hier mal die erste Episode.

להרוג את הסבתא: פרק הבכורה המלא

Aber wer weiß, vielleicht beherrscht ihr die Sprache sogar bzw. könnt aufgrund meiner kurzen Inhaltsangabe dem Handlungsverlauf dennoch folgen. Ich meine nämlich, dass das durchaus möglich ist.

Bilder: yes

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Freitag, 2. Dezember 2016, 18:41 Uhr
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