„Die Passagiere gingen an Board und waren überzeugt, dies würde die beste Reise ihres Lebens werden. Wie falsch sie damit lagen.“
Ein Luxusliner und die Elite der Gesellschaft, die ein nicht so tolles Leben führt, wie sie vorgibt – im Grunde genommen ist das Grundkonzept des Netflix-Originals „High Seas“ (im spanischen Original „Alta Mar“) kein neues, jedoch schafft es die Serie trotzdem, spannend zu bleiben. Kann man sich schließlich einen besseren Ort für einen Mord ausdenken, als auf hoher See? Schwups, die Leiche geht über Bord und niemand erfährt etwas. Doch leider grenzt ein Schiff auch die Anzahl der möglichen Tatverdächtigen ein wenig ein. Aber Mord ist keinesfalls die einzige Intrige, mit der auf der „Bárbara de Braganza“ zu rechnen ist. Und leider auch nicht die schlimmste.
„High Seas“ Staffel 1 – darum geht’s
Spanien in den späten 40er Jahren. Die Schwestern Eva und Carolina Villanueva betreten das Luxusschiff Bárbara de Braganza auf dem Weg in ihr neues Leben in Brasilien. Eva ist eine aufstrebende junge Autorin, die dort ihren Verleger treffen möchte. Carolina währenddessen plant auf der Überfahrt ihren Verlobten Fernando, den Besitzer des Schiffes, zu heiraten. Doch leider scheint die beiden Schwestern ihre Vergangenheit, oder besser die ihres Vaters und Onkels, einzuholen. Und als sei das noch nicht genug Drama, gibt es eine blinde Passagierin, mehrere Morde, Schusswechsel und Vergewaltigungen. Obwohl dies auf den ersten Blick überzogen scheint und als wollte man jedes mögliche Drama dort unterbringen, schafft es „High Seas“ diesen schmalen Grad zu bewältigen.
Die Aufbereitung der Story
Durch die vielen Figuren, die in „High Seas“ auftauchen, wird es nie langweilig. Ob es die Dreiecksbeziehung zwischen einer Dienstmagd, einem Diener und seinem Herren ist oder aber das Band, das zwei gequälte Frauen zusammenschweißt. Auch wenn bei manch einer Charakterausarbeitung ein wenig Tiefgang fehlt, so gibt der Cast doch sein Bestes, den Figuren Leben einzuhauchen.
Die verschiedenen Handlungsstränge sind zudem leicht nachvollziehbar und führen nicht in ein wildes Knäuel von Verstrickungen. Auch wenn die Personen sich mehr oder minder alle untereinander kennen, so bleiben sie doch in ihrem Personenkreis, was es leichter macht, der Handlung zu folgen. Positiv überrascht hat mich zudem auch, dass Eva und Carolina zwar die Hauptfiguren sind, den anderen Figuren aber keinesfalls die Show stehlen. Was die Screentime betrifft, sieht man die anderen Charaktere meiner Empfindung nach fast genauso häufig wie Eva und Carolina. Verglichen mit den Nebenfiguren in anderen Serien ist es meines Empfindens nach deutlich mehr; vor allem, wenn man bedenkt, dass manche Nebenfiguren gar nicht in allen Episoden einer Staffel auftauchen.
Passt bis ins kleinste Detail: Kostüm, Maske und Szenenbild
Eines kann man der Serie „High Seas“ keinesfalls unterstellen: eine halbherzige Atmosphäre. Die Kostüme und das Szenenbild sind mit einer solchen Liebe und Sorgfalt gestaltet und zeigen imposant wie viel Mühe und Arbeit selbst in das kleinste Detail gesteckt wird. Sei es eine Vase, die eigentlich nur dazu dient, jemandem auf den Kopf geschlagen zu werden, oder die Lampe, die ganz hinten im Gang an der Wand hängt. Jedes noch so kleine Detail lässt uns tatsächlich glauben, wir befinden uns mit den Passagieren der Bárbara de Braganza in den späten 40ern.
Alles in allem
Schlussendlich kann man sagen, dass die erste Staffel von „High Seas“ ein gelungener Anfang ist. Durch die in Deutschland noch unbekannten Schauspieler büßt die Serie ebenfalls nichts von ihrem Charme ein, im Gegenteil. Man hat als Zuschauer oder Zuschauerin noch keine Meinung gegenüber den Schauspielern und kann sich somit vollends auf ihre Rollen einlassen.
Mich jedenfalls hat die erste Staffel der Serie trotz kleiner Abstriche vollends begeistert und ich bin gespannt auf die vor kurzem erschienene zweite Staffel. Beide Staffeln von „High Seas“ (im Original und auch im deutschen Vorspann übrigens „Alta Mar“) gibt es auf Netflix: seit Mai 2019 Staffel eins und seit November 2019 Staffel zwei. Zudem wurde für dieses Jahr noch eine dritte Staffel bestätigt.
Also wie geht es weiter und wie viele Leute werden noch sterben, bevor das brasilianische Festland erreicht wird? Und was hat es mit den Schiffbrüchigen auf sich?
Aber wie postuliert die Serie so schön:
„Manche Geheimnisse sind tiefgründiger als der Ozean selbst.“
Bilder: Netflix
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