Es war einmal – noch lange vor #metoo „leaked nudes“ und „revenge porn“ – ein gestohlenes Sextape. Und zwar nicht nur irgendein Sextape, sondern die pikanten Privataufnahmen von keinen geringeren als dem damals wohl obszönsten Hollywood-Pärchen: Playboy-Model Pamela Anderson und Bad Boy Rocker Tommy Lee.
Es ist der vielleicht berühmteste Celebrity-Diebstahl der Welt. Und vermutlich der erste virale Videocontent im Internet, welches 1995 nun wirklich noch Neuland war. Die 8-teilige Hulu-Serie „Pam & Tommy“ thematisiert den Sextape-Skandal und kommt dabei als geballte Ladung Sex, Drugs and Rock n Roll daher – eingefärbt in knallige 90er Nostalgie. Verkörpert wird das Skandal-Paar dabei von Sebastian Stan und Lily James. Allein deren glänzende Performances als wahre Ebenbilder von Pam und Tommy – ohne sie dabei zu karikieren – machen die Serie sehenswert. Outfits, Frisuren & Make-up, Web-Grafiken, Soundtrack und popkulturelle Referenzen tragen mit viel Liebe zum Detail den Rest zur gelungenen 90ies Inszenierung bei. Die Reise des berühmt-berüchtigten „Honeymoon-Tapes“ von Tommys Tresor ins World Wide Web verfolgen wir in der Storyline von Rand Gauthier (Seth Rogan). Ein von Tommy Lee gefeuerter Zimmermann, der den besagten Safe in einem Racheakt aus der Anderson-Lee-Villa raubt. True Crime trifft hier auf Comedy. Denn dem unbeholfenen Rand geht bei seinem Clou so ziemlich alles schief. Er verdient quasi nichts am Verkauf des Bandes – erfindet aber mit dessen Verbreitung via Webpage unfreiwillig den Online-Porno.
Den Charakteren beim (langen) Laden von schlecht designten Webseiten zuzuschauen oder ihren Unterhaltungen über „dieses Internet“ zu lauschen, ist aus heutiger Sicht kaum zu fassen und natürlich urkomisch. Aber nicht nur hier versuchen die Figuren über Phänomene zu sprechen, für die es damals noch keine Worte gab: Auch die aus jetziger Perspektive klare Misshandlung der Privatsphäre des Paars wird beleuchtet und es wird schmerzlich klar, wie tragisch und traumatisch die ganze Geschichte besonders für Pamela Anderson gewesen sein muss. Inmitten des Skandal-Trubels musste sie auch noch eine Fehlgeburt verarbeiten. Außerdem war der „Baywatch“-Star eigentlich gerade dabei, sich ernsteren Rollen zuzuwenden und ihr Playboy-Image abzustreifen – ein Vorhaben, dem das Sextape einen Strich durch die Rechnung macht. Während Tommy Lee als cooler Typ gefeiert wird, wird Pam zur Punchline. Was heutzutage klar als Verbrechen gelten würde, war in Pam und Tommys Ära einfach ein absolutes Novum.
Obwohl die Serie genau diese Doppelmoral deutlich anprangert und man als Zuschauer mit Pamela sympathisiert, wurden mit der Veröffentlichung auch kritische Stimmen laut. Angeblich hatte die echte Pamela Anderson der Serie wohl nie zugestimmt. Ist die Serie unterhaltsam? Auf jeden Fall! Hinterlässt die Tatsache, dass Pamelas Trauma hier gegen ihren Willen thematisiert wird, einen Nachgeschmack? Leider ja.
Bilder: Hulu
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