Vor Kurzem gelang den Regie-Brüdern Joe und Anthony Russo das Kunstwerk, mit „Avengers: Infinity War“ ein krachendes Superhelden-Spektakel auf die große Leinwand zu bringen. Darin lieferten die beiden ein überzeugend ineinander verwobenes Aufeinandertreffen der Superlative ab. Ohne den Zuschauer zu überfordern, wechselt die Handlung zwischen verschiedenen Schauplätzen und den zahlreichen Figuren. Das Handwerk, um solch ein Mammut-Projekt zu stemmen, lernte das Regie-Duo bei TV-Serien wie Community und auch Arrested Development.
Ich habe mir die schräge Familienkomödie, um einen Sohn, der versucht seine dysfunktionale Familie zusammenzuhalten genauer angesehen.
Darum geht’s
George Bluth Sr., Oberhaupt der Familie Bluth und Chef von Bluth Company, kommt wegen eines Anlagenbetrugs und Veruntreuung von Firmengeldern in den Knast. So liegt es an Micheal, dem zweitältesten Sohn, sich um die verrückte Familie zu kümmern.
Das ist so toll daran
Den Reiz der Comedy machen besonders die exzentrischen Figuren und deren absurdes Verhalten aus. Allen voran Jason Bateman als Michael, dessen verzweifelter Kampf gegen den Irrsinn immer wieder für Lacher sorgt. Er ist der einzig verantwortungsbewusste in der Familie und kümmert sich nicht nur um die Firmen- und Familienangelegenheiten, sondern als alleinerziehender Vater auch um seinen Sohn George-Michael.
Michaels Sohn ist besonders amüsant. Er arbeitet, wie einst sein Vater, am Frozen-Banana-Stand seiner Familie. Gespielt wird er von Michael Cera, der aus Filmen wie „Superbad“ und „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ bekannt ist. Er ist die perfekte Besetzung für den schüchternen Jungen, der heimlich in seine Cousine Maeby verliebt ist. Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, ob Maeby tatsächlich seine Cousine ist, sodass George-Michaels Hoffnung stets fortbesteht.
Dann ist da noch Michaels Mutter Lucille, die trotz finanziellem Notstand, weiterhin in Saus und Braus lebt. Stets an ihrer Seite findet sich der dusslige Sohn Buster, der alles andere als eine Leuchte ist und häufig an Panikattacken leidet. Immer wenn er versucht sich von seiner Mutter loszukoppeln, zieht es ihn wieder zu ihr zurück.
Michaels Zwillingsschwester Lindsay steht ihrer Mutter in nichts nach und verbringt die meiste Zeit mit Shoppen und vermeintlich wohltätigen Aktionen. Sie ist unglücklich mit Tobias verheiratet, der sich selbst zum Schauspieler berufen fühlt, aber keine einzige Roller ergattert. Eine weitere Besonderheit an ihm ist, dass er ein sogenannter „Niemalsnackter“ ist, was ihn sogar dazu veranlasst in Hotpants zu duschen.
Witziger Fakt am Rande: Tobias ist auch in „Avengers: Infinity War“ in der Sammlung des Collectors zu sehen.
Kommen wir zu Lindsays und Tobias Tochter Maeby, die Cousine von George-Michael, die immerfort um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern buhlt und den anständigen George-Michael zu allerlei Unsinn überredet.
Und zuletzt ist da noch George Oscar Bluth, kurz Gob, Michaels ältester Bruder. Er ist ein erfolgloser Zauberer, der wiederkehrend an seinem großen Comeback arbeitet und in Sachen Beziehungen kein sonderlich glückliches Händchen hat.
„Illusion, Michael. A trick is something a whore does for money.“
Der kurzweilige Spaß wurde von Serienschöpfer Mitchell Hurwirtz erdacht und anders als Sitcoms, an Originalschauplätzen gedreht.
Produzent und Regie-Ikone Ron Howard führt als Erzähler durch die Episoden und taucht auch selbst als Gast in einzelnen Episoden auf. Auch sonst geizt die Serie nicht mit prominenten Gastauftritten wie dem Action-Star Carl Weathers oder Ben Stiller als Zauberer, der Gob gehörig Konkurrenz macht. Weitere Auftritte gibt’s u.a. von Zach Braff, Charlize Theron und Liza Minelli.
Die ersten drei Staffeln von „Arrested Development“ wurden von 2003 bis 2006 von 20th Century Fox produziert. Erst Jahre später nahm Netflix sich des Stoffes an und veröffentlichte 2013 eine vierte Staffel und machte die Serie damit zu einer Semi-Netflix-Original-Serie. Ab sofort ist auch die 5. Staffel auf dem Streamingportal verfügbar, wo es einige der Familienmitglieder nach Mexiko verschlägt. Das bietet jede Menge Anlass zu witzigen Anspielungen auf die derzeitige politische Lage in den USA.
Zuletzt geriet die Serie in die Schlagzeilen, weil George Bluth Sr.-Darsteller Jeffrey Tambor ausfällig gegenüber seiner Kollegin und Lucille-Darstellerin Jessica Walter wurde. Jeffrey Tambor war zuvor schon in die Kritik wegen sexueller Fehltritte am Set von „Transparent“ geraten, woraufhin man ihn feuerte. Die fünfte Staffel von „Arrested Development“ wurde allerdings noch vor dem Bekanntwerden dieser Ereignisse abgedreht.
Sein Verhalten ist unakzeptabel, dennoch finde ich es unfair gegenüber den zahlreichen anderen Mitwirkenden, die Serie deshalb abzulehnen. Der Cast und die Crew machen allesamt einen sehr guten Job – angefangen bei den versierten Autoren, über den talentierten Regisseuren bis hin zu den hervorragenden Schauspielern und Schauspielerinnen.
Arrested Development, Staffel 1-5 ist auf Netflix verfügbar.
Bilder: Fox/Netflix
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