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Von hier entkommt keiner

Serientipp: Himmelstal (Sanctuary)

17. Januar 2021, 16:31 Uhr
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Helenas Alltag ist von Monotonie geprägt, als sie einen Anruf ihrer eineiigen Zwillingsschwester Siri erhält. Lange hatten die beiden keinen Kontakt mehr. Als Kinder wurden sie getrennt, Siri wuchs bei ihrer Mutter auf, während Helena bei ihrem Vater blieb. Und nun lädt Siri sie aus heiterem Himmel in das Luxus-Sanatorium „Himmelstal“ ein, in dem sie vermeintlich aufgrund eines Alkoholentzugs lebt. Helena zögert, tritt die Reise nach Trentino dann aber doch an. Im Sanatorium angelangt, muss sie strengen Sicherheitsvorkehrungen folgen. Doch dann darf sie Siri in ihrer schicken Holzhütte besuchen, die inmitten einer traumhaften Landschaft steht. Bis Helena merkt, dass ihre Schwester sie nicht einfach so plötzlich eingeladen hat, vergeht nicht viel Zeit. Und Siris Bitte ist absurd: Hel soll einen einzigen Tag mit ihr die Rollen tauschen, damit Siri ihre Liebhaberin besuchen kann, die im Krankenhaus liegt, weil ihr Mann von ihrer Affäre erfahren und sie verprügelt hat. Helena winkt ab, doch Siri lässt nicht locker. Und obwohl Helena standhaft bleibt, findet sie sich am nächsten Morgen alleine in Siris Holzhütte wieder, von Siri keine Spur.

Als ich die Beschreibung der schwedischen Thriller-Serie, die auf dem gleichnamigen Roman von Marie Hermanson basiert, das erste Mal gelesen habe, war ich direkt drin und die Serie erreicht das gleiche: Die „falsche“ Zwillingsschwester steckt im Sanatorium fest und kann niemandem beweisen, dass sie nicht die ist, die in dieser Einrichtung sitzen sollte. Doch wer sollte ihr das schon glauben, ist Siri doch dafür bekannt, die Insass*innen und Therapeut*innen zu manipulieren, wo es nur geht. Es wirkt aussichtslos. Aber immerhin meinte Siri ja, dass sie nur einen Tag mit Helena tauschen wolle. Dann wird sie schon wiederkommen. Oder vielleicht doch nicht?

Helena lernt schnell, was es heißt, keine Freiheit mehr zu besitzen und merkt auch, dass in diesem luxuriösen Sanatorium nichts wirklich so ist, wie es scheint – genau wie ihre Schwester wegen viel mehr als einem Alkoholentzug in der Klinik ist… oder besser gesagt: war. Während ihres Aufenthalts kommt Helena jedenfalls so manchen Ungereimtheiten im Sanatorium auf die Schliche und steht immer wieder vor dem Konflikt, mit aller Macht zu behaupten, Helena zu sein oder die Rolle der Siri zu spielen, um in der Klinik zwischen den anderen Erkrankten zu überleben. Und im Laufe der Zeit ereilt mich dann doch das ein oder andere Mal der Gedanke: „Was, wenn Helena wirklich Siri ist?“

„Ich bin keine Psychopathin.“

Unser eigenes Stückchen Himmel

Dass Josefin Asplund („Vikings“) die beiden Zwillingsschwestern Hel und Siri spielt, wirkt in den gemeinsamen Szenen zwar etwas gestelzt und ich muss einfach immer darauf achten, wie in den meisten Szenen versucht wurde, die beiden eben nicht gleichzeitig im Bild zu zeigen. Dennoch mag ich ihre Verkörperung der zunächst verzweifelten, später leicht trotzigen Hel, die versucht, in ihrem neuen Umfeld zu überleben, in dem sich ihre Schwester bereits einen ganz speziellen Ruf erarbeitet hat. Und auch das Personal von Himmelstal spielt überzeugend: Matthew Modine, den vermutlich viele als Martin Brenner aus „Stranger Things“ kennen, spielt den etwas mysteriösen Psychiater Dr. Fisher, in den man schnell viel Hoffnung legt, dass er versteht, was hier schief läuft. Oder können wir ihm nicht trauen?

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Als Dr. Kowalska (Agnieszka Grochowska) im Sanatorium neu eingestellt wird, entflammt direkt der nächste Hoffnungsschimmer, der irgendwann zu Dr. Silva (Philip Arditti) überspringt. Und was ist eigentlich mit Siris Nachbarin Margot (Barbara Marten), ist sie wirklich die kalte (dauerhaft rauchende), britische Frau, die sie vorgibt zu sein, oder kann Hel vielleicht doch früher oder später mal zu ihrem eigentlich guten Kern durchdringen? Und dann wären da noch der Security-Chef Redpath (Will Mellor) und Insasse Carol (Richard Brake) – können wir ihnen nicht vielleicht etwas Vertrauen schenken?

Ja, eigentlich beschreibt das Auf und Ab von Hoffnungsschimmern ganz gut, wie man als Zuschauer*in durch die acht Episoden „Himmelstal“ strauchelt. Die Ungerechtigkeit, die diese Situation für die Protagonistin mit sich bringt, war für mich nur schwer auszuhalten – und auch wenn die Story an manchen Punkten etwas vorhersehbar und manchmal auch etwas überzogen ist, ist es insgesamt doch wirklich spannend, den Ereignissen zu folgen, die auch einige Twists mit sich bringen. Dabei ist das grandiose Südtiroler Setting aus Bergen, Seen und viel Natur purer Augenschmaus – und wirkt im Rahmen der Geschehnisse gleichzeitig bedrückend, erschlagend, ausweglos und lässt die Ohnmacht der Protagonistin entfalten.

Die Schakale ziehen ihre Kreise

Die Ungewissheit auf das Ende der ersten Staffel ist definitiv ein starker Antrieb, die einzelnen Folgen in schnellem Tempo aufzusaugen. Und dann ist auch noch unklar, ob es eine zweite Staffel der Thriller-Serie geben wird. Zerreißprobe! Staffel eins ist ein klarer Serientipp für alle, die auf spannende Unterhaltung stehen, sich auf ein Spiel mit Identitäten einlassen wollen und es vertragen können, auch ein bisschen Blut zu sehen. Dabei sprengt „Himmelstal“ zwar nicht alle Erwartungen, schafft es aber, dass man sich als Zuschauer*in schnell mit der Protagonistin identifiziert und gemeinsam mit ihr nach einem Ausweg sucht.

Die erste Staffel „Himmelstal“ ist aktuell via Sky Go und Ticket abrufbar. Achtung: Im nächsten Trailer verbergen sich einige Spoiler!

Bilder: © CMORE/TV4

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Sonntag, 17. Januar 2021, 16:31 Uhr
Drama
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