Vor einem Monat ging die Dramedy-Serie Love auf Netflix online, die ich so ziemlich in einem Rutsch durchgebinged habe. Durch den Austausch von Meinungen mit größtenteils Leuten, die erst häppchenweise die Serie konsumiert haben, scheint es mir so, als würde sich die allgemeine Resonanz sich irgendwo mittig bewegen. Aus diesem Grund widme ich diesen Beitrag denjenigen, die noch unentschlossen sind, ob sich der Zehnteiler wirklich lohnt.
Inhalt und Charaktere
Dreh- und Angelpunkt in Love ist das Leben der Protagonisten Mickey (Gillian Jacobs), eine Programmmanagerin (Mmmm, dreimal M …) beim Radio und Gus (Paul Rust), eine Lehrkraft am Filmset. Durch einen Zufall lernen sich beide kennen, als sie gerade versuchen sich mit den Nachwirkungen ihrer letzten Beziehung auseinanderzusetzen.
Als Begleitungen im Alltag zählen beispielsweise Mickeys Mitbewohnerin Bertie aus Down Under, die gern voller Stolz von ihrer Sauffestigkeit erzählt oder Gus‘ pubertierender Schützling Arya, der lieber seinen Kopf in YouTube statt Bücher steckt und auch sonst eher das macht, was Kinder in dem Alter eben so machen, um Erwachsene auf die Palme zu bringen.
Was mich überzeugt hat
Generell bin ich sehr davon angetan, wenn Geschichten – egal, welches Genre sie auch angehören – die Dinge sowohl inhaltlich als auch produktionstechnisch so präsentieren, wie sie roh und schonungslos sich auch im wahren Leben wahrscheinlich ereignen würden. Bei dieser Odyssee hat es sich besonders bemerkbar gemacht, als mir immer wieder aufgefallen ist, wie sehr sich die Handlung in ihrem Verlauf sich von meinen Wunschvorstellungen entfernt hat.
Was passiert und wie ich es gerne hätte – weil ich es gerade in der Sparte von Romantik und Comedy anders bisher nicht gewohnt bin – sind also zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein können. Diese Erkenntnis lässt sich durch die Figuren der Serie eben so gut feststellen wie der Inhalt selbst. Charakterlich gewegen sich alle Äußerlichkeiten enorm weit weg vom stereotypischen Idealbild. Es ist fast so, als würden sie einem sagen: „Du kannst mich mal! Ich werde nich einfach so, wie du mich gerne hättest!“ – subtil, aber dennoch in your face.
„Every bug can fly, is poisonous, and has Ebola until it’s proven innocent.“ (Mickey)
Nicht unwesentlich spielt selbstverständlich auch der direkte Humor eine Rolle: Durch die eben erwähnte unkonventionelle Art der Erzählung und das hierbei entstehende Überraschungsmoment auf der Seite des Witzes, habe ich mich des Öfteren irgendwie angenehm ertappt gefühlt. Besser kann ich dieses Empfinden gerade nicht beschreiben.
Interessantes
Gus‘ Schutzbefohlene Arya wird von Iris Apatow, der jüngeren Tochter von Judd Apatow – einer der Schöpfer der Serie – gespielt, die bereits unter der Regie ihres Vaters in „Knocked Up“ und „This Is 40“ zu sehen ist. Ebenso namhaft wie ungewohnt ist auch die Beteiligung von Steve Buscemi als Regisseur von S01E07, meiner bislang Lieblingsepisode.
Eine kleine Bilderparade
Bilder: Netflix
Also ich hatte ja am Anfang meine Probleme mit der Serie, bin nicht so richtig reingekommen. Aber Kien, Du hast ja gesagt, ich solle dabeibleiben – und das habe ich auch getan. Hat sich definitiv gelohnt, denn im Schlussspurt wird die Serie richtig nice. Die verkorksten Dates in den Restaurants, die (nur scheinbar) vollkommen belanglosen Gespräche über irgendwelche Alltagsthemen, die vielen zwischenmenschlichen Kleinigkeiten – das hat schon was, muss ich sagen. Und ja, bei einigen Macken der Figuren fühlt man sich selbst ertappt. :-)
Sehr schön! :)
Es wird meiner Meinung nach sehr viel zwischen den Zeilen kommuniziert, was eine hohe Kunst ist, wie ich finde.
Hm, ich muss scheinbar noch über diesen Schwellwert um zum Schlussspurt zu kommen. Bisher sehe ich immer wieder nette kleine Ideen und Szenen, aber insgesamt doch recht zähe und lang anfühlende Folgen ohne wirklichen Witz (der ja auch nicht da sein soll, aber wirklich bingen kann ich das eben nicht wie gedacht). Aber ich werde es noch zuende sehen, versprochen! :)
Ist wohl wie guter Wein, der ein Weilchen braucht um zu reifen … :D
Nein, im Ernst: Obwohl es den Label „Comedy“ trägt, finde ich, dass es sehr viel Tiefgang hat – es ist eher näher dran an OITNB als TBBT. Dementsprechend verläuft die Verarbeitung vermutlich auch anders.
Wenn möglich sollte man mehr als nur eine Folge am Stück schauen, finde ich – vielleicht setzt sich ja dann das „Aroma“ frei :D
Hab am Wochenende endlich Love angeschaut. Und was soll ich sagen: Habe allein am Samstag die Folgen 4 bis 10 gesehen :D (und dann natürlich gleich mit Staffel 2 weiter gemacht).
Sehr nice, da wirklich schonungslos nah an der Realität. Gus und Mickey mag ich sehr. Das Setting ist auch schön. Nicht ganz so durchgestylt wie bei Flaked (im Sinne von Hispter-Venice), von daher auch authentischer.
Von mir gibt es auch 4 Krönchen.
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