Kurz vorm Monatsletzten wird es Zeit für die zweite Ausgabe meines UK Serientests. Nach einem Drama im Januar steht im Februar eine Comedy im Mittelpunkt meines Interesses. Wenn man sich die Bestenlisten britischer Serien so anschaut und dann nach Comedy filtert, belegt die heutige Serie in der Beliebtheit der Briten vordere Plätze: „The Thick of It“.
Ob zurecht oder zu unrecht, wer mag das schon zu beurteilen? Ich! Wenn auch nur aus meiner sehr subjektiven Sichtweise. Gehen wir also heute zusammen folgender Frage nach: Taugt „The Thick of It“ mit Peter Capaldi etwas oder kann man die Komplettbox – sei sie noch so günstig – im Internetregal verstauben lassen?
Seriensteckbrief
Genre: Comedy, Satire
Laufzeit: 30 Minuten
Folgen: 24 (4 Staffeln) + Fernsehfilm „In the Loop“ (2009)
Ausstrahlung: 2005 – 2012 (BBC four/two)
Darsteller: Peter Capaldi, Chris Langham, Rebecca Front, Chris Addison
Handlung
Die Handlung der Serie ist schnell skizziert. Im Mittelpunkt steht das britische Ministerium für „Social Affairs and Citizenship“ sowie der verantwortliche Minister und seine engsten Mitarbeiter. Wir erleben also deren Arbeitsalltag.
Jenes Ministerium ist in seiner Konstruktion recht neu und basiert auf der Idee des aktuellen Premierministers mehrere Verantwortungsbereiche in einem Ministerium unter einem Minister zu vereinen. An sich also eine sehr sinnvolle Idee, wenn man denn zum Einen ganz genau wüsste, worum sich das Ministerium eigentlich kümmern soll und zum Anderen wenn man nicht mit Hugh Abbot einen recht tölpelhaften Minister hätte, der allzu gerne in Fettnäpfchen tritt und ganz allgemein eine eher traurige Figur abgibt.
Auch aus diesem Grunde gibt es eine berühmt berüchtigte Schnittstelle zwischen dem Ministerium und dem Premierminister: Malcolm Tucker. Tucker ist so etwas wie der Aufpasser des Premierministers, höchst aggressiv und kontrollierend. Zum Einen ist es Tuckers Aufgabe, dass die einzelnen Minister – Abbot ist also nicht sein einziger Klient – der politischen Linie der Partei und des Premierministers bedingungslos folgen (also so etwas in der Art wie ein Whip, dessen Funktion man auf etwas untergeordneter Ebene aus Serien wie „House of Cards“ kennt). Zum Anderen ist Tucker der verantwortliche PR Manager wenn mal etwas in den einzelnen Ministerien schief gelaufen ist und an die Presse geleaked wurde.
„I’m good but I can’t hold back the tide! (Malcolm Tucker)“
Die Anwesenheit von Malcolm Tucker ist also immer ein Anzeichen von Problemen. Tucker ist also mehr gefürchtet als beliebt. Und dargestellt wird Malcolm Tucker natürlich von Peter Capaldi.
Einordnung
Wenn man sich das Grundgerüst der Serie so anschaut, müsste man eigentlich davon ausgehen können, dass man inmitten dieses Rahmens eine unterhaltsame Comedyserie basteln könnte. „The Thick of It“ ist wahrlich nicht die erste Bürocomedy und wird wahrscheinlich auch nicht die Letzte gewesen sein. Basiert die Idee doch auch ganz offen und frei auf einem anderen britischen Serienklassiker, der Serie „Yes Minister“ aus den frühen 80iger Jahren. „The Thick of It“ – also sowas wie „mitten drin im Gewühl“ – sollte die Grundidee des Vorgängers in ein modernes Ministerium holen. Mit Themen, die die heutige britische Gesellschaft aus eigener Erfahrung kennt, vielleicht auch inspiriert durch reale Fälle von Behördenwahnsinn.
Das Problem ist nur, „The Thick of It“ ist nicht witzig. Wobei ich nur die erste Staffel gesehen habe. Möglicherweise entwickelte sich im Laufe der vier Staffeln die Serie und rechtfertigt somit die Beliebtheit auf der Insel. Ich kann es aufgrund der ersten Folgen nur nicht erkennen.
Die behandelten Themen oder besser gesagt, Fettnäpfchen des Ministers sind eher nebensächlich, nichts, was jetzt wirklich staatstragend wäre. Natürlich könnte man nun den Witz auch darum stricken, dass man hier eben nebensächliches, belangloses so aufbauscht, dass es dadurch witzig wird. Mit irgendwelchen Grenzen muss man als Comedy ja brechen, sonst erhält man nur sehr weniger Lacher. Passiert in „The Thick of It“ leider überhaupt nicht.
