Ich bin ja ein Kind der 80er Jahre. Also, ok, eigentlich der 70er Jahre, da bin ich geboren. Bewusst wahrgenommen habe ich aber erste die 80er Jahre, mit der prägnanten Synthesizer-Musik, den ausladenden, bunten Textilien und den funktionalen, gradlinigen Autos. Trotz aller Skurrilitäten: Ich mochte die 80er, und ich mag sie heute noch. Umso erfreuter war ich, als ich entdeckte, dass Amazon Video eine Serie veröffentlicht hat, die sich mit den 80er Jahren beschäftigt und diese sogar enthusiastisch zelebriert: Red Oaks. Nach zehn Folgen Staffel 1 kann ich sagen: Danke für die Zeitreise, Amazon, hat großen Spaß gemacht.
Worum geht’s? (spoilerarm)
David Meyers studiert an der New York University und steht vor der Entscheidung, eine Vertiefungsrichtung zu wählen. Sein Vater geht davon aus, dass David ihm nacheifert, um später im Familienunternehmen einsteigen zu können. Darauf hat David aber offensichtlich gar keine Lust. Er heuert erstmal im Country Club in New Jersey als Tennislehrer an. Seine Freundin Karen arbeitet ebenfalls dort, als Fitnesstrainerin, außerdem sein Jugendfreund Wheeler als Valet, der ein Auge auf Rettungsschwimmerin Misty geworfen hat. Im Club trifft er zunächst auf den Tennislehrer Nash, der sich im Club etabliert hat und weiß, wie dort was läuft. Er nimmt sich David an und führt ihn ins Clubleben ein. Dann sind da noch Barry, ein ziemlich schräger Fotograf, und Doug Getty, der mürrische Clubpräsident, mit seiner Tochter Skye.
Die Figuren
Die Serie konzentriert sich auf ein gutes Dutzend Figuren – das reicht aber schon, um für eine abwechslungsreiche und mitunter überraschende Handlung zu sorgen. Klar, einige Figuren sind ziemlich stereotyp angelegt, dafür aber sehr gut besetzt. Mir haben vor allem Ennis Esmer als Tennislehrer Nash sowie Richard Kind und Jennifer Grey (jepp, ‚Baby‘ aus dem 80er Jahre Klassiker Dirty Dancing) als Davids Eltern gefallen. Auch Barry, als Figur ziemlich unsympathisch ist klasse von Josh Meyers gespielt. Alle spielen wirklich großartig und überzeugen in ihren Rollen. Da auch die übrige Ausstattung stimmt, fühlt man sich schnell heimisch im Country Club – und in den 80er Jahren.
Das Schöne an dem Setting ist, dass unter den Figuren keine als besonderer Held hervorsticht. David ist zwar der Protagonist, der die Handlung trägt, aber alle Figuren haben ihre Berechtigung und tragen zum mitunter großen Spaß bei. Wenn Wheeler Misty beim Einparken der Caddys trainiert und sie mit einem alten Tape umgarnt – das ist schon witzig. Oder der schmierige Barry, der ein falsches Spiel spielt und mit billigen Tricks bei den Frauen zu landen versucht – hoher Fremdschämfaktor inklusive. Oder der schöne Einfall zur Mitte der Staffel, wenn David und sein Vater die Welt jeweils aus den Augen des anderen sehen – irgendwie eine nette Episode.
Die Produktion
Die erste Staffel ist bei Amazon Prime verfügbar, zehn Folgen à 26 Minuten gibt es, eine zweite Staffel wird in diesem Jahr nachgeschoben. Bei der Serie kommt mit Steven Soderbergh und Gregory Jacobs das Produzentenpaar von The Knick wieder zusammen. Jacobs hatte auch die Idee zur Serie und hat an allen Folgen mitgeschrieben. David Gordon Green hat bei verschiedenen Folgen Regie geführt, unter anderem beim Piloten und beim Staffelfinale. Ich hoffe, dass die Produzenten das Niveau in der zweiten Staffel werden halten können, damit auch der nächste Ausflug in die 80er Jahre wieder so amüsant wird.
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