Und das liegt meines Erachtens vor allem daran, dass man neben Malcolm Tucker keine einzige interessante und herausragende Figur in der Serie hat. Der Rest ist langweilig und hat überhaupt keine besonderen Eigenarten. Und normalerweise können die Briten das doch kaum wie ein andere Seriennation. Unterhaltsame und weirde Figuren kreieren.
Ich denke hier an so wunderbare Figuren wie Siobhan Sharpe aus „Twenty Twelve bzw. W1A“ , die schon allein aufgrund ihrer Persönlichkeit und Charaktereigenschaften aus dem Figuren Ensemble herausragte, mit Absicht, um sie dadurch von den anderen Figuren abzugrenzen und somit für einen gewissen Extralacher zu sorgen. Das macht man in „The Thick of It“ nur mit Capaldis Malcolm Tucker und das reicht hinten wie vorne nicht.
Peter Capaldi macht mit seiner aggressiven Art schon Spaß und als Freund des kleinen Wortes „fuck“ als Verstärkung der eigenen Meinung sollte man sich lieber die diversen Highlightclips zu Malcolm Tucker bei Youtube anschauen.
Die Figur des Malcolm Tucker ist auf der Insel berühmt, berüchtigt und beliebt. Und das auch vollkommen verständlich. Aber leider fehlt dieser Figur in „The Thick of It“ ein angemessener Gegenpart. Die Aggressivität des Malcolm Tucker verläuft leider ins Leere. Schade.
Zudem nervt mich ganz persönlich die Kameraführung. Ich finde hier übertreibt man den Wackeleffekt und die Realness, die man damit erreichen will. Mich lenkt das mehr ab als das es nutzt. Warum auch immer man der Idee anhängt, dass es sich dadurch mehr so anfühlen würde als säße man selbst mit den Kollegen im Büro und beobachte von vor Ort das Geschehen.
Also wenn ich im Büro sitze und einem Gespräch folge, wackel ich mit meinem Kopf ja auch nicht ständig hin und her. Da würden die Kollegen aber gucken. Und mich nach Hause oder in Behandlung schicken. Zurecht.
Man wird es meinen Ausführungen entnehmen können, für „The Thick of It“ würde ich keine Empfehlung aussprechen. Ich hätte mich vielleicht doch eher mit dem Vorbild „Yes Minister“ beschäftigen sollen. Aber ich dachte man könnte sich ja mal mit Peter Capaldi auf einer anderen Grundlage auseinandersetzen bevor ich in die neue Staffel „Doctor Who“ einsteige. Sollte man nicht unbedingt tun auch wenn mir Peter Capaldi schon gut gefallen hat.
Aber ein Malcolm Tucker kann nicht nur nicht die Gezeiten aufhalten, er kann leider auch nicht ganz alleine eine Serie retten. Lasst die Komplettbox daher ruhig in den Regalen verstauben. Da reichen völlig die Clips von Malcolm Tucker auf YouTube.
Bilder: BBC
wieder mal so ein artikel hier, bei dem man sich fragt, ob sich der autor ein bisschen zusaetzlich dazu informiert hat. humor ist natuerlich immer persoenliche geschmackssache und wenn du damit nix anfangen kannst: geschenkt. aber einen artikel ueber „the thick of it“ schreiben und nicht einmal erwaehnen, dass die serie von armando iannucci kreiert wurde, der daraus dann ein paar jahre spaeter mit ein paar anderen autoren „veep“ entwickelt hat, laesst mich schon arg zweifeln.
mal ganz davon abgesehen, sind hier im artikel die autoren nicht mal in der infobox genannt… warum nicht?
Hat er. Er hat dies nur in diesem Beitrag nicht erwähnt weil es aus meiner Sicht für meine „Bewertung“ der Serie vollkommen irrelevant ist, wer für die Serie verantwortlich ist und was daraus später mal wurde. Dafür gibt es den Wikipediartikel.
Mir ging es im Februar darum herauszufinden, ob die Serie mir gefällt und unterhält, und noch wichtiger, ob ich die Serie auf einer Party in der Küche – ganz subjektiv gesehen – weiterempfehlen würde.
Würde ich nicht. Und da spielt diese Rahmeninformation mal so überhaupt keine Rolle. Daher fehlen diese Angaben.
Aber schön, wenn du die Serie ganz im Gegensatz zu mir toll und unterhaltsam findest. Freut mich doch.
P.S.: Viel größer als bei uns mit der Autorennennung kann man es kaum machen. Vielleicht hätte sich da jemand etwas ausführlicher informieren müssen… ;)
